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Cholerabrunnen

Cholerabrunnen

Titel: Cholerabrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Jahnke
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dabei fühlen, Weinert!“
    Der schluckt. So ein Starrsinn! Woher sollten denn die Deutschen nur zwei Tage nach dem Angriff falsche Bilder haben? Angeblich brach doch die gesamte Infrastruktur schon zusammen und der 8. Mai war nur noch eine Formsache, oder? Stimmte das auch nicht? Er könnte toben, sich auf dem Boden wälzen. Nein, er lässt es. Er weiß schon… das sähe nur… billig und zum Schießen aus. Aber er ist sich sicher… diese Schüsse fielen, die Toten gab es auch und man könnte es sogar beweisen, wenn diese Typen, die jetzt ungehindert in den Moritzburger Wäldern nach angeblich noch verschollenen Wettinerschätzen suchen, mal für ein, zwei Tagen mit ihren Metalldetektoren die noch im alten Zustand belassenen Elbwiesen abklappern würden. Immerhin gab es ja bei einigen Arbeiten in den Elbauen schon vor Jahren Klagen von Bautrupps, deren Gerätschaften wegen sehr vieler metallischer Funde immer wieder beschädigt wurden. Selbst darüber macht sich natürlich keiner Gedanken… oder man will alles von Amtswegen verdrängen. Er könnte… na ja, er hält sich zurück, versucht lieber, die Gedanken zu ordnen und darauf zu hoffen, dass diese andere Aktion von Erfolg gekrönt sein wird.
     
    Rolf Mauersberger steht am Bahnhof. Es war ein vages Gefühl. Er rief in Westfalen an. Nein, er gab die Hoffnung noch lange nicht auf, dass man die Wagners zur Herausgabe von eventuell vorhandenen Informationen bewegen könnte. Sie gewannen vielleicht erst einmal eine Schlacht… hatten auch noch menschliche Verluste, die er nicht einmal seiner Gruppe… also jedenfalls nicht der inneren zuzuschreiben hat, aber den Krieg… den entscheidet er sicher für sich.
    Die Haushälterin war dran. Oder vielleicht auch eine Nachbarin. Zumindest eben in diesem Haus. Das Telefon wurde nicht umgestellt, wie es die Post jetzt anbietet. Jemand passt aufs Haus auf.
    Die Herrschaften wären auf Reisen. Wohl nach Sachsen. Man rechne mit der Rückkehr noch in dieser Woche.
    Sachsen… Herrschaften… die haben doch einen Klaps, oder? Ja, er mag auch alte Riten und diese Zeiten, in denen die Welt zumindest nach außen hin noch in Ordnung schien. Aber so etwas… da fragt man sich doch, wie das alles enden soll.
    Sachsen. Die sind hier. Aus welchen Gründen auch immer. Vielleicht, um sich den Ort anzusehen, an dem ihr Sohn starb? Angeblich soll der noch nicht gefunden worden sein. Egal, sie sind hier. Er weiß es. Und er wird sie finden. Wenn Bauer diesmal mitspielt. Der hat Verbindungen, die er einfach nicht richtig zu nutzen weiß. Trottel!
    Da kommt er schon. Sie treffen sich nun fast alle zwei Tage. Langsam wird all das lästig. Er will einen Erfolg und doch rutschen sie immer mehr in irgendwelche nicht definierbare Gebilde, Netze ab, die entweder Weinert oder die Polizei knüpft. Gibt es vielleicht noch eine dritte Kraft neben ihnen? Er schluckt, grüßt Bauer und sie gehen an den Kaffeestand, wo sie den braunen Muntermacher zumindest aus tassenähnlichen Plastikgefäßen trinken können. Mauersberger hasst diese Pappbecherkultur der Wendejahre.
    „Und, Erfolg?“
    Erfahren die anderen, dass sie sich hier ohne sie treffen, gibt es wieder stundenlange Diskussionen. Darum halten sie das Treffen auch kurz und beschränken sich auf das Wesentliche.
    „Ja, kamen mit dem Flieger und müssten noch in Dresden sein. Rückflug wurde für morgen vorgesehen. Linienmaschine nach Köln-Bonn.“
    Na also! Er wusste es und kann sich wenigstens einmal auf die Schulter klopfen.
    „Hotel?“
    Bauer schüttelt den Kopf.
    „Muss von jemandem Anderen gebucht worden sein. Keine Informationen, keine Buchungen auf ihre Namen!“
    Mist! Nun, dann macht er es eben anders. Wenn sie vom Flughafen fliegen, bucht er einen eigenen Platz in der gleichen Maschine.
     
    Der Regen treibt ihn durch die Stadt. Der Wagen steht drüben an der Schießgasse. Er hasst diese Nähe zur Polizei, doch da findet er wenigstens einen Platz. Nicht mehr so einfach wie zu Zeiten, in denen es wenige Autos gab und mancher Polizist einem gar noch einen Platz freiräumte, wenn er erkannte, man kam aus dem Westen. Na ja, Klischee… er erlebte es nicht, hörte nur davon.
    Er braucht etwas Wärmendes. Nicht zu schwach. Er schaut hinüber zum Pavillon der Wiederaufbaugesellschaft. Gar nicht weit entfernt steht noch einer für den Neumarkt. Kirche und Platz… zwei Gebäude, zwei Aktionen, Streit untereinander über Abläufe und Möglichkeiten, sich zu umgehen… anstatt zusammen zu

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