Christine Feehan - Karpatianer 13 - Dunkler Ruf des Schicksals
auf!, sagte Nicolae scharf. Es war der Befehl von jemandem, der absoluten Gehorsam gewöhnt war. Du warst ein Kind, ein kleines Mädchen, und hattest keine Ahnung, dass es so bösartige Geschöpfe gibt. Du hättest unmöglich verhindern können, was dieser Vampir deiner Familie angetan hat, und du bist auch nicht dafür verantwortlich. Du verfügst über seltene Gaben. Es gibt andere wie dich auf der Welt, andere junge Frauen, vielleicht auch junge Männer, die durch ihre ungewöhnlichen Fähigkeiten unabsichtlich die Aufmerksamkeit der Vampire auf sich lenken. Sie sind in keiner Weise für das, was diese Monster tun, verantwortlich zu machen. Ein Vampir hat sich bewusst für diese Form von Existenz entschieden. Früher einmal bewegte er sich im Licht und genoss Ehre und Ansehen. An irgendeinem Punkt seines Lebens wusste er, dass er seine Seele in Gefahr bringen würde, wenn er weiter existierte. Er wusste, was er zu tun hatte, entschied sich aber stattdessen dafür, ein Untoter zu werden. Schau in meine Erinnerungen; ich erlaube es dir gem. Du kannst nicht glauben, dass dich die Schuld trifft.
Destiny schwieg einen Moment lang. Sie wollte ihm glauben, sehnte sich nach Absolution, wollte sich von der Magie seiner Stimme einlullen lassen und allem, was ihr jemals zugestoßen war, entfliehen. Deine Stimme ist eine Waffe. Destiny sprach die Worte laut aus und ebenso in ihrem Bewusstsein. Sie musste den Klang ihrer Stimme hören, um es zu glauben.
Du hast Angst. Es ist normal, das zu fürchten, was man nicht kennt, meine Kleine. Seine Stimme war so liebevoll, dass sie beinahe geweint hätte. Sie sehnte sich danach, bei ihm zu sein und von ihm im Arm gehalten zu werden. Ihre Reaktion war so stark und ihrem Wesen so fremd, dass sie erschrak und noch mehr Angst bekam. Destiny fühlte sich aus dem Gleichgewicht gebracht und unentschlossen, und das gefiel ihr nicht. Er hatte schon lange nicht mehr »meine Kleine« zu ihr gesagt. Sie versuchte, sich einzureden, dass der Kosename sie aus der Bahn geworfen hatte, aber sie wusste es besser.
Sie mochte Angst haben, doch sie war kein Feigling. Zumindest sich selbst gegenüber konnte sie ehrlich sein ... und ihm gegenüber auch. Destiny hob das Kinn und straffte die Schultern. Ja, ich habe Angst. Ich weiß nicht mehr, wie ich anderen vertrauen soll. Ich weiß nicht einmal, ob ich mir selbst trauen kann. Ich habe der Schönheit einer Stimme getraut und bin getäuscht ivorden.
Du warst ein Kind. Seine liebevolle Stimme rührte direkt an ihr Herz.
Ist das eine Entschädigung?
Du hast nichts Unrechtes getan. Trotzdem machst du dir Vorwürfe, weil du am Leben geblieben bist. Es war dir bestimmt, zu überleben. Lass dir von mir helfen.
Sie fuhr sich mit einer Hand durchs Haar, sodass es sich wie eine dunkle Wolke um ihr Gesicht bauschte. Nagender Hunger brannte in ihrem Inneren. Destiny versuchte, ihn zu ignorieren und die Erkenntnis zu unterdrücken, dass ihr ihre Art von Nahrungsaufnahme nicht mehr so abstoßend vorkam wie früher. Genauso, wie sie zu ignorieren versuchte, wie leicht es ihr fiel, ihre Beute zu kontrollieren. Sie zuckte zusammen. Beute. Hast du mich gehört? Ich habe an sie als Beute gedacht, nicht als Menschen. Das ist aus mir geworden. Das hat er aus mir gemacht. Wie kannst du mir helfen? Wie kann ich dir vertrauen? Ich weiß, was du bist. Du hast mir geholfen, ihn zu töten. Du hast mich gelehrt, das zu werden, was ich bin. Ich sehe die Dunkelheit in dir. Leugnest du das?
Natürlich nicht. Das Tier ist Teil von mir. Es ist ebenso sehr meine Stärke wie meine Schwäche. Aber ich bin viel mehr als eine stumme Kreatur, die sich am Tod und an den Qualen anderer weidet. Genauso, wie du viel mehr bist, als er aus dir zu machen versucht hat.
In mir ist Dunkelheit. Sie würde ihn nicht belügen. Nicht ihn. Und auch sich selbst nicht mehr.
Mein Liebes. Er sprach ganz leise. Sein Blut fließt in deinen Adern . Es quält dich und spricht zu dir, aber es ist seine Dunkelheit, die du fühlst, nicht deine eigene. Karpatianer sind große Heiler. Die Erde hier ist gut, aber die Erde unserer Heimat ist unvergleichlich. Sein verunreinigtes Blut kann entfernt werden. Unsere Heilerund unsere Heimaterde können dich von seinem Schatten in deinem Inneren befreien.
Wie kann ich irgendetwas von dem glauben, was du sagst? Sie fragte es fast verzweifelt und wünschte sich, er könnte ihr geben, was sie brauchte. Zuversicht. Sie brauchte Zuversicht, aber sie wagte nicht, je wieder an
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