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Christianisierung und Reichsbildungen - Europa 700 - 1200

Christianisierung und Reichsbildungen - Europa 700 - 1200

Titel: Christianisierung und Reichsbildungen - Europa 700 - 1200 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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nachkarolingischen Könige
    Daß sich 887/88 nach Sturz und Tod Kaiser Karls III. niemand mehr fand, der nach seinem Erbe im ganzen gegriffen hätte (womit der Zerfall des Großreiches endgültig wurde), ist schon von den Miterlebenden als historische Zäsur verstanden worden. «VieleKleinkönige (
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) traten in Europa hervor», notierten spontan die Ostfränkischen Reichsannalen[ 84 ], und Regino von Prüm brachte wenig später die Abkehr vom exklusiven Thronrecht der Karolinger mit den Worten zum Ausdruck, daß sich damals «die Reiche, eines rechtmäßigen Erben beraubt, aus ihrem Gesamtgefüge in Einzelteile trennten und nicht mehr ihrem natürlichen Herrn aufwarteten, sondern ein jeder daran ging, aus seinem Innern sich einen König zu erwählen»[ 85 ]. Tatsächlich beschränkte sich Arnolf, dessen Putsch von den Bayern, Franken, Sachsen, Thüringern und Alemannen getragen worden war, auf das Ostfrankenreich seines Großvaters Ludwig des Deutschen (samt dem 870/80 hinzugewonnenen Lotharingien) und gab damit in den übrigen Teilen des Frankenreiches die Bahn frei für neue Herrscher von anderer Herkunft. Da es bald schon im Westfrankenreich zu einer karolingischen Restauration kam, während Arnolfs ostfränkisches Königshaus 911 im Mannesstamm erlosch, sollte im 10. Jh. der Westen, mit Unterbrechungen allerdings, zum Bewährungsfeld der späten Nachfahren Karls des Großen werden.
    Arnolf (887–899), der im Sommer 888 ausdrücklich ein Angebot westfränkischer Großer ablehnte, auch bei ihnen König zu sein, festigte seine Herrschaft im Ostreich durch einen Abwehrsieg gegen die Normannen (891) und durch die Geburt eines ehelichen Sohnes (893), der den Namen Ludwig erhielt. 895 fühlte er sich stark genug, um auf Ersuchen des Papstes Formosus in Italien einzugreifen, nachdem er zuvor seinem vorehelichen Sohn Zwentibold (895–900) ein gesondertes Reich in Lotharingien zugestanden hatte. Doch erlitt er nicht lange nach der Kaiserkrönung (896) einen Schlaganfall, der ihn zur Aufgabe seiner Ambitionen südlich der Alpen nötigte, und als er Ende 899 in Regensburg im Sterben lag, war längst das Scheitern Zwentibolds am lotharingischen Adel offenkundig, so daß alle Hoffnungen auf dem sechsjährigen Ludwig (das Kind, 900–911) ruhten, der 900 im Ostreich wie in Lotharingien die nominelle Königsherrschaft antrat, während sein Stiefbruder Zwentibold, «von allen seinen Bischöfen und Grafen im Stich gelassen»[ 86 ], bei einem lokalen Gefecht den Tod fand. Derjunge Ludwig, offenbar von Natur kränklich und zu eigenständigem Handeln nicht imstande, hatte die Regierung geistlichen und weltlichen Beratern aus rivalisierenden Adelsfamilien zu überlassen, die teilweise blutige Fehden untereinander austrugen, aber vor der neuen Bedrohung aus dem Südosten, dem rapide anschwellenden Ansturm der Ungarn, regelmäßig versagten. Als Ludwig am 24. September 911 erbenlos starb, waren die unzufriedenen Lotharingier gerade dabei, sich von seinem Reich zu lösen und Westfranken anzuschließen.
    Dort war 888 zunächst Graf Odo (888–898) zur Königskrone gelangt, der Sohn Roberts des Tapferen, der kurz zuvor die Stadt Paris ein Jahr lang gegen die Normannen verteidigt hatte. Seine Rivalen waren Herzog Wido II. von Spoleto, der seine Königswahl in Langres inszenierte, sich aber bald wieder nach Italien begab, sowie Graf Ramnulf II. von Poitiers († 890), der zeitweilig ein separates Königtum im aquitanischen Süden beanspruchte. Odo jedoch erhielt die Anerkennung Arnolfs und geriet erst Jahre später in die Defensive, als ihm Widersacher 893 einen echten Karolinger entgegensetzten: den bis dahin als illegitim betrachteten, mittlerweile 13jährigen postumen Sohn Ludwigs des Stammlers, Karl mit dem späteren Beinamen der Einfältige (893/98–923/29). Nach seiner Krönung in Reims fand er zunächst starke Resonanz und erreichte 894 eine Begegnung mit Arnolf in Worms, gelangte jedoch alsbald gegenüber Odo ins Hintertreffen und war fast schon gescheitert, als 897 ein bemerkenswerter Ausgleich zustandekam, bei dem Odo, selbst ohne Sohn, Karl die Nachfolge zusicherte (statt des eigenen Bruders Robert). Auf dieser Grundlage konnte der Karolinger 898 eine unangefochtene Königsherrschaft antreten, die 911 im Gewinn Lotharingiens gipfelte, aber bis 920 ohne die für die Zukunft entscheidende Geburt eines Sohnes (nach sechs Töchtern) geblieben ist.
    Während das Ostfranken- und das Westfrankenreich seit den Zeiten

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