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Cholerabrunnen

Cholerabrunnen

Titel: Cholerabrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Jahnke
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das sie erfolgreich von den Amerikanern übernehmen durften, in sich zusammenzubrechen. Das wiederum darf einfach nicht geschehen.
     
    Weinert ließ es sich nicht nehmen. Er selbst ordnete die Überwachung von Mauersberger an. Dem, gibt er ehrlich zu, traut er keinen Meter weit. Der ist doch mit allen nur denkbaren Wassern gewaschen und wird ihn ganz schnell ausbooten. Nun denn… er tat seinen Teil dazu, trat sicher recht stark und mit einem Hauch von Überheblichkeit, gar Arroganz auf, bot ihnen gleich seinen Plan an, zu dem er auch noch einen Ordner mit entsprechenden Erklärungen besitzt. Von dem sprach er zwar hin und wieder, gab ihn jedoch nicht heraus. Hat alles seine Gründe. Mögen sie es nun glauben oder auch nicht… er darf schließlich nicht alles herausrücken, sonst ist er schneller Geschichte, als er zählen und es erwarten kann.
    Er flucht in sich hinein.
    Die melden sich nicht. Vereinbart war, der Bauer klärt einiges mit seinen Bekannten in der Stadtverwaltung. Dann sollte Schnittge sich mit einem der Bullen gut stellen. Angeblich hat er da einige, die hier in Dresden gerade erst angefangen haben, die Zweitbesetzung also nach der Wende, und die könnte er auf seine Seite ziehen… wie auch immer das wohl aussehen mag. Und der Frenzel, der ihm die gleiche Arroganz entgegenschleudert, die er ihm gegenüber empfindet, der wollte sich um neue Katasterkarten kümmern. Woher? Na, die haben doch für alles Bibliotheken und so weiter. Früher kam man als Normalbürger aus gutem Grund nicht an alles heran. Hätte ja den Feind interessiert. Und der war stets wachsam und gegen den Kommunismus unterwegs. Ja, den erreichten sie nicht. War nur ein mäßig ausgeprägter, dafür aber bald ziemlich pleite erscheinender Sozialismus. Davon will heute eh’ niemand mehr hören. Ist er ehrlich zu sich selbst, kann er dieser Tage weitaus mehr erreichen. Na ja, wenn er sich zumindest dazu hält. Damals war er von anderen abhängig. Nach dieser Aktion hier… ist er es von niemandem mehr.
     
    „Hier, Herr Weinert, das habe ich noch zum Luftangriff gefunden.“
    Alte Zeitungsartikel. Die Aufklärungsfotos und die Filme, die wären wichtig. Die Amerikaner nahmen alles auf. Natürlich. Hatten ja auch ein Problem mit ihrer Stärke und Größe. Haben sie heute noch. Er grinst. Aber sie legen den Schleier des Vergessens darüber. Nein, sie negieren sogar, was viele Augenzeugen gesehen haben wollen. Man kann ihm sicher eine ganze Menge vorwerfen. Er verriet Kollegen, machte deren teuer erkaufte Westreisen zu runden Geburtstagen Verwandter ersten und zweiten Grades zunichte und schaffte es auch, kleine Plänkeleien dermaßen aufzubauschen, dass einige für ihn und seinen Apparat arbeiten mussten, wenn sie nicht mit Zuchthaus rechnen wollten. Pha, denkt er… Im Falle des Falles hätte man auch 1989 noch jemanden standrechtlich erschossen. Dann widmet er sich den Artikeln. Wird nicht viel Neues drinnen stehen!
     
    „Sie können mir da sagen, was immer Sie wollen, Weinert. Ich glaube nicht an Ihre Tieffliegerangriffe über Dresden. Das ist und bleibt Quatsch. Die fanden nicht statt. Es ging einzig und allein um Industrieanlagen. Und die Bahnlinie sollte zerstört werden. Immerhin war hier mal ein wichtiger Knoten- und Nachschubpunkt!“
    Der Leiter der Arbeitsgruppe ‚13. Februar’ schaut mit hochrotem Kopf auf den fetten Mann, der mit ein paar Kopien alter Zeitungsausschnitte vor ihm herumwedelt.
    „Und woher sind dann diese Fotos? Müssen doch von irgendeinem Bomberpiloten sein… oder eben von diesen Tieffliegern. Ich kenne mich da nicht aus, aber ich sehe, was war!“
    Weinerts Gegenüber grinst.
    „Sehen Sie es doch einmal so… Sie haben keine Ahnung von Fliegern und es gab keine Tieffliegerangriffe über den Elbwiesen. Warum auch? Jeder wusste damals, bis hin zum Generalstab der Alliierten, dass die Stadt voll mit Flüchtlingen war. Warum sollte man die vernichten? Gerade die Amerikaner und die Engländer standen damals schon auf dem Standpunkt, es seien nun langsam genug der Toten. Und diese Bilder… na ja, man kann vieles stellen. Wenn ich mir im Militärhistorischen Museum so eine Bomberkanzel ansehe, sie fotografiere und günstig zurecht schnipsle, kann ich fast jedes Bild darunterlegen und schon habe ich Elbwiesen mit Tieffliegern… oder gar Bomber, die dort landeten. Alles möglich. Gerade bei der noch schlechteren Filmqualität würde man nichts feststellen. Man kann alles fälschen und sich auch noch gut

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