Cholerabrunnen
und zahlt gar nichts. Da konnte er das Gemecker gut und gerne wegstecken. Begeistert sind die eh’ so und so nicht.
„Ja, also…“
Der wieder Aufgetauchte berichtet vollmundig vom breiten Gang und der einen Tür, meint, „Das war sogar die Einzige, die da unten überhaupt noch existierte. Glaubt man gar nicht… na ja, nun ist sie auf und ich weiß, wo er steht…“
Schnittge schaut ihn an.
„Du… weißt es. Hast Du ihn auch gesehen?“
Jetzt lacht Mauersberger natürlich.
„Was denn sonst? Glaubst Du, ich gehe, wenn ich ihn rieche? Nein, ich habe ihn angefasst und auch die genaue Bezeichnung gesehen. Stimmt also alles. Er steht da und ist nur ein wenig vom Sand berieselt, den ich vielleicht erst auf ihn herunterregnen lies, als ich durch die schmale Öffnung vom Keller in den ‚Unterkeller’ stieg… na ja, seht Ihr dann auch gleich. Und ich weiß sogar schon, wie wir ihn hoffentlich herausbekommen. Wird nur eben noch einmal nächtigen Lärm verursachen. Ich hoffe einfach, die Leute holen nicht gleich wieder die Bullen, nicht wahr?“
Alle grinsen. Dann geht er ein paar Meter bis zu jenem Gullideckel.
„Du willst mir jetzt aber nicht erzählen, dass der da bis in den Keller reicht und dort gar keine Kanalisation drunter ist?“
Mauersberger nickt zu Schnittges Worten, der seinen Kopf schüttelt.
„Verdammte Pfuscherei! Haben die doch wahrlich so getan, als hätten sie den Platz nach dem Krieg wieder an die städtische Kanalisation angeschlossen… und nichts machten sie. Mann!“
Ja, Mann… Auch Frenzel war in Sorge. Er sagte mehrmals, man hätte die Tresore sicher still, klamm und heimlich gehoben und die neuen Kanäle an die alten angeschlossen. So jedoch machen auch die Notizen in Weinerts Mappe noch einen kleinen Sinn. Da war eben nichts, da kletterte kein Bauarbeiter unten herum. Kaum zu glauben, aber eben… wahr. Mauersberger kann es bestätigen.
„Langsam!“
Der Kran hebt eben den Gullideckel heraus. Gerade noch dachten die Akteure, sie schaffen den mit Muskelkraft, doch sie mussten unweigerlich aufgeben. Verrückt! So ein schweres Ding… und sieht nicht einmal zu alt aus. Vielleicht nur, weil so viele Menschen über den Platz liefen, er darum stets gut abgetreten und blank gescheuert wurde? Möglich.
Nun klettert Mauersberger wieder hinunter. Eher… er lässt sich fallen, weiß, dass der Boden direkt unter der Öffnung fest ist, es nicht zu tief wird und er leichten Fußes aufkommt. Trotzdem ist nun ein Ziehen in seinem Knöchel. Er flucht vor sich hin. Fast so, als wäre er umgeknickt? Nein, das kann nicht sein. Er kommt trotzdem einigermaßen gut voran. Und Schnittge bleibt mit Heber oben, um den Kran einzuweisen. Frenzel, den Mauersberger nicht wirklich leiden kann, steht neben ihm, grinst erst, schaut dann in die Finsternis und schaltet sein Helmlicht ein. Gleich dreht er sich zu Mauersberger, der geblendet die Hände vors Gesicht hält.
„Verdammt, pass doch auf, ja? Das ist nicht gerade… angenehm!“
Frenzel grinst und geht in die bezeichnete Richtung, steht dann selbst vor der nun offenen Tür, schaut hinein und sieht…
„Igitt, Ratten!“
Na ja, denkt sein Partner. Hier unten lebte eben viele Jahre irgendwer, nur keine Menschen. Und so, wie der Kran des Tatra an dem Deckel zerren musste, wurde der bisher auch noch nicht geöffnet. Also lief der Platz vielleicht nie dermaßen voll Wasser, dass der Tresor ganz in Selbigem stand? Er wiegt den Kopf. Waren die Dinger früher schon wasserdicht oder sollten sie nur vor Einbruch und Feuer schützen? Darüber weiß inzwischen vielleicht Bauer Bescheid? Der stößt heute noch irgendwann zu ihnen. Aber nicht hier. Das wurde bereits abgesprochen.
„Gut, gut, alles klar… Komm, bringen wir die Seile an!“
Ketten wären besser. Die dicken Wäscheleinen und die wenigen Tragegurte werden ganz schön in die Knie gehen. Nur… sie kann man wenigstens um alles herumschlingen. Ketten müsste man irgendwie anschlagen. In einen Safe hineinzubohren, um Schekel daran zu schrauben… Das ist kaum möglich, glauben beide und schauen sich an. Dann streicht Frenzel vorsichtig über das Metall.
„Feucht. Hohe Luftfeuchte. Hoffe mal, da drinnen ist nichts, was nicht mit Wasser umgehen kann!“
Mauersberger nickt.
„Sollte schon gehen. Hoffe ich. Komm, machen wir schneller. Dann noch zusehen, wie er nach vorn gezogen wird… und raus. Den Rest erledigt die Stärke des Kranes… hoffe ich!“
Die Maschine röhrt vor sich hin.
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