Christine Feehan - Karpatianer 13 - Dunkler Ruf des Schicksals
Gesprächspartnerin noch redete, und lief zu ihrer Freundin. Die Zeit schien für Destiny stillzustehen, als sie wie eine kleine Rakete quer durch den Raum schoss.
»Sie sind am Leben! Gott sei Dank! Ich habe mir solche Sorgen gemacht! Ich hatte keine Ahnung, wen ich eventuell verständigen könnte. Ich habe in allen Krankenhäusern nachgefragt, sogar im Leichenschauhaus.« MaryAnn schien beide Arme um Destiny werfen zu wollen, riss sich aber zusammen, als ihr auffiel, wie verunsichert die junge Frau wirkte.
Destiny stand einfach da und starrte sie an. In ihrem Kopf herrschte völlige Leere; ihre sorgfältig formulierte Entschuldigung war wie weggewischt. Sie räusperte sich ein paarmal.
»Kommen Sie, verziehen wir uns ein bisschen aus dem Gedränge«, schlug MaryAnn vor und zog Destiny ein paar Schritte aus der Menge heraus.
»Sie haben nicht einen Funken Selbsterhaltungstrieb«, stellte Destiny fest. »Warum versuchen Sie nie, auch nur ein bisschen auf sich aufzupassen?«
»Ich weiß nicht. Alles, was ich an diesem Abend vor der Kirche hören konnte, war der Klang seiner Stimme. Sie war so melodisch ... fast schon hypnotisierend. Ich konnte ihn erst deutlich sehen, als Sie mich ansprachen. Dann klang er auf einmal furchtbar, und er sah aus ...« Sie brach ab und suchte nach dem richtigen Wort. »Wie ein Monster. Seine Zähne waren so spitz und so scharf, und seine Fingernägel hätten aus einem Horrorfilm sein können. Aber zuerst sah er gut aus. Ich wäre zu ihm gegangen, wenn Sie mich nicht in die Kirche gestoßen hätten. Danke, Destiny.«
Destiny sah die andere benommen an. »Ich spreche nicht von ihm. Bei ihm hätten Sie sowieso keine Chance gehabt. Er war ein Vampir. Vampire sind nicht leicht zu besiegen, und Sie verfügen weder über das Wissen noch über die Fähigkeiten, so etwas auch nur zu versuchen. Ich rede von mir. Sie freuen sich, mich zu sehen ...«
»Natürlich freue ich mich!«, unterbrach MaryAnn sie. »Ich habe mir solche Sorgen gemacht, Destiny. Ich habe jeden Tag nach Ihnen gesucht, an allen Orten, wo Sie sein könnten, konnte Sie aber nirgendwo finden. Jagen Sie mir bloß nie wieder so einen Schrecken ein! Sie hätten zu mir nach Hause kommen sollen. Haben Sie denn gar nicht daran gedacht, wie viel Angst ich haben würde?«
»Ja, ich habe gedacht, Sie fürchteten, ich könnte Sie töten, indem ich Ihnen Ihr Blut bis zum letzten Tropfen aussauge«, erwiderte Destiny. Sie konnte dieses Gespräch kaum noch ertragen. MaryAnn sagte die Wahrheit; Destiny spürte die Angst, die sie ausgestanden hatte. Es ergab keinen Sinn, und MaryAnns Mangel an Furcht und vor allem an Vorsicht machte sie zornig.
»Das ist doch albern. Ich habe gesehen, dass Sie verwundet waren. Ich wollte mich um Sie kümmern.«
Destiny betrachtete ihre Hände. »Wie können Sie so etwas sagen? Sie müssen doch wissen, was ich bin.«
»Was glauben Sie denn, das Sie sind?«, fragte MaryAnn leise. Ihre Stimme war so freundlich wie immer. Es gab kein Anzeichen von Verachtung oder Spott, nur MaryAnns ruhige Akzeptanz der Dinge. Bedingungslose Akzeptanz.
»Sie haben mich gesehen. Und Sie haben ihn gesehen, den Vampir. Sie müssen wissen, dass ich eine von denen bin.« Destiny konnte die andere nicht anschauen. Sie würde es nicht ertragen, den Abscheu in diesen warmen braunen Augen zu sehen. »Es tut mir leid. Ich hätte nicht zulassen dürfen, dass unser beider Leben miteinander in Berührung kommen. Sie werden sich später nicht mehr erinnern, aber ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, dass ich Ihnen nie ein Leid zufügen werde.«
Einen Moment lang herrschte Schweigen, und wieder schnürte sich ihr Magen schmerzhaft zusammen. Dann spürte sie MaryAnns Berührung, ganz leicht. Sie legte ihre Finger auf Destinys Unterarm. »Warum glauben Sie, dass Sie ein Vampir sind?«
Destiny versteifte sich, als wäre sie geschlagen worden. »Ein Vampir hat mein Blut genommen. Er hat mich gezwungen, sein Blut zu trinken. Ich glaube, das ist die allgemein gängige Methode, einen Menschen zum Vampir zu machen.«
MaryAnn nickte. »Soweit ich es aus Filmen kenne, schon. Haben Sie Ihre Information auch von dort? Aus Filmen?«
»Sie müssen mir nicht glauben.« Destiny zog ihren Arm zurück. Sie konnte Herzen schlagen hören. Sie konnte das Rauschen von Blut in Adern hören. Das Wispern vertraulicher Gespräche. »Ich bin nicht verrückt.« Destiny sagte es entschieden, mehr zu sich selbst als zu MaryAnn.
»Das weiß ich. Ich konnte die Kirche
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