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Christiane F. – Mein zweites Leben (German Edition)

Christiane F. – Mein zweites Leben (German Edition)

Titel: Christiane F. – Mein zweites Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane V. Felscherinow , Sonja Vukovic
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auch? Es hatte bislang ja auch funktioniert.
    Aber Margaret Papandreou, die fand ich ziemlich cool, weil sie sich gegen ihren Mann aufgelehnt hatte, was ja in Griechenland noch viel seltener vorkam als in Deutschland. Sie war aber auch gebürtige Amerikanerin, glaube ich. Andreas Papandreou hat sie dann später wegen einer Jüngeren sitzen lassen. Über den hatte es sowieso schon immer geheißen, er sei korrupt und ein Lump.
    Einige Jahre später musste ich dann aber leider auch erkennen, dass ich mich in Mutter Papandreou getäuscht hatte. Da las ich, dass sie das ganze Familienvermögen aus dem Land gebracht haben soll. Das muss man sich mal vorstellen: Der Sohn Giorgos Papandreou wird 2009 Ministerpräsident, nachdem schon dessen Vater und Großvater in Athen regiert hatten. Und gerade als die größte Finanzkrise aller Zeiten über sein Volk hereinbricht, bringt die Mutter klammheimlich eine halbe Milliarde Euro Vermögen in die Schweiz, weil sie keinen Bock hat, Steuern zu zahlen!
    Ich Dummkopf dagegen habe sogar brav meine Steuern in Deutschland bezahlt, als ich von 1987 bis 1993 in Griechenland lebte. Es ist mir nicht einmal in den Sinn gekommen, mich in Berlin abzumelden, um Steuern zu vermeiden. Allerdings lebte ich nicht ununterbrochen in Griechenland.
    In Wahrheit habe ich mich zwischendurch auch einmal von Panagiotis getrennt und war für ein Jahr wieder mit Gode Benedix zusammengekommen: Nach den ersten drei Monaten war erst einmal Schluss mit dem Griechen.
    Und zwar wegen seiner Ex. Bis wir uns kennenlernten, war Panagiotis sechs Jahre lang mit Marijanna zusammen gewesen, einer kleinen, sehr temperamentvollen Frau in seinem Alter. Sie hat einen großen Busen, dunkle Haare und dunkle, wunderschöne Haut. Sie war eher der sportliche Typ, ganz anders als ich. Ich mochte sie, doch sie war Panagiotis wohl zu stark. Als ich ihn am Pounda Beach traf, waren sie schon auseinander, aber noch nicht sehr lange, und Marijanna wollte das nicht recht akzeptieren.
    Selbst als sie mich kennenlernte und wusste, dass Panagiotis und ich ein Paar waren, wollte sie nicht wahrhaben, dass er sie verlässt. Sie ist uns überallhin gefolgt und hat mich auch gar nicht ernst genommen, so wie ich da mit meinen Pumps durch den Sand stakste. Sie lachte mich aus, was ich an ihrer Stelle vermutlich auch getan hätte.
    Nach ein paar Wochen fragte ich Maria und Christos, ob es Sinn hat, um Panagiotis zu kämpfen oder ob Marijanna ohnehin gewinnen wird. Und beide sagten: Nein, das mit Marijanna ist vorbei! Gleichzeitig machten sie mir aber klar, dass ich ihre Gegenwart akzeptieren musste. Doch dazu war ich nicht bereit.
    OXI war mein erstes geschriebenes griechisches Wort. Das heißt „Nein“. Nachdem wir so eine traumhafte Zeit in diesem wunderschönen Paradies um den Pounda Beach erlebt hatten, fuhren wir in das verdreckte, laute, krachige Athen, wo Panagiotis mich allein ließ. Wir stiegen in einem Hotel direkt am Hafen von Piräus ab. Es war so furchtbar dort in dieser Baracke, dass Negrita und ihr Junges sich vor Angst unter dem Bett verkrochen. Die Zimmer waren winzig, acht Quadratmeter vielleicht, Toiletten und Duschen lagen auf dem Flur. Lange habe ich mir alles verkniffen, weil ich einfach nicht rauswollte. Das war eine Matrosenpension, und die anderen Gäste lungerten oft besoffen in den Gängen rum. Den ganzen Tag hat es an meiner Tür geklopft, weil diese widerlichen Typen dachten, sie könnten mich ficken. Die meinten wohl, Panagiotis und Christos hätten mich da als meine Zuhälter abgesetzt, damit ich anschaffen kann.
    Ich wusste wirklich nicht, wohin mit mir, drinnen bleiben konnte ich nicht, aber sobald ich rausging, kam ich mir noch verlassener vor. In Piräus staut es sich überall, weil an allen Ecken und Enden gebaut wird, es gibt keine einzige Grünfläche, die Luft ist schlecht, und es herrscht ein unerträglicher Großstadtlärm. Ich kannte Panagiotis seit August, es war November. Ich wusste nicht, was aus Gode geworden war, und er wusste nichts von mir. Aber jetzt zog es mich einfach nur zurück nach Hause.
    Panagiotis war am Tag nach unserer Ankunft in Athen morgens gegangen und wollte abends wieder zurück sein. Doch er blieb tagelang weg. Vier Tage war ich komplett allein, ich glaube, Maria und Christos waren unterwegs, um einen Dealer auf einer Fähre zu treffen. Zwischendurch schickte Panagiotis einmal seinen Bruder, um mir Heroin zu bringen. Da wusste ich, etwas stimmt nicht. Wieso kam er nicht selbst?

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