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Christiane F. – Mein zweites Leben (German Edition)

Christiane F. – Mein zweites Leben (German Edition)

Titel: Christiane F. – Mein zweites Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane V. Felscherinow , Sonja Vukovic
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vernünftiges Schuhwerk zu gewöhnen, für den Berliner Winter. Aber er ist sein ganzes Leben nur in Sandalen oder barfuß gegangen und stolperte fortwährend herum.
    Und was macht der Idiot, sobald ich abgeflogen bin? Er versucht so etwas wie einen Überfall. Mit einem Kumpel lauert er einer Frau auf, die gerade umgerechnet etwa 8.000 Mark von der Bank abgehoben hat. Als sie vom Schalter kommt, schleichen sie ihr nach.
    Panagiotis sollte ihr die Tasche wegreißen und dann zu seinem Freund aufs Moped springen. Aber die alte Frau wollte partout nicht loslassen, und mein Freund – es war sein erster Raubüberfall – war außerstande, der Oma eine reinzuhauen. Als das Getümmel zu groß wurde, ist der Kumpel mit seinem Moped einfach abgehauen und hat ihn stehen gelassen. So kam Panagiotis in den Knast.
    Zwei Jahre hat er gesessen. Und ich blieb die ganze Zeit über mit ihm zusammen. Alle zwei Wochen fuhr ich ihn im Gefängnis besuchen. Öfter durfte man nicht. Ich musste ein paar Tausend Mark hinlegen, damit Panagiotis überhaupt einen ordentlichen Prozess bekam. Du musst eine Menge Fakelaki zahlen, sonst krümmt kein Richter auch nur einen Finger.
    1.000   Mark bin ich dann noch zusätzlich losgeworden, damit ich Panagiotis besuchen durfte. Wir waren ja nicht verheiratet, und da konnte man nicht so einfach in den Knast spazieren, wenn man kein Verwandter des Gefangenen war. Unser Rechtsanwalt hat uns deshalb eine gefälschte Heiratsurkunde besorgt. Und ich brauchte natürlich einen Ring. Den trage ich heute noch gelegentlich an der rechten Hand.
    Es gibt nur einen riesigen Knast in Athen mit Tausenden Insassen, in Korydallos, einem westlichen Vorort, der durch dieses Gefängnis landesweit bekannt ist. Die ursprünglich für 600   Gefangene gebaute Anlage ist chronisch überbelegt. Zeitweise saßen da mehr als 2.000 hinter Gittern. Ganze Gefangenengenerationen haben dort an Fußeisen gefesselt gearbeitet, es gab einen alten Steinbruch. Sie waren in zwei Gebäuden untergebracht, eins für Frauen, eins für Männer. Und zwischen den Gebäuden standen völlig überfüllte Zelte für Flüchtlinge, vorwiegend Afrikaner. Manche hatten nicht einmal Betten.
    Man musste die Insassen damals noch selbst mit Essen, Trinken, Tabak, Geld und allem Nötigen versorgen. Ansonsten gab es nur wässrige Suppe. Alle vierzehn Tage dienstags bin ich also mit so einem Tross dicker, stinkender, griechischer Weiber in den Knast und habe Panagiotis neue Sachen gebracht. Ich wurde in dieser Zeit dann doch eine Menge Drachmen los, und Panagiotis bestand auch nicht weiter darauf, dass wir nur sein Geld benutzten. Jetzt war es ihm recht, dass ich genug hatte, aber das fand ich damals ganz in Ordnung. Wenn man liebt, ist einem das doch egal.
    Zur selben Zeit wanderte dann auch noch Christos in den Bau. Er hatte, wie schon ein paar Mal zuvor, Gras angebaut, um etwas dazuzuverdienen. Nun hatten sie ihn damit erwischt.
    Wenn wir also nicht bei den Männern im Gefängnis waren, zogen Maria und ich allein umher. Ich nutzte jetzt öfter meine Geldreserven aus Deutschland, und Maria arbeitete hier als Kellnerin und da als Aushilfe in einer Bäckerei. Je nachdem. Manchmal haben wir uns auch tagelang auf Tomaten- oder Gurkenplantagen verdingt, eine körperlich sehr harte Arbeit, die aber gutes Geld brachte. Wir schliefen bei Freunden und Bekannten und Freunden von Bekannten. So sind die Griechen eben auch. Eine große Familie.
    Aber dann fing Maria an, mich an Panagiotis zu verpetzen. Sie erzählte ihm von jedem kleinen Kuss, den ich irgendeinem Typen auf die Wange gegeben hatte, wenn wir betrunken waren. Dabei waren sich doch alle so verbunden und nah, und ich dachte mir nichts dabei.
    Einmal machte sie mich schlecht, weil ich mir ein Kostüm gekauft hatte, einen Zweiteiler in rotem Leopardenmuster. Maria fand das egoistisch und verstand nicht, wozu ich draußen so was Schickes brauche, wenn mein Mann im Knast einsitzt. Panagiotis sah das dann genau wie sie.
    Er kam vor Christos wieder aus dem Gefängnis und verhielt sich plötzlich wie ein Rudelführer, der für beide Weiber sorgen muss. Als ich dann einmal zurück nach Deutschland reiste, um ein paar Dinge zu erledigen, während Christos noch im Knast saß, hatten Maria und Panagiotis etwas miteinander. Ich weiß es einfach.
    Eigentlich hätte ich es viel früher wissen können. Maria war zwar seit zehn Jahren mit Christos zusammen, aber sie liebte auch Panagiotis. Erst habe ich das nicht kapiert, denn

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