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Choral des Todes

Titel: Choral des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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durchs Gesicht. »Kommen wir zurück zur Kolonie. Sie sprechen von Forschungen, von militärischen Trümpfen. Nach allem, was wir wissen, handelt es sich vor allem um die Misshandlung von Kindern. Fanatiker, die für das Gesetz der Strafe und einen altmodischen religiösen Glauben eintreten.«
    Py hob einen Stock auf. Er prüfte ihn mit beiden Händen auf seine Widerstandsfähigkeit.
    »Kennen Sie die Zahlen über die Misshandlungen von Minderjährigen, allein in Frankreich? Wenigstens lernen die Kinder in der Kolonie Asunción etwas. Sie wachsen mit Disziplin und Glauben auf. Sie werden abgehärtet und echte Soldaten. Ihr Opfer ist niemals umsonst. Auf indirekte Weise fördern sie unsere militärische Macht.«
    »Verdammter Mistkerl«, knurrte der Armenier. »Selbst wenn diese Kinder gefoltert würden, würdest du nichts unternehmen? Es sind Kinder. Unschuldige, die …«
    Py schwenkte den Stock vor dem Gesicht Kasdans:
    »Diese Kinder fallen nicht vom Himmel. Sie sind abhängig von ihren Eltern, die alle Mitglieder der Kolonie Asunción sind. Erwachsenen, die aus freien Stücken ihr Einverständnis erklärt haben …«
    Volokine sah den Schweiß an Kasdans Schläfen. Er ergriff das Wort, um von dem Thema abzulenken.
    »Wir haben den Beweis«, bluffte er, »dass Hartmann und seine Clique mehrere Knaben aus Pariser Chören entführt haben.«
    »Lächerlich. Niemals würden die Anführer der Kolonie ein solches Risiko eingehen. Die haben ihre eigenen Kinder. Sie kennen die Kolonie Asunción nicht. Es ist eine geschlossene, autonome Welt, die nach ihren eigenen Gesetzen funktioniert.«
    Kasdan wich zurück. Er sprach mit mühsam beherrschter Stimme:
    »Wir ermitteln in vier Mordfällen. Zu den Opfern gehören Wilhelm Götz, Alain Manoury und Régis Mazoyer. Sagen Ihnen die Namen etwas?«
    »Wilhelm Götz, ja. Ich habe ihn in Chile kennengelernt. Aber er hat sich auch in der französischen Kolonie aufgehalten, als diese in der Camargue angesiedelt war. Die anderen Namen sagen mir nichts. Weshalb sollen diese Morde in Verbindung mit der Kolonie stehen? Ihre Ermittlungen sind …«
    Kasdan, der breitbeinig im Schlamm stand, fiel ihm ins Wort:
    »Halten Sie es für möglich, dass die Kinder der Kolonie eine Kampfausbildung erhalten? Könnte es sein, dass sie lernen, zu töten?«
    »Diese Art der Ausbildung ist vorgesehen, aber nicht für die Kinder. Bis zum Stimmbruch konzentrieren sich die Jungen auf den Gesang. Dann, in der Pubertät, erhalten sie Unterricht in anderen Fächern: Nahkampf, Kriegskunst, Agoge wie in Sparta …«
    »Wissen Sie, was die Ursache für den Niedergang Spartas war?«
    »Nein.«
    »Die Verarmung des Bluts. Asunción braucht vielleicht neue Kinder, um sich frisches Blut zu beschaffen.«
    Py warf seinen Stock zu Boden. Er verlor die Beherrschung:
    »Die Kolonie Asunción nimmt jedes Jahr neue Familien auf. Freiwillige. Ihre Geschichten über Kindesraub sind lächerlich.«
    »Die Comunidad benötigt vielleicht besondere Kinder. Kinder mit einer speziellen Stimme. Kinder, die von Leuten wie Götz oder Manoury ausgewählt werden.«
    »Sie phantasieren.«
    Kasdan machte einen Schritt nach vorn.
    »Nein. Und aus diesem Grund machst du dir in die Hose!«
    »Ich weiß, wo ich dich schon mal gesehen habe«, sagte Py, die Augen zusammenkneifend. »Ja, ich kenne dich …«
    »Die Verrückten von der Kolonie räumen auf, Forgeras! Sie haben Angst. Sie töten, um Männer zum Schweigen zu bringen. Männer, die etwas wissen. Etwas, was auch du weißt!«
    »Du nennst mich Forgeras … Damals nannte ich mich so. Und du, du …«
    »Sie töten außerhalb ihres Territoriums, und das ist ihr Fehler. Weil diese Morde in Frankreich geschehen, und das ist unser Gebiet, kapiert?«
    »Kamerun 1962.«
    »Wann werden Mistkerle wie du keinen Schaden mehr anrichten können?«
    »Ich erkenne dich wieder«, murmelte Py. »Du bist das kleine Luder, das …«
    Der Armenier zog seine Waffe und zielte auf den Oberkörper des alten Mannes.
    »Kasdan, nein!«
    Volokine stürzte herbei. Der Knall ließ ihn erstarren. In seinem Auge löste sich die Szene auf. Der General wurde gegen einen Baum geschleudert und fiel dann vornüber, mit dem Gesicht in den Schlamm. Die Gänse stieben in alle Richtungen auseinander.
    Kasdan machte einen Schritt und feuerte ein weiteres Mal. Ins Genick.
    Volokine packte den Armenier an der Schulter. Er brüllte über das Schnattern der Gänse hinweg:
    »Sind Sie übergeschnappt? Verdammt, was machen Sie da?

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