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Christine Feehan - Karpatianer 13 - Dunkler Ruf des Schicksals

Christine Feehan - Karpatianer 13 - Dunkler Ruf des Schicksals

Titel: Christine Feehan - Karpatianer 13 - Dunkler Ruf des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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wollte sie eine klaffende Wunde verbergen. Einen Moment lang sah sie so verletzlich aus, so jung und zart, dass MaryAnn sich zwingen musste, ruhig zu bleiben. »Ich mag nicht daran denken. Ich habe Angst, daran zu denken.«
    »Was, glauben Sie, würde passieren, wenn Sie es täten, Destiny?« Ihre Stimme war neutral. »Schlimme Dinge zu verdrängen führt nur dazu, dass sie zum Vorschein kommen, wenn man es am wenigsten erwartet.«
    »Manchmal ist es die einzige Möglichkeit, um zu überleben. Wem soll ich es erzählen? Der Polizei? Man würde mich ins Irrenhaus sperren.« Sie hob ihren Blick zu MaryAnn. »Was glauben Sie, wie ich jetzt lebe? Sie haben mich gefragt, ob ich nicht auf eine Tasse Tee zu Ihnen kommen mag. Für Sie ist das nichts Besonderes. Ich werde nie mehr Tee trinken. Nie wieder.« Sie presste ihre Fingerspitzen an die Schläfen. »Meine Mutter trank Tee. Daran erinnere ich mich jetzt. Ich hatte es vergessen. Jeden Morgen goss sie Tee in einer kleinen Kanne auf und stülpte einen Teewärmer darüber, während sie ihn ziehen ließ. Meinen bereitete sie immer mit Milch zu, mit mehr Milch als Tee, um genau zu sein, doch ich fühlte mich sehr erwachsen und meiner Mutter ganz nahe, wenn wir ihn gemeinsam tranken.« Sie schloss die Augen und wünschte sich, sie könnte diese Erinnerung für alle Zeiten im Gedächtnis bewahren: das Gesicht ihrer Mutter, ihr Duft und ihr Lächeln, wenn sie Destiny die Teetasse reichte.
    Sie sah über den Tisch zu MaryAnn. »Danke. Ich habe seit Jahren nicht mehr daran gedacht. Die letzten Erinnerungen, die ich an meine Familie hatte, waren ... schlimm. Beängstigend. Ich habe mich gezwungen, alles zu vergessen, um auch das zu vergessen. Meine Mutter war so eine schöne Frau.«
    MaryAnn lächelte. »Ich bin sicher, Sie sind ihr sehr ähnlich.
    Was für eine wunderbare Erinnerung. Haben Sie Geschwister?«
    Destiny schüttelte den Kopf. »Ich war ein Einzelkind.«
    »Andere Angehörige?«
    Sie hätte verneinen sollen, aber sie musste sofort an Nicolae denken, an seine Stimme, seine Nähe. Destiny empfand all das sehr intensiv. Was war er für sie ? Ihr Todfeind. Nein, das nicht. Destiny fuhr sich mit einer Hand durchs Haar, erschüttert über die Tiefe ihrer Bindung zu ihm.
    MaryAnn, die auf eine Antwort wartete, schien mit dem Schweigen kein Problem zu haben. Destinys ganzes Leben war Schweigen. Sie hatte seit Jahren mit niemandem mehr gesprochen. Nur mit Nicolae.
    »Woher wissen Sie, ob Sie jemandem trauen können?«, fragte Destiny leise. »Woher wissen Sie, dass man Sie nicht verraten wird?«
    »Ich denke, manchmal sagt es uns unser Instinkt«, antwortete MaryAnn vorsichtig, »obwohl es immer möglich ist, einen Fehler zu machen. Normalerweise behält man sich sein Urteil vor, bis man jemanden besser kennenlernt und weiß, wie er wirklich ist.«
    »Versuchen Sie gerade, mich näher kennenzulernen?« Destiny streckte ihr Kinn vor.
    »Sie?«, gab MaryAnn freundlich zurück. »Sie wollen etwas von mir, das ich Ihnen nicht geben kann. Sie wollen, dass ich Sie verdamme. Sie haben mir mindestens zweimal das Leben gerettet. Ich mag Sie als Mensch. Ich weiß, dass Sie verstört sind, aber das macht Sie nicht zu dem Monster, das ich Ihrer Meinung nach in Ihnen sehen sollte.«
    Destiny hörte das Anschwellen der Gespräche im Lokal, das Plärren der Musik. Gelächter wurde an einem Tisch in der Nähe laut. Sie wies mit der Hand auf den Raum. »Das alles hier ist nicht real. Sie glauben, dass Sie in der Realität leben, doch das ist nicht real.«
    »Natürlich ist es das. Es ist genauso real, wie Ihr Leben es gewesen ist, nur völlig anders. Sie können nicht zurück, ich kann nicht zurück, aber wir können weitermachen.«
    »Das stimmt nicht«, entgegnete Destiny leise und heftete ihre ausdrucksvollen Augen auf MaryAnn. »Es stimmt nicht, dass Sie nicht zurückkönnen.«
    MaryAnn wirkte zum ersten Mal verunsichert. Nachdenklich strich sie mit den Fingerspitzen über die Tischplatte, während sie ihre Gedanken sammelte und sorgfältig abwog, was sie sagen sollte. Sie überlegte gründlich, bevor sie sprach. »Ich nehme an, das heißt, dass Sie irgendetwas mit meinem Bewusstsein anstellen können, um meine Wahrnehmung der Realität zu verändern.«
    Destiny, die hören konnte, wie Mary Amis Herz plötzlich schneller schlug, nickte langsam. »Ich kann Ihnen jede Erinnerung an mich nehmen. An alles, was Sie über Vampire erfahren haben. Sie werden sich an nichts erinnern und keine

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