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Christine Feehan - Karpatianer 13 - Dunkler Ruf des Schicksals

Christine Feehan - Karpatianer 13 - Dunkler Ruf des Schicksals

Titel: Christine Feehan - Karpatianer 13 - Dunkler Ruf des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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anzunehmen.
    Die Welt wirkte wunderschön, als sie über den Himmel zog, wo die kühle Luft ihren Körper reinigte und sie sich sauber, unversehrt und lebendig fühlte. Ohne sich Zeit zum Herumtollen zu lassen, schoss sie durch die Wolken. Sie hatte etwas zu erledigen. Sie suchte an vertrauten Orten nach Hinweisen auf MaryAnn. Ihren Geruch, den Klang ihrer Stimme, ihr leises Lachen. Destiny fand, was sie suchte, in einer kleinen Bar, wo sich die Einheimischen dieses Viertels gern trafen, um den neuesten Klatsch auszutauschen.
    Destiny landete auf dem Dach des Delikatessengeschäfts auf der anderen Straßenseite der Bar und warf einen Blick auf die Straße. Velda Hantz und ihre Schwester Inez thronten auf dem Bürgersteig vor ihrem Wohnhaus in ihren Gartenstühlen und beobachteten das Leben und Treiben. Beide waren in den Siebzigern und so etwas wie eine feste Institution. Sie grüßten jeden Vorbeikommenden mit Namen und verteilten lautstark freundliche Ratschläge oder mütterlichen Tadel, je nachdem, was die Situation verlangte. In ihren Lieblingsfarben Quietschrosa und Giftgrün waren die beiden unmöglich zu übersehen.
    Veldas an den Spitzen rosa getöntes Haar war wie gewöhnlich zu einer kunstvollen Windstoßfrisur arrangiert, während Inez’ üppige violette Mähne hoch aufgetürmt war. Beide trugen die neuesten Laufschuhe, die sie unaufhörlich hin und her bewegten, während sie in ihren Sesseln saßen. Destiny fand die Schwestern ungewöhnlich liebenswert. Mehr als einmal hatte sie sich den beiden gezeigt, und immer riefen sie ihr eine freundliche Begrüßung zu oder winkten sie auf ein Schwätzchen zu sich.
    Mit hochgezogenen Knien, das Kinn auf eine Hand gestützt, beobachtete Destiny die beiden Frauen, ohne sich des Lächelns auf ihrem Gesicht bewusst zu sein. Während ihrer unablässigen Jagd auf die Untoten war sie oft von einer Stadt zur nächsten und von einem Land ins andere gezogen, immer eine Nasenlänge vor Nicolae, der ihr hartnäckig folgte. Sie wusste, wie sein Verstand arbeitete. Er hatte ihr Zugang zu seinen Kämpfen, seinen Strategien, sogar zu seinen Denkvorgängen gewählt. Sie hatte sein Wissen förmlich aufgesaugt, weil sie wusste, dass ihr Leben davon abhing und auch das Leben anderer davon abhängen würde. Das hatte ihr ermöglicht, ihren Vorsprung vor ihm zu halten. Bis sie eines Tages gehört hatte, wie MaryAnn Delaney mit einer jungen Frau sprach, deren Leben ein einziger Trümmerhaufen war. Die weiche, klare Stimme und die Dinge, die MaryAnn gesagt hatte, hatten Destiny in Seattle festgehalten. In diesen Straßen. Irgendwann hatte sie insgeheim begonnen, sich für die Menschen in diesem Viertel verantwortlich zu fühlen.
    Destiny seufzte und setzte sich langsam auf. Sie hatte sich bewusst dafür entschieden, nicht mehr weiterzuziehen, diese Stadt zu ihrer Heimat zu machen und ihre Bewohner unter ihre Fittiche zu nehmen. Es gab ihr den Anschein von Normalität, die sie so dringend brauchte, einen Grund, ihr Leben weiterzuführen, obwohl sie wusste, wie schlecht sie war.
    Nicht schlecht, sondern karpatianisch. Du trägst das unreine Blut des Vampirs in dir, aber du bist kein Vampir. Das habe ich dir oft genug erklärt. Nicolaes leise Stimme klang sehr geduldig. Was macht dir Sorgen?
    Destiny seufzte leise und blies eine Haarsträhne weg, die ihr ins Gesicht fiel. Hast du nichts Besseres zu tun, als mich zu belästigen? Sind alle Männer so nervig wie du?
    Einen Moment lang herrschte Schweigen. Sie konnte spüren, wie sehr er sich bemühte, nicht in Gelächter auszubrechen. Niemand sprach so mit ihm wie sie, und er war darüber ebenso schockiert wie amüsiert. Ihr gab es das Gefühl, ihm noch näherzustehen. Mit ihm verbunden zu sein.
    Meine Güte. Du wirst mir noch mehr Arger machen, als ich je für möglich gehalten hätte.
    Du hast ja keinen blassen Schimmer! Sie empfand eine gewisse Genugtuung darüber, dass sie das letzte Wort behielt, indem sie schnell antwortete und sofort die Verbindung zwischen ihnen abbrach. Diese kurze Kommunikation hatte ihr den Mut gegeben, den sie für ihr Vorhaben benötigte. Sie raffte sich auf, ihren sicheren Platz auf dem Dach zu verlassen.
    Die Klänge von Musik und das Stimmengewirr von Menschen, die sich miteinander unterhielten, schienen von den Wänden der Bar »Tavem« zu hallen. Destiny stand draußen vor dem Eingang, wie schon so oft. Ihre kleinen Zähne nagten nervös an ihrer Unterlippe. Sie war noch nie hineingegangen, sondern hatte

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