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Cholerabrunnen

Cholerabrunnen

Titel: Cholerabrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Jahnke
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schade.
    Er schluckt und bestellt für alle Sekt. Sabine will abwehren, doch er nickt nur.
    „Den kleinen Tropfen verträgt das Kleine schon… und dann seid Ihr auch wirklich in Dresden. Hier empfängt man seine Gäste ordentlich. Selbst wenn es regnet. Versteht Ihr?“
    Wieder lachen sie alle. René meint noch, lange schon hätte er nicht in solch einer lustigen Runde gesessen und Sabine stößt ihn dabei in die Seite. Geflissentlich versucht er, etwas Schärfe aus der Aussage zu nehmen, denn sie beträfe ebenso ihre Familie. Dann lachen sie gleich noch einmal und bestellen Kuchen. Trotz des fortwährenden Regens.
     
    Behringer sitzt über den Unterlagen. Wie immer ergibt sich dabei natürlich nichts Neues, weil er eben auch keine neuen Hinweise finden konnte. Das Treffen mit jenem Herrn, den er von damals kannte, bringt ihn sicher nicht weiter. Man kann nun nicht jede Kleinigkeit auf dem Neumarkt miteinander verknüpfen… zumal, wenn er sich erinnert, doch wohl dieses Schaffen damals… na ja, das war am Johanneum. Da, wo er heute noch stand. Und der Tod dieses Bauarbeiters… geschah vorn, gleich bei der Kirche.
    Oh Mann, denkt er, er kommt einfach nicht weiter und flucht wieder darüber. Aber… na ja, vielleicht gibt es noch irgendwann eine neue Wendung? Sicher nicht, indem er alte Leute in der Stadt anspricht. Er kichert über sich selbst.
    „Jens, wir haben einen neuen Fall. Mord. Ganz eindeutig Mord. In der Heide. Wanderer fanden die Leiche.“
    Gleich sind seine Erinnerungen wieder da. Marcus Wagner. Nein, sicher nicht… aber er sollte wieder einmal bei den Wagners anrufen. Zu lange schon schickte er keine Statusmeldungen mehr. Und sicher wäre jedes Gespräch aufschlussreich. Er vertagt es doch, schnappt sich seine Handschuhe, den Notizblock, ohne den er zu keinem Tatort aufbricht… wenn noch Zeit ist, ihn zu holen. Wenn nicht… meist haben die Kollegen irgendwo einen liegen und er kann sich behelfsweise einen borgen, seine Notizen später übertragen. Ja, er ist eigen. Nein, man schaut nicht komisch, man weiß, wie er ist. Und ja, er selbst lacht über sich. Aber Notizen sind nur dann verwertbar, wenn er sie selbst in seinen Block geschrieben hat. Betonung liegt auf ‚selbst’ und ‚seinen’… na ja, trotzdem eben ein Spleen.
    „Frau, Mann?“
    Der Kollege von eben ist noch nicht ganz verschwunden, schaut wieder herein.
    „Kind. Vom Gerüst gestürzt und es geht nicht um Spaß… Der Kollege aus der Gerichtsmedizin meint, das Kind wurde gestoßen.“
    Verdammt! Er wird schneller. Kinder… das sind doch immer die schlimmsten Fälle. Warum tut jemand so etwas? Vom Gerüst stoßen… hoffentlich nicht durch ein anderes Kind. Das wird doch seines Lebens nicht wieder froh, oder?
    Er geht. Diese alten Fälle sind fast schon Erholung gegen die aktuellen. Trotzdem braucht er irgendwann einen Erfolg, sonst macht es nicht mehr nur keinen Spaß, sondern ist einfach sinnlos. Dann kann er in der Freizeit auch Krimis lesen oder sinnlos Fernsehen schauen.
    Draußen stehen schon zwei Kollegen, die er noch gar nicht kennt.
    „Schaller und Wenzel… wir sollen heute aushelfen.“
    Er schaut an ihnen herunter. In Uniform. Besser geht es wohl kaum im Wald. Na, da kann er auch nichts machen.
     
    Weinert läuft durch die Stadt. Er will nicht, die Füße tun ihm schon wieder weh und er würde liebend gern zuhause sitzen, sich einfach um nichts weiter kümmern, als eben ums… Nichtstun. Trotzdem… woher hat Mauersberger diese verdammte Liste? Die kann doch nur von Mutschmann selbst…?
    Er erschrickt mächtig. Mit wem sitzt der alte Kerl denn da drüben im Regen vor dem Café? Das ist doch… Veronika…? Nein, das kann nicht sein. Das ist nicht die Wagner, die Verwandte von Mutschmann, von der nicht einmal die Russen erfahren sollten. Zu jung einfach. Jedoch… wenn Mauersberger mit ihr zusammensitzt, dann ist da auch irgendetwas dran. Was aber? Kann er hingehen, mit denen reden? Nein, sicher nicht. Er wird… wird ihnen auf den Zahn fühlen, wenn der Alte fort ist. Und bis dahin… kann er nicht hier warten.
    Wo wohnen die? In Dresden? Sicher nur zu Besuch hier. Er greift in die Tasche. Dann ruft er einen alten Freund an. Damals, als sie noch für die Kreisparteileitung arbeiteten, galten sie sogar als unzertrennlich. Jetzt… man geht sich halt etwas aus dem Wege, um nicht immer wieder auf die alten Sachen zu sprechen zu kommen. Arbeiten müssten sie beide nicht mehr. Er hat noch sein Baugeschäft und

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