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Choral des Todes

Titel: Choral des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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laut.
    »Ist Olivier vernommen worden?«
    »Sicher. Aber damals hatte er noch nicht diese Probleme gehabt … Sie sehen schließlich, dass …«
    Volokine schrieb in sein Notizbuch, das Handy zwischen Ohr und Schulter eingeklemmt. Vier Chorknaben, die verschwunden waren. Drei gingen auf Götz’ Konto. Einen hatte Olivier zu verantworten. Stimmenhändler .
    »Wer hat die Ermittlungen geleitet?«
    »Ich erinnere mich nicht mehr.«
    »Strengen Sie Ihr Gedächtnis an.«
    »Ich habe meine Aussage unterschrieben. Die Dienststelle befand sich in der Rue de Courcelles.«
    Die Erste Kriminalpolizeidirektion, zuständig für das 8. Arrondissement. Volokine würde nichts mehr aus dem Pfarrer herausbekommen. Er hatte aufgelegt. Ein bitterer Geschmack im Mund. Fünf Jahre nach dem Verschwinden des Jungen hatte Volo gegen Alain Manoury ermittelt und nicht das Geringste von dieser Geschichte erfahren. Nur im Film tauschten Polizeidienststellen ihre Informationen untereinander aus.
    Die Erste Kriminalpolizeidirektion. Eine heiße Idee.
    Volo rief Éric Vernoux an, der dort arbeitete. Er war nach seinen Weihnachtseinkäufen noch einmal ins Büro gegangen.
    »Ich will von dieser Geschichte nichts mehr hören.«
    »Man hat Männer ermordet, Kinder entführt. Wenn Sie dem nicht einen Riegel vorschieben wollen, müssen Sie sich eine andere Arbeit suchen.«
    »Was wollen Sie eigentlich?«
    Volokine hatte es ihm erklärt. Die vollständige Ermittlungsakte im Fall Bellon. Vernoux erinnerte sich nicht mehr an den Fall. Damals war er noch nicht bei der Ersten Kriminalpolizeidirektion gewesen, und niemand hatte ihm je davon erzählt.
    »Ich nehme an, Sie brauchen sie heute?«
    »Gestern.«
    »Wie kann ich sie Ihnen zukommen lassen?«
    »Mailen Sie sie mir.«
    »Das war 1995. Damals wurden die Protokolle noch nicht digital erfasst.«
    »Dann faxen Sie sich selbst die wichtigsten Seiten der Akte auf Ihren PC . Sie erstellen ein Dokument und mailen es mir, capito? «
    »Verfolgen Sie eine heiße Spur?«
    »Und vergessen Sie nicht, mir ein Foto des Bengels zu schicken.«
    Volo legte auf. Der Schweiß rann ihm den Hals hinunter. Die durch die Ermittlung hervorgerufene Erregung hatte etwas Gutes. Sein Körper schwitzte, seine Nase tropfte, und sein Kopf war völlig klar. Seit heute Morgen hatte er keinen einzigen Gedanken ans Fixen verschwendet. Er musste einfach noch durchhalten …
    17.00 Uhr.
    Es wurde dunkel.
    Er schnappte sich eine Zigarette. Atmete in vollen Zügen die scharfe Spätnachmittagsluft ein, zündete dann seinen Glimmstängel an und sog den Rauch der Craven tief in die Lungen ein. Seine Lungen brannten, während seine Glieder sich wie zerschlagen anfühlten. Positive Wahrnehmungen. Verdiente Strafe.
    Keine Nachricht von Kasdan. Umso besser. Er wollte noch weiter vorankommen. Einen Augenblick überlegte er, ob er die Eltern des kleinen Bellon anrufen sollte, aber er fühlte sich nicht in der Lage, an Heiligabend diese tragische Geschichte wieder aufzurühren. Unmöglich.
    Mit der bis zur Hälfte gerauchten, im Mundwinkel baumelnden Zigarette kehrte er in sein Refugium zurück, um seinen elektronischen Briefkasten zu checken. Vernoux war in die Gänge gekommen. Die E-Mail war schon da. Volokine las die Akte. Nichts Wichtiges. Die Ermittlungen waren rasch eingestellt worden. Der Russe war entsetzt, mit welcher Gleichgültigkeit man das Verschwinden dieser Kinder ad acta gelegt hatte.
    Er öffnete das PDF -Dokument. Das Foto des kleinen Jungen. Ohne es anzusehen, druckte er es auf dem Drucker des Internetcafés aus und legte den Ausdruck vor sich hin, auf die PC -Tastatur, neben die Bilder von drei anderen Kindern, die sich in Luft aufgelöst hatten. Am Morgen hatte er die Akte und das Foto von Nicolas Jacquet an sich genommen.
    Nicolas Jacquet.
    Verschwunden im März 1990. Dreizehn Jahre alt. Saint-Eustache, Saint-Germain-en-Laye.
    Charles Bellon.
    Verschwunden im Mai 1995. Zwölf Jahre alt. Saint-Augustin. Paris, 8. Arrondissement.
    Tanguy Viesel.
    Verschwunden im Oktober 2004. Elf Jahre alt. Notre-Dame-du-Rosaire. Paris, 14. Arrondissement.
    Hugo Monestier.
    Verschwunden im Februar 2005. Zwölf Jahre alt. Kirche Saint-Thomas-d’Aquin. Paris, 7. Arrondissement.
    Wie viele noch? Er hielt den Atem an und betrachtete eingehend jedes Gesicht. Die vier Jungen ähnelten sich nicht. Der Kindesentführer musste also einen anderen Beweggrund haben. Der Beweggrund, da war sich Volokine sicher, befand sich im Inneren .
    Es war die Stimme der

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