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Cholerabrunnen

Cholerabrunnen

Titel: Cholerabrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Jahnke
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bemerkt genau, dass er alles andere tut, als ihr zu trauen. Sie holt ihren Geldbeutel hervor, dessen Stickereien darauf hindeuten, dass sie ihn sicher im Orient erwarb, sucht darin herum und reicht ihm einen Zettel. Er schaut darauf, nickt dann und meint, „Nun, dann muss ich Ihnen ja doch glauben, Fräulein… oder darf ich schon zur Hochzeit gratulieren?“
    Er zeigt auf René und ihren Bauch. Letzterem sieht man noch nicht wirklich etwas an. Der Mann hat also Ahnung. Und René… nun ja, der schaut nur gelangweilt in die Gegend.
    „Ja, junger Mann… auch der Osten hat irgendwann einmal Regen. Ansonsten scheinen wir einen Reiz auszustrahlen, der Ihnen regelrecht das Leuchten in die Augen treibt…“
    Susanne verschluckt sich und prustet los. René schaut noch pikierter und muss schließlich doch lachen.
    „Mann, haben Sie einen Humor!“
    Der Kellner ist glücklich, trotz des Wetters einen gut besuchten Tisch zu haben, an dem nicht nur die Gäste wie im Fluge wechseln, sondern sich nun auch noch eine Menge Heiterkeit verbreiten. Das bräuchte er öfter. Gerade jetzt, wo es doch jeden Tag regnet und man bereits schlimme Sachen hört. Zuhause mit seinem Freund räumte er schon den Keller leer… sie wohnen in Laubegast. Das Elbwasser ist schnell bei ihnen. Zu schnell für einen Arbeitsweg von der Innenstadt bis dahin. Und er fährt auch noch mit dem Fahrrad… durch diese Nässe. Damenfahrrad, versteht sich.
    „Also, was führt Sie nach Dresden?“
    Der kommt auf den Punkt, denkt sich René und grinst breit. Sabine überlegt. Sie ist sich nicht im Klaren.
    „Es war eben eine Idee… so, wie damals, als Marcus… Mein Gott, ob das hier zur Gewohnheit wird? Bin ich froh, dass zumindest Sebastian noch bei Mama ist. Die macht sich vielleicht Sorgen… sagen Sie, Herr Mauersberger, hat sie dazu einen Grund?“
    Hat sie…? Er schaut sie erstaunt an.
    „Das kann ich Ihnen nicht sagen. Ich weiß nur, dass ich damals einige Informationen von Ihnen bekam. Und angeblich sollen doch noch andere angerufen haben. Nur wunderte ich mich nach dem Todesfall… ähm, kann ich mit Ihnen darüber reden?“
    Sabine winkt ab.
    „Das war schlimm, ist aber Jahre her. Vom Heulen allein kommt Marcus auch nicht wieder. Blöd ist eben nur, dass man seinen… den Täter eben nicht hat. Kennen Sie ihn?“
    Er? Nein, sicher nicht. Er schüttelt nur den Kopf und schaut sie offen an. Einen Moment ist da ein Zweifeln in ihr, doch es verfliegt.
    „Ja, was mich eben wunderte, Frau Wagner, das ist… oder darf ich Sabine sagen?“
    Sie nickt und sie reichen sich symbolisch die Hände. Ihr Freund hängt sich mit hinein. Er hasst es, dann der Einzige zu sein, der in dieser Dreierbeziehung ‚Sie’ sagen muss. Zumal… wenn es einem doch einmal anders herausrutscht, ist es… nicht unbedingt gut.
    „Ja, also, die Polizei ging damals gegen jeden vor, der etwas mit Sabines Familie zu tun hatte, René. Und darum wunderte ich mich schon, dass man mich nicht fragte. Dabei war ich ja noch vor den Anrufen dort… bei Euch. Na ja, könnt Ihr mir das erklären?“
    Die junge Frau räuspert sich, schaut ihn an und dann zu René, ehe sie redet. Sie hat Tränen in den Augen.
    „Mama meinte einmal, Sie… ähm… Du wärst wie Familie… wegen Opa… und die verrät man nicht. Zumal sie Dir niemals zutrauen konnte, dass Du auch nur in Gedanken etwas mit der ganzen Sch… eben damit zu tun haben könntest. Verstehst Du? Darum nannte sie auch gegenüber diesem… Ach nee… Gerade noch dachte ich… das geht doch gar nicht, oder? War der gerade hier? Der… wie hieß der denn nur? Behr… na ja, der Kommissar eben?“
    Mauersberger nickt langsam.
    „Ja, saß da, wo René jetzt sitzt. Trank einen Orangensaft und aß einen Schwedeneisbecher. Die Kombination würde mich für eine gute Stunde an die Toilette binden… hmm… kein gutes Thema. Ja, der war hier und wir sprachen ebenso über alte Dinge. Und auch da wunderte ich mich wieder. Aber jetzt kommt mir die Sache nicht mehr so verworren vor. Familie… ja, sicher. Familie… Und wen nannte sie dann, der bei ihr anrief und nach Marcus fragte?“
    Niemanden. Er sieht es Sabine an. Sie hatten und sie haben keinen Namen. Vielleicht besser so. In ihm ist nicht nur einen Verdacht, sondern er ist sich sicher, dass Weinert hinter dem Mord steht. Aber verpfeifen kann er ihn nicht. Er würde mit all seinen Leuten ebenso fallen. Und dafür… na ja, dafür ist ihm sein sicher nur noch kurzes Leben einfach zu

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