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Cholerabrunnen

Cholerabrunnen

Titel: Cholerabrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Jahnke
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nicht, was er sagen soll. Wieder kommt ihm Schnittge zu Hilfe. Der schaut sich nur um und murmelt etwas davon, dass nun langsam die Pausenbrote kommen könnten und er echt keinen Bock mehr auf die Sch… hätte.
    „Oha, also noch zwei Stunden oder so? Dann ist es gut. Das schallt hier eben gewaltig. Müssen Sie den Anwohnern bitte nachsehen. Die wollen auch schlafen und morgen… ähm… heute wieder irgendwie gut arbeiten. Verstehen Sie?“
    Schnittge und Heber nicken. Frenzel hält die Leine zu Mauersberger straff. Natürlich interessiert das gerade die Polizeianwärterin.
    „Was suchen Sie denn da unten?“
    Heber hat endlich seine Sprache zurück.
    „Hohlräume. Es geht um die neuerliche Verfüllung und auch die Gefahr, wenn solch eine Kellergang einstürzt, dabei aber gerade eine Maschine oben steht. So etwas müssen wir ausschließen und vorher dokumentieren. Ist ein kreuzgefährlicher Job, verstehen Sie?“
    Nicken auf allen Seiten und schließlich ziehen die Polizisten samt ihres Wagens ab.
     
    Mauersberger kriecht weiter. Er verglich mehrmals den Weg mit der Karte, konnte sich erst gar nicht recht orientieren, wollte schon zurück, nach einem weiteren Zugang schauen, vielleicht so dazu zu kommen, von zwei Seiten zu suchen. Dann jedoch fand er einen breiten Gang, der früher drei Häuser unterirdisch miteinander verband. Es kursieren immer noch Gerüchte, fiel ihm dabei ein, dass man von der Frauenkirche bis zum Schloss in Nähe der Semperoper laufen konnte, ohne gesehen zu werden. Nun, denkt Mauersberger, das machte sicher irgendwie Sonn, denn der Kurfürst trat damals zum Katholizismus über, wollte unbedingt König von Polen werden, wozu man eben diesen Glauben benötigte. Den Bürgern durfte er die Kirche nicht verweigern, bot er doch allen eine Art Glaubensfreiheit an. Egal, wie gut man damit zurechtkam. Und wenn er ebenso am alten Glauben hing… na ja, welcher Glaube ist nun älter? Der an irgendeine Kirche, eine Religion… oder eher der ans Leben, der schon in der Urgesellschaft kursierte? Denn überleben und darauf hoffen, dass es morgen wieder einen Tag gibt, an dem man sich für eine Jagd oder das Sammeln von Früchten vereinigen könnte, das tun die Menschen schon ewig… oder noch länger.
    Er grinst. Wenn er nun den Kurfürsten hier unten treffen würde… was dann? Ob der sich inzwischen schon bezüglich der Tresore kundig machte? Na, er sollte sich lieber an das Hier und Jetzt halten. Genug hat er damit zu tun.
    Er kriecht weiter, versichert sich noch einmal auf dem Plan, stellt fest, dass die Stirnlampenbatterien langsam den Geist aufgeben, holt neue aus der Tasche seines Arbeitsanzuges und wechselt sie in völliger Dunkelheit. Gut, dass er genau das schon einmal probierte. So kann nicht zu viel schief gehen. Nur eine der alten Batterien fällt herunter. Ihm ist es egal. Sind sie hier fertig, kann gut und gerne jeder sehen, dass hier heute schon Arbeiten ausgeführt wurden. Er schluckt. Und vielleicht gibt er damit gar ein Rätsel auf? Kaum. Zu viele sahen sie hier graben. Irgendwann kommt man sicher hinter all das und dann…
    Er schaut sich um. Endlich wieder Licht. Nun noch den Eingang dort vorn und…
    Sie gruben gut, wenn es um beide Tresore hier hinten geht. Schade eigentlich, dass sie nun sagen müssen, sie kommen kaum an den hier heran. Wie sollen sie ihn denn nur durch die schmalen Gänge zerren, durch die er eben bis zum Hauptgang kroch? Dann schaut er nach oben. Oha… da sieht er… einen schwachen Lichtschein. Er schaut genauer hin… Ein Gullideckel! Wie kommt der hierher? Gleich denkt er an Weinert, lässt den Gedanken doch wieder fahren und flucht vor sich hin. Vielleicht, sagt er sich dann, als er ruhiger wird, vielleicht können sie den Tresor hier herauszerren?
     
    „Ja, auch die Bullen waren hier. War aber keine große Sache. Na ja, die blieben einen Moment. Die Schnepfe… gut gebaut und besser fürs Bett als für die Uniform, auch noch jung und kaum beleckt… vom Leben? Hahaha… na ja, die stellte Fragen und wir hatten ganz schön zu rudern. Irgendwie überzeugten wir doch ohne Papiere. Die waren dann kein Thema mehr. Und Du? Glück gehabt?“
    Erwartungsvoll, weil Mauersberger noch nicht einmal Mäff sagte und sich überhaupt ziemlich bedeckt hält, schauen sie ihn an. Heber schickte seine Kollegen bereits nach Hause. Sie schimpften zwar, weil sie nun nur einen halben Nachtzuschlag erhalten werden, aber wenn jetzt alles klappt, ist er morgen schon auf und davon

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