Cholerabrunnen
wieder ein.
„Der Dicke aus dem Fahrstuhl. Verstehst Du das?“
Nein, natürlich hat sie keine Ahnung.
„Und, was wollte er?“
René rümpft die Nase.
„Dich an die Bar einladen… na ja, fast… also, uns gemeinsam. Er hätte ein paar Sachen mit uns zu besprechen. Es ginge um Dresden und… irgendeinen Muscham oder so. Der nuschelte etwas, als ein Zimmermädchen vorbeikam. War schon ein komischer Typ!“
Sie zuckt zusammen.
„Mutschmann… Verdammt noch eines, weiß jetzt schon jeder in dieser verdammten Stadt von uns… unserer Familie? Die scheinen alle mehr zu erfahren, als wir selbst!“
Dann denkt sie an diesen Besuch. Der Polizist holte sie ab und sie gingen in einen Bunker. Danach fuhren sie auch noch in einen Wald… sie weiß nicht mehr viel, schob einiges von damals einfach aus ihren Gedanken heraus. Muss ja auch nicht alles da ankommen, oder? Sie lacht und meint es doch nicht einmal so.
„Wann sollen wir unten sein?“
René schüttelt sich.
„Du willst da wirklich hin?“
Sie schaut ihn kalt an. So sah er sie noch nie. Er schaudert und versucht, sie mit einer lustigen Geste aufzumuntern, hat aber keinerlei Erfolg. Sie steht da, nichts an, und will… hinunter… hahaha!
„Mein Bruder… klar, er wird nicht wieder lebendig, aber mein Bruder starb in dieser verdammten Stadt… das war vor Jahren. Verdammt lange her. Alle Spuren kalt, wie die Bullen sagen. Und nun kommt erst einer, den ich kannte, und nun einer, der uns kennt, der vielleicht noch mehr weiß, als Rolf… Also will ich es erfahren. Schon, weil Mama jede Nacht weint. Jede Nacht. Hast Du nicht gehört? Na ja, Du machst ja ganz andere Dinge mit mir, hast dann den Kopf voll… nein, nein, bleib’ mir vom Leibe. Ich dusche, ziehe mich an und gehe an die Bar. Was Du machst… Verzeihung, aber eben gerade ist mir das so etwas von egal! Klar?“
Aufgelöst sitzt sie auf der Bettkante. Er kann sich um sie bemühen, ihr Mut zusprechen, wie immer er will. Sie hört nicht auf ihn, will ihn nicht einmal um sich haben, will allein sein. Das geht jedoch schlecht in einem einzelnen Hotelzimmer mit Doppelbett.
„Der… der ist so ein… ich fasse es nicht!“
Wieder streicht er Sabine ganz vorsichtig über den Kopf, den er liebt, versucht, ihr trotz allem noch Ruhe zu geben. Sie kann sich einfach nicht beruhigen.
„Die Stimme… es war eben diese Stimme. Und er stritt es auch noch ab. Aber… eine Stimme verändert sich nicht. Und wenn ich sie schon erkenne, obwohl er eben nicht am Telefon ist, dann muss doch was dran sein, oder?“
Sie weint erst, nun schluchzt sie. Bis eben unten an der Bar spielte sie noch die starke, unnahbare Frau. Der Kerl, der sich mit ‚Weinert’ vorstellte und den sie gleich bei den ersten Worten anstarrte, sich dann wieder beruhigte… oder einfach nur so tat, also gut spielte, der redete in einer Tour von alten Zeiten und dass man sicher einige Sachen nicht erfahren sollte, andere aber an die Öffentlichkeit kommen und sie sicher kein Interesse daran hätte, dass gerade ihr so berühmter wie auch berüchtigter Verwandter bei aller Welt im Zusammenhang mit ihr und ihrer Familie benannt wird.
„Was bildet der sich ein? Der ist doch… nur ein Trottel… ein Roter, so ein Schwein. Und ich sage Dir… hast Du… habe ich… warte, ich glaube, ich habe mir die Telefonnummer von diesem Polizisten abgeschrieben. Hoffentlich stimmt die noch. Ist ewig her. Der ließ uns damals eine Karte da… ja, hier… Behringer. Kripo Dresden. Na, zumindest wird man mir sagen können, wie ich ihn erreiche. Und ich bin mir sicher…“
Sie schlägt aufs Bett, dann wieder lehnt sie sich ganz sanft an René, der langsam nicht mehr weiß, was er verstehen oder tun soll.
„Der Kerl, der steckt sicher hinter Marcus Tod. Ganz sicher!“
Er streicht ihr übers Haar, küsst sie ganz sanft. Langsam wird sie wirklich ruhiger.
„Wenn Du es willst, fahren oder gehen wir morgen zu diesem Polizisten. Und vielleicht sollten wir noch diesen Rolf anrufen. Der kennt Weinert… eventuell? Könnte ich mir vorstellen. Wenn er Dich erkennt, mit dem Polizisten zusammensitzt und… so viele Dinge und Sachen weiß… na ja Ist schon komisch, oder?“
Jetzt boxt sie ihn in die Seite.
„Mach mir nicht noch unsere Freunde schlecht, ja? Immerhin nahm er Dich auch gleich mit auf… na ja, Du darfst ‚Du’ sagen. Das ist schon was. Oder meinst Du, das war auch nur Berechnung?“
René wiegt den Kopf hin und her und sie fällt über ihn
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