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Christiane F. – Mein zweites Leben (German Edition)

Christiane F. – Mein zweites Leben (German Edition)

Titel: Christiane F. – Mein zweites Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane V. Felscherinow , Sonja Vukovic
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mehr.“ Das hat ihn überhaupt nicht mehr beeindruckt.
    Da kaufte ich mir wieder ein Ticket und bin einfach los: Ich habe in Griechenland alles kaputtgemacht und dachte: Gut, jetzt fährst du wieder zurück an die Stelle, wo das alles zerbrochen ist. Vielleicht fällt dir ja was ein.
    15   Stunden nach der Trennung von Gode kam ich also wieder am Pounda Beach an, genauso wie damals. Es war nachts, als ich an der Taverne aufschlug. Es war alles noch so, wie ich es kannte. Schlafsack an Schlafsack pennten Dutzende Leute unter freiem Himmel, alle grummelten, weil ich mir Platz machte zum Durchkommen. Ich hatte einen Druck mit, versteckt in meinem Dutt, sodass ich zwei Tage überleben konnte, ohne einen Dealer finden zu müssen. Jedenfalls nahm ich ein bisschen H und dämmerte weg.
    Einmal wurde ich wach, weil ich dachte, eine bekannte Stimme gehört zu haben. Aber im Jum drehte ich mich einfach um, mit dem Gesicht zur Wand, und schlief weiter. Auf einmal springt jemand über mich. „Christiana!“ flüsterte Panagiotis ein paar Mal, bis ich realisierte, dass das kein Traum war. Er war vier Tage vor mir dort angekommen.
    Sie waren, wie geplant, in Indien gewesen, wo Maria schwer krank wurde und nach hohem Fieber fast gestorben wäre. Am Ende mussten sie ihre Pässe verkaufen, weil sie wirklich nichts mehr zu essen hatten, und sind über das Konsulat mit Ach und Krach wieder nach Hause gekommen. Sie haben während des Monsunregens kniehoch in Wasser und Matsch gestanden, es muss eine Tortur gewesen sein. Ich hatte so recht, nicht mitzuwollen auf diese Reise. Irgendwas ist da passiert, was alle sehr mitgenommen hat. Christos und Maria waren nicht mehr zusammen. Sie erzählten mir aber nicht, was vorgefallen ist. Maria zog erst einmal wieder zurück zu ihrer Familie, sie stammte aus reichem Hause, ihre Eltern hatten in Athen, nur zwei Häuser vom Ministerpräsidenten Papandreou entfernt, ein riesiges Anwesen.
    Ich bin bei Panagiotis geblieben, na klar. Was sollte ich denn noch in Berlin? Wir haben dann alle entzogen, auch Maria und Christos, die sich schließlich wieder versöhnten. Wir mieteten uns hierfür ein Haus auf Ios. Dort hatte man in den Vierziger- und frühen Fünfzigerjahren Gefangene ausgesetzt: Kommunisten, politische Gegner, Drogenabhängige. Und weil das so lustig war, hat man ihnen Land am Strand geschenkt, unfruchtbares, also wertloses Land – nicht urbar. Aber dann kamen die Touristen, und einer der Gefangenen wurde der reichste Mann der Insel. Alle haben ihn gehasst, er war Kommunist – und jetzt eben auch Kapitalist. Alle Touristen strömten auf sein Stückchen Land, unten am Milapotas Beach, wo er lauter Bars, Restaurants und Clubs aufmachte.
    Ab und zu zog es mich auch aus Griechenland noch für ein paar Wochen wieder in die Schweiz zu den Keels. Mit den Jahren wurden die Abstände zwischen meinen Besuchen jedoch immer länger, bis unser Kontakt irgendwann komplett verebbte. Einmal habe ich sogar Panagiotis mitgenommen. Das muss 1990 gewesen sein, im Jahr der Wiedervereinigung. Zum Mauerfall waren wir sogar in Berlin gewesen, meine Wohnung in der Reuterstraße lag ja nicht allzu weit weg von der Grenze zur DDR.
    Ich hatte abends mitbekommen, dass die Grenzen geöffnet worden waren. Aber wir gingen uns das Spektakel nicht angucken, nein. Ich dachte, wenn die Mauer heute offen ist, dann bestimmt auch noch morgen.
    Hinzu kam, dass Panagiotis die Stadt einfach hasste, und daher waren wir so selten wie möglich draußen unterwegs, sondern lagen stattdessen die meiste Zeit in meinem Hochbett und schliefen oder waren total auf Turn.
    Die Reise ein Jahr später nach Zürich mit Panagiotis wäre beinahe das Aus für unsere Beziehung gewesen. Denn ich war irgendwie völlig außer mir und habe, ich weiß auch nicht genau warum, dort in einer Nacht 800   Franken verfixt. Natürlich ist Heroin da teurer als in Griechenland. Aber das waren damals etwa 1.000   Mark. Ein Gramm kostete circa 180 bis 200   Mark. Was auch immer in mich gefahren war: Ich war einfach wahnsinnig aufgeregt, was Panagiotis zu dem Treiben am Platzspitz sagen würde, denn auch er fühlte sich als Junkie immer verfolgt und verurteilt. Hier war man das nicht.
    So etwas hatte er auch noch nie gesehen. Es dauerte nicht lange, bis wir alte Bekannte von mir trafen. Und mit denen hingen wir dann eigentlich die ganze Zeit im Park ab, obwohl wir ein schönes Zimmer in einem kleinen Hotel nicht weit vom Bahnhof hatten – Anna hatte es uns

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