Cholerabrunnen
versuchen, Kosten zu minimieren. Na ja, mit Spendengeldern kann man eben so umgehen. Er schluckt. Es geht ihn nichts an. Er wird sicher nicht spenden, und da er sich für all diese Dinge nicht interessiert, sind seine Informationen auch nur aus zweiter, gar dritter Hand… oder eben aufgeschnappt beim Spaziergang vom Cholerabrunnen zum… Hotel. Ja, da ist er eben. Wie von selbst treibt es ihn durch die Drehtür, nickt er dem Pagen zu und setzt sich an einen der mehr für Kaffeegäste gedachten Tische. Natürlich kommt gleich einer der Kellner und er bestellt einen doppelten Scotch. Danach wird es ihm besser gehen. Hofft er…
Gedankenverloren greift er nach der Zeitung am Nachbartisch. Niemand sitzt dort. Er blättert und findet nichts Gescheites, bekommt seinen Scotch, nippt daran und fühlt gleich die wohlige Wärme aufsteigen. Ganz von unten scheint sie zu kommen. Die kalten Zehen brennen fast. Na ja, übertrieben, aber passend zu seinen Gefühlen. Denn…
Er will sich die Augen reiben, lässt das aber, schaut auf die drei Personen, einen Mann und zwei Frauen unterschiedlichen Alters, die eben aus dem Fahrstuhl treten, sich an der Rezeption einen Stadtplan geben lassen und wohl ein paar Schritte nach draußen unternehmen wollen, wobei sie das Wetter nicht einmal abschreckt.
Schnell springt er auf, legt ausreichend Geld auf den Tisch. Der Kellner kümmert sich nicht weiter darum. Man kennt ihn hier, würde nicht annehmen, er wolle die Zeche prellen. Außerdem ist sein Trinkgeld immer dermaßen hoch, dass sogar einmal der Kellner aus vergangenen Prämien die offene Rechnung begleichen könnte und nicht wirklich viel einbüßt.
Er läuft, zieht sich seinen hellen Mantel über, der passend zu den Temperaturen recht dünn scheint, stellt den Kragen auf und zieht den Hut ins Gesicht. Er tut es so selbstverständlich, dass niemand auf eine Verfolgung tippen würde. Eher auf Schutz vor diesem unmöglichen Wetter vor der Drehtür.
„Komm, gehen wir, Mama. Oder kennst Du diesen Mann?“
Mauersberger trat einfach hinter sie und grüßte, als würde er sie schon lange kennen. Niemand scheint dies zu beobachten. Er ist wachsam. Der junge Mann, der von Hauseingang zu Hauseingang unauffällig folgt, entging ihm nicht, aber er trägt absichtlich die Hände nicht in den Taschen, was man ja als eine bedrohliche Haltung ansehen könnte. Außerdem sieht er während des wirklich kurzen Gespräches, das der da seine Aufgabe nicht nur nicht zu ernst nimmt, sondern zusätzlich bei dieser Witterung keine Lust verspürt, sich um irgendwelche Manöver möglicher Gegenseiten zu kümmern. Wenn die Polizei so funktioniert… braucht er sich nicht einmal Sorgen darüber zu machen, ertappt zu werden, wenn sie am hellerlichten Tage beginnen, den Neumarkt aufzugraben und nach einem auf Weinerts Karte verzeichneten möglichen Einstieg zu suchen.
Er grient und Frau Wagner schaut ihn gleich entgeistert an.
„Es geht um Ihren Sohn und Ihren Großvater.“
Sebastian Wagner schnauft.
„Sie… Sie waren das?“
Er will dem Polizisten winken, der sich eben die Auslagen des Meißenshops unten am Hotel anschaut, vielleicht in der Scheibe das Spiegelbild von ihnen sucht, sicher bei diesen Wolken und der gänzlich dahinter verschwundenen Sonne wenig Glück dabei hat.
„Ich war gar nichts. Ich gebe zu, ich wollte ihn auch gern befragen… Ihren Sohn. Ihren Großvater vielleicht auch, aber der starb ja schon Ende der Vierziger, oder?“
Nun stöhnt Sabine Wagner auf.
„Weiß denn hier jeder Bescheid? Jetzt verstehe ich Opa, warum er unbedingt nicht nach Dresden zurück wollte. Oh Mann, Mama, warum hast Du nur Marcus’ blöde Studienidee zugelassen?“
Klatsch… sie konnte nicht anders. Sabine schreit auf, der Polizist dreht sich um und kommt herübergerannt. Veronika Wagner hält sich nun die Hand und ihre Tochter die Wange.
„Alles in Ordnung?“
Sebastian ist das peinlich. Er nickt und der junge Ordnungshüter geht wieder hinüber, mustert vorher noch Mauersberger, ohne ihn jedoch wirklich einschätzen zu können.
„Ich versichere Ihnen noch einmal, Frau Wagner… ich war es nicht. Sie kennen mich… Und doch habe ich Fragen. Wir sprachen ja schon miteinander. Da gaben Sie mir damals den Hinweis und ich dachte, ich könnte Sie heraushalten, alles mit Ihrem Sohn besprechen. Aber… da war leider jemand schneller.“
Sebastian will den Polizisten rufen, doch Mauersbergers Hand zuckt in seine Manteltasche. Der junge Mann lässt
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