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Cholerabrunnen

Cholerabrunnen

Titel: Cholerabrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Jahnke
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Natürlich auch darum, weil es in ihrer Familie keinen Verbrecher geben und man die einfache DNS-Datei immer wieder leeren muss, ist ein Fall, zu dem eine Probe genommen wurde, abgeschlossen. So, denkt er, kommen sie nicht weiter. Ist aber nicht sein Fall. Zech lässt sich sicher wieder etwas ganz Spektakuläres einfallen und alle schreien dann ‚Ah’ und ‚Oh’ und… na ja, egal. Er hält sich raus.
    Langsam wandert er weiter. Die Schuhe sind hin. Waren nicht teuer. Gab es bei Stiller drüben an der Wilsdruffer Straße. Konnte er sogar noch einmal umtauschen, weil die Sohle nach einem halben Jahr brach. Die hier sollten länger halten. Man versprach es ihm. Nun kann er sie wegwerfen und wird sich nicht einmal das Geld zurückholen können. Er hätte ja Gummistiefel der Polizei nehmen können. Na ja, manchmal ist man eben der Verlierer… oder der, der sich neue Schuhe kaufen darf.
    Längst tropfen sie nicht mehr. Nur seine Socken und damit auch die Füße in den Schuhen quietschen. Alles ist schön dreckig. Da sie einen Teil des Platzes sperrten, sehen erst sehr Wenige sein Malheur. Nun jedoch will er weiter, nicht zum Präsidium, sondern zu dieser neuen Baustelle dort drüben, die es erst seit zwei Tagen gibt.
    Heber GbR. Das steht an den Fahrzeugen dran. Und die Bauarbeiter schuften ganz schon. Ob sie eine bessere Bezahlung erhalten? Kann er sich in diesen Zeiten nicht so recht vorstellen. Egal. Er schaut eine Weile zu, sieht, wie sie die Wände neben sich abstützen, immer neue Steine entdecken. Natürlich, meint er zu sich selbst, diese Stadt hat viele Wunden. Manche schüttete man einfach zu, andere versuchte man, mit neuen Bauten zu verstecken. Das gelingt nicht immer. Wie denn auch? Wenn die Architektur einfach nicht zu dieser Stadt passt, die Bewohner an ihr hängen und einen ganz eigenen Geschmack haben, den ihnen keiner nehmen kann.
    Wieder schaut er nach unten.
    Was ist das da? Ein Helm? Ja, tatsächlich. Ein Helm. Muss wohl einer der Deutschen sein. Hoffentlich nicht noch mit einem Soldaten… oder dessen Gebeinen daran?
    Die Arbeiter scheinen ihn nicht zu bemerken, schaufeln einfach weiter. Dann fliegen gar Sand und Schlamm, Dreck und Ziegelreste auf das Fundstück, das sie nicht anfassten noch verschoben.
    „Hey, was soll das denn jetzt? Seht Ihr nicht das Ding?“
    Erschrocken ruckt ein Mann herum. Der sieht aber verlebt aus… so alt kann man doch kaum werden und noch Bauarbeiter sein, oder?
    „Hallo, was wollen Sie denn?“
    Mauersberger schaut den Mann mit den dreckigen Schuhen an, schüttelt den Kopf und will sich wieder seiner sicher recht kräfteraubenden Arbeit widmen.
    „Also, sehen Sie nicht, dass Sie da was gefunden haben? Das sollten Sie den Archäologen da vorn melden. Die müssen das hier gleich alles untersuchen!“
    Na toll! Der Druckereibesitzer sieht den Mann noch einmal genauer an. Nein, den kennt er nicht, glaubt er. Oder doch? Sah er ihn einmal? In welchem Zusammenhang? Warum fällt ihm jetzt dieser Weinert ein? Haben die was zusammen? Nein, das will er lieber nicht hoffen. Er schluckt und winkt nur ab.
    „Ja, machen wir später. Wir sind dermaßen im Verzug, dass wir erst einmal ein bisschen Erde bewegen müssen, ehe uns die Fuzzis zwischen den Beinen herumsuchen. Verstehen Sie?“
    Der Mann schaut ihn ungläubig an.
    „Ich kann das auch für Sie übernehmen… warten Sie…“
    Mauersberger sieht hinüber zu Frenzel, der schluckt und die ganze Zeit versucht, ihm irgendwelche Zeichen zu machen. Der Mann da oben scheint das schon eher mitbekommen zu haben, als er selbst. Mist, er läuft noch in Fallen, die er umgehen könnte. Ohne Argwohn zu erwecken, schlendert er mit der Schaufel in der Hand auf Frenzel zu, stößt dabei gar an den Helm, der zur Seite rutscht und damit preisgibt, dass er ein Einzelstück ohne knöchernen Anhang bildet. Dann steht er endlich neben dem sonst so gewitzt und arrogant daherredenden Partner.
    „Nun?“
    Der flüstert zurück und er versteht gar nichts.
    „Hä?“
    Nun aber…
    „Polizei… ist ein Kommissar oder so.“
    Verdammt noch eines! Das kann doch wohl bitte nicht wahr sein, oder? Polizei… wie bekommen sie den wieder los? Der holt sicher wirklich gleich die Kollegen oder diese Buddler mit Pass… und dann können sie nicht nur diese Baustelle, sondern die ganze Aktion vergessen. Irgendwer bekommt schon heraus, dass sie nicht sind, wer sie vorgeben zu sein… und dann ist… mehr als nur Polen offen. Er schluckt noch einmal, sieht

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