Christine Feehan - Karpatianer 13 - Dunkler Ruf des Schicksals
Füßen. Der Vampir, der rechts von Pater neben einer Mülltonne kauerte, griff den monotonen Refrain auf. Die rhythmischen Bewegungen seiner Füße wirkten in den silbrigen Regenschnüren beinahe hypnotisch. Destiny biss die Zähne zusammen und wandte ihren faszinierten Blick ab, wobei sie gleichzeitig ihre Ohren vor dem Gesang verschloss. Es war ein alter Trick, aber einer, der häufig funktionierte, wenn man nicht gut achtgab.
»Hältst du mich für so unerfahren, dass ich mich damit ködern lasse?« Ihre Augen funkelten Pater an, ein glitzerndes Versprechen auf Vergeltung.
Er verbeugte sich ungerührt. Eine einzige Handbewegung brachte das Lied zum Verstummen. Wieder waren die Vampire still und wachsam. Sie warteten auf ihre Chance, auf einen Fehler von Destiny, einen kleinen Moment der Unachtsamkeit. »Du fällst aus dem Rahmen. Für jemanden, der so jung ist, weißt du sehr viel. Du bist eine Frau, aber du kannst uns besiegen. Du bist von unserem Blut, doch du bist eine Jägerin. Wie kommt es, dass du die Neuigkeiten noch nicht gehört hast, die sich überall in der Welt verbreiten? Wir sind jetzt Kundschafter des Großen. Ich bin einer seiner engsten Vertrauten. Wir führen Krieg gegen die Jäger, aber du weißt nichts davon. Für uns hat eine neue Ära begonnen, in der wir uns zusammenschließen und gemeinsam unsere Feinde bekämpfen.«
Innerhalb des Nebels schien sich etwas zu regen. Destiny fühlte es eher, als dass sie es sah. Nicolae. Natürlich kam er. Und sein Bruder würde ihm Rückendeckung geben. Sie spürte, wie sie sich ein wenig entspannte. »Kämpfen? Für wen? Für was? Was du sagst, ergibt keinen Sinn. Warum sollte ich kämpfen, um einem bösartigen Geschöpf zu mehr Macht zu verhelfen? Mein Tod ist ihm gleichgültig. Dein Tod ist ihm gleichgültig. Wir dienen als Kanonenfutter, während sich dein Meister versteckt und triumphiert und darauf wartet, dass wir die Jäger in die Knie zwingen. Ich sehe keinen Sinn darin, für einen anderen zu sterben.«
»Aber wir werden die Jäger in großen Mengen angreifen und siebesiegen. Unser Anführer ist weise. Erwird uns die Erde untertan machen.« Große Überzeugungskraft lag in seiner Stimme. Sie konnte fühlen, wie diese Kraft auf ihr Bewusstsein einwirkte, ihr Selbstvertrauen untergrub und sie tiefer in das Netz der Ausgestoßenen hineinzog. Irgendetwas war anders an dem hypnotischen Druck, den diese Stimme ausübte, etwas kaum Greifbares, das Destiny nicht ganz einordnen konnte. Der Klang hätte ihr vertraut sein müssen, war er aber nicht. Fast schien es, als wäre seine Stimme direkt auf sie abgestimmt und wüsste genau, welcher Tonfall für sie am angenehmsten war.
Destiny hob ihre Hände mit der Handfläche nach außen und wischte den faszinierenden Klang von Paters Stimme weg. Dann legte sie den Kopf zur Seite und schenkte ihm ein Lächeln, ein träges, herausforderndes Lächeln, das ihre regelmäßigen weißen Zähne zeigte. »Warum sollte jemand, der so mächtig ist wie du, einem anderen folgen ?«Ihr Tonfall war verführerisch, schmeichelnd und bewundernd, und ihre Hände flatterten anmutig, während sie sprach. Destiny fiel auf, dass Paters Brust sichtlich schwoll. Wie alle Vampire war er empfänglich für Schmeichelei. »Für mich siehst du wie ein Anführer aus. Erst vor Kurzem bist du drei Jägern entkommen. Wie viele andere wären dazu in der Lage? Könnte euer Meister es? Er versteckt sich feige hinter dir, während du gegen die Jäger antrittst.«
»Er hat eine Vision«, antwortete Pater.
»Hast du ihn je gesehen? Hat er gewagt, sich vor dir zu zeigen?« Sie klang sehr weiblich, neugierig und voller Bewunderung. Ihre Hände bewegten sich beim Sprechen mit einer fließenden Grazie, die der Schönheit ihrer Stimme entsprach. Jetzt lächelte sie ihn verschwörerisch an und senkte ihre Stimme zu einem leisen Murmeln. »Du schließt dich mir an. Wir brauchen kein Bündnis mit anderen. Das hier ist mein Territorium, das alles hier. Teile es mit mir. Wir können die anderen besiegen.«
Sofort erhoben sich knurrende, grollende Laute; die Vampire spannten sich nervös an, bleckten ihre scharfen Reißzähne und zeigten ihre Krallen. Es erforderte nicht viel, um einen Keil zwischen so unberechenbare Verbündete zu treiben. Sie waren Blender und Verräter und fielen genauso über ihre eigene Art her wie über Menschen.
Pater brachte die anderen mit einer Handbewegung zum Schweigen, ein Beweis für seine Führungsposition unter diesen
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