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Cholerabrunnen

Cholerabrunnen

Titel: Cholerabrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Jahnke
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erkannten dies schon. Sogar eine private Berufsfachschule ist dabei. Mit Unterstützung einer Wirtschaftsakademie bieten die heute Bildungsgänge in China an und bereiten den Chinesischunterricht an ihrer Schule vor. Sollte diese Sprache in einigen Jahrzehnten vielleicht gar wichtiger werden, als Englisch? Deutsch und Chinesisch… wenn man es gut anpackt, kann das eine gute Kombination sein.
    Er denkt an seine eigenen Ziele. Im Geheimen wählt er immer CDU. Er sagt sich, die Macht ist dort, wo die Wirtschaft zuhause ist. Wenige Unternehmen haben einen Geschäftsführer oder Aufsichtsrat mit vielen FDP-Anhängern. Doch das sagt er dem Freund hier im Rathaus nicht. Der würde es nicht verstehen. Dabei verstößt der doch jeden Tag gegen alle möglichen Gesetze und verschiebt auch noch städtisches Geld… nein, das wollte er nicht sagen, das ist offiziell nicht bewiesen… aber was man eben so… weiß… er grinst in sich hinein, notiert sich aber den Namen ‚Renzel’ auf einem Bogen, den er in den vergangenen zwei Wochen noch nicht vollständig beschmadderte. Man kann eben… nie wissen, wozu man es noch einmal braucht… Und dieser Kerl nervt einfach.
    Flut… was soll er sagen? Die Chinesen werden sich damit abfinden müssen. Und wenn nicht? Na ja, egal eigentlich. Er wird das mit Mauersberger besprechen. Die Bauarbeiten stoppen kann er nicht, aber sie jetzt noch behindern. Solange er eben hier im Rathaus sitzt und ihn niemand argwöhnisch beäugt.
     
    Weinert steht am Fenster seines großen Büros in Pappritz und schaut über die Stadt. Gut, dass er hier sein Domizil aufbaute. Teuer zwar, aber derzeit zumindest von keinen Naturkatastrophen betroffen. Weit ab vom Schuss. Besser, als die Zweitwohnung am Altmarkt. Ferne zum Wasser… mögen die Auftraggeber jetzt gerade sehr. Viele Firmen nahe der Innenstadt klagen über ihre überfluteten Lager- und Parkflächen. Die Baumaschinen sind Schrott, das Material… na ja, nicht mehr wirklich zu gebrauchen. Er nickt immer wieder. Dieser Bericht, der ihn aus dem Präsidium erreichte und den dieser Bulle nun sicher vermissen wird, weil er nichts in den Computer hacken lassen konnte, der sprach Bände. Mann, dieser Mauersberger ist echt nicht schlecht! Taucher… und er nutzte die Gunst der Stunde. Nur… es klappte nicht. Zu kurz war die Zeit. Der hat ihn nicht gehoben. Da ist er sich sicher. Und darum… folgt nun seine große Stunde.
    Es klopft.
    „Herr Weinert, der Herr Renzel ist da. Soll er noch einen Moment warten oder haben Sie schon Zeit?“
    Er winkt. Warten… ein paar Minuten. Das schafft Raum und Ruhe für ein Gespräch. Es geht schließlich um Interessen des Freistaates. Lustig eigentlich, dass er, der Linke, der ewig Rote, der eben noch versuchte, über die Parteigenossen gegen Mauersberger und die ganze Bauerei am Neumarkt vorzugehen, nun von einem Parteigänger der CDU wegen genau diesem Projekt angesprochen wird.
    Dann klingelt er.
    Renzel kommt herein, sie begrüßen sich fast ohne ein Wort. Gleich geht es um die Sache. Denn die Firmen sprangen ab. Sie verloren viel und er kann noch alles bieten, ist aus der Region und, wenn er es nicht übertreibt, auch preislich im Rahmen.
    Oha, besser, als er es ahnte. Er wird es beginnen. Er kann es. Er hat dort einen Auftrag. Sein Geschäft. Nicht diese Scheinfirma, die wieder hinzugezogen wurde und die offiziell gar nicht mehr existiert… Heber… ha, wer ist denn Heber? Er lacht noch einmal und gibt Renzel den Handschlag. Nur mit den Gesellschaften muss er noch verhandeln. Mit diesem… diesem Rückhalt aber, der direkt aus dem Staatsministerium kommt, kann doch gar nichts schief gehen.
    Dann sitzt er wieder allein an seinem Schreibtisch, lässt sich zu den einzelnen Entscheidern des Kirch- und des Platzbaus durchstellen. Renzel sorgt parallel für die Zustellung der Empfehlungen. Wie am Schnürchen läuft diese Sache. Er ist zufrieden. Nur diesen Sprecher muss er im Auge behalten. Der zuckte immer beim Reden. Solche Leute sollen angeblich nicht lange leben. Es wäre ein Jammer, geschähe ihm jetzt etwas. Wieder lacht er sich selbst aus. Nein, der passt schon auf sich selbst auf!
    „Was ist? Sagen Sie das noch einmal! Veralbern Sie mich jetzt, Herr… ähm… Polizeirat, oder wollen Sie mich gerade testen? Das ist der blödeste Witz, den ich in den letzten drei Jahren gehört habe. Verstehen Sie? Also…“
    Der Chef der Polizei in dieser Landshauptstadt hebt nur bedauernd die Schultern.
    „Ich kann es auch

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