Christine Feehan - Karpatianer 13 - Dunkler Ruf des Schicksals
zu dem Priester auf. »Von hier an übernehmen Sie, Vater Mulligan. Sorgen Sie dafür, dass er nach Hause kommt. Vielleicht sprechen Sie mit Tim und bitten ihn, nicht allzu beunruhigt zu sein. Martin ist nicht gefährlich.«
»John Paul auch nicht, und doch hat er Helena geschlagen«, sagte der Priester. »Ich habe gehört, dass er heute Abend in seinem Haus völlig durchgedreht ist und alles kurz und klein geschlagen hat. Ein Nachbar wollte die Polizei holen, hat aber stattdessen Velda angerufen. Sie sprach sich dagegen aus. Helena ist gut untergebracht, und John Paul kann im Moment nicht zu ihr. Wenn diese Vorfälle aktenkundig werden, hat er Vorstrafen bis an sein Lebensende.«
»Ich habe ihn vorhin gesehen; er war nicht er selbst, sondern wirkte eher wie ein Zombie, der auf Gewalt programmiert ist, aber ich konnte kein Anzeichen von den Untoten entdecken.«
»Sie sprechen von Vampiren, Geschöpfen, die das Blut anderer Lebewesen trinken und ihre Seelen für die Unsterblichkeit aufgegeben haben. Das sind die Kreaturen, die Sie jagen. Und Martin hat sie gesehen.« Ehrfurcht schwang in Vater Mulligans Stimme mit. »Es ist schwer zu glauben, dass solche Wesen tatsächlich existieren. Sind sie durch und durch schlecht? Jenseits jeder Vergebung? Steht das fest?«
Nicolae richtete sich auf und sah den Priester an. Seine Augen funkelten gefährlich. »Versuchen Sie nicht, sie zu retten, Vater. Die Untoten wären entzückt, Sie in die Finger zu bekommen. Ihr Metier ist es, Seelen zu retten, Vater Mulligan. Vampire haben jedoch keine Seelen. Sie sind imstande, Sie zu Handlungen zu verleiten, deren Schlechtigkeit Sie sich nicht einmal annähernd vorstellen können. Muss ich Ihnen einen Befehl geben, Vater?«
Vater Mulligan spähte zu Martin, der mit leerem Gesichtsausdruck in sich zusammengesackt auf der Bank saß. Er wich ein Stück vor Nicolae zurück. »Nicht nötig. Ich werde Abstand zu diesen Wesen wahren.«
»Bleiben Sie bei Ihrem Entschluss.« Nicolae unterlegte seine Stimme mit einem unterschwelligen Zwang, um sicherzugehen, dass sich der Priester tatsächlich von Vampiren fernhielt. Er schwenkte seine Hand, um Martin zu wecken, während er sich gleichzeitig in Luft auflöste und als feiner Nebelschleier davonschwebte.
Kapitel 14
Destiny lag still wie ein Leichnam in einer Mulde, die so flach ausgehoben war, dass sie ein beredtes Zeugnis für ihren geschwächten Zustand ablegte. Nicolae hatte gewusst, dass sie schwer angeschlagen war, aber das volle Ausmaß ihrer Erschöpfung hatte sie vor ihm verheimlicht. Kein Jäger hätte sich auf diese Weise in die Erde gebettet - nicht mit dem Wissen, dass Vampire in der Nähe waren und der Ruheplatz nicht mehr sicher war.
Nicolae schob mit einer Handbewegung die dünne Erdschicht beiseite und schloss die Augen vor dem Anblick, der sich ihm bot. Zorn, in den sich Schmerz mischte, stieg in ihm auf. Destiny sah schrecklich jung und verletzlich aus, wie sie so dalag; ihre Haut wirkte durchscheinend, fast grau. Kleine Blutstropfen waren aus ihren Poren getreten, und in ihrer Erschöpfung hatte sie nicht die Kraft aufgebracht, ihren Körper vollständig zu heilen. Die chemische Bombe war entschärft worden, doch das Gift, das der Vampir injiziert hatte, war von Destinys bereits verunreinigtem Blut willig angenommen worden. Es sah so aus, als würde er sie verlieren.
Nicolae weckte sie nicht auf. Er wollte sie von diesem feuchten, engen Raum wegbringen, einem Ort des Todes, wo immer noch der Geruch von Blut und der Gestank des Vampirs in der Luft hingen. Als eine Erinnerung an den Angriff des Untoten war die verkohlte Hülle der Echse zusammen mit den verdorrten schwarzen Tentakeln zurückgeblieben. Destiny gehörte nicht an diesen Ort. Nicolae nahm sie in seine Arme. Sie schien leicht und schwerelos. Die Konfrontation mit dem Bösen hatte sie bis an die Grenzen ihrer Kraft geschwächt. Schützend zog er sie an seine breite Brust und sah ihr ins Gesicht. Unerwartet brannten Tränen hinter seinen Lidern.
Destiny hatte in ihrem Leben so viel mitgemacht. Als ihr Gefährte wollte er sie vor allem Unheil beschützen, sie vor allen Feinden abschirmen. Er war einer der alten Krieger. Seine Macht reichte sehr weit, doch er konnte sich trotzdem nicht dazu überwinden, Destiny zu zwingen, die Jagd auf die Untoten aufzugeben. Sie brauchte das Wissen, selbst stark genug zum Kämpfen zu sein, die Dinge in der Hand zu haben und die Welt von so vielen dieser grausamen Kreaturen befreien
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