Christine Feehan - Karpatianer 13 - Dunkler Ruf des Schicksals
Wahrheit unbarmherzig einbläute. Sie stieß Nicolae von sich und sprang auf.
»Destiny.« Ihr Name kam direkt aus seinem Herzen. »Bleib bei mir!«
Der Schmerz und die Sehnsucht in seiner Stimme folterten ihre Seele. Zum ersten Mal konnte sie sehen, wie sehr er sie brauchte. Nicht nur, dass er sie wollte, er brauchte sie. Alles in ihr, was weiblich, was menschlich war, rang darum, das zu sein, was er brauchte. Sie ist unrein. Die Worte dröhnten laut in ihrem Inneren.
Sie schüttelte den Kopf und wich vor Nicolae zurück. »Was, denkst du, wird passieren, wenn ich bei dir bleibe, Nicolae? Glaubst du an Wunder? Ich habe Nacht für Nacht um ein Wunder gebetet, wenn ich ihn kommen hörte, wenn ich mich in der Ecke einer schmutzigen Höhle verkroch.« Sie ballte die Hände so fest zu Fäusten, dass sich ihre Fingernägel in ihre Haut bohrten. »Du gehörst hierher, zu Vater Mulligan. Zu diesen Leuten.« Sie zeigte mit der Hand auf den Priester. »Ich gehöre nicht dazu, und ich werde auch nie dazugehören. Danke bitte Vikirnoff für seine Warnung. Ich würde dich nicht infizieren wollen.«
»Destiny.« Der Schmerz in seiner Stimme war echt und ein Ausdruck innerer Qualen, die ihre eigenen bei Weitem überschritten.
»Nein.« Irgendjemand musste vernünftig bleiben. »Antworte mir. Ich hätte dich infiziert, wenn du mein Blut genommen hättest, nicht wahr?«
Ihre Augen, die wie Juwelen funkelten, schimmerten feucht. Ungeduldig wischte sie die Tränen weg. Für Nicolae war sie die ungewöhnlichste Frau, die ihm je begegnet war. Die mutigste. Er wollte ihr in nichts nachstehen. Sein Blick hielt ihrem offen stand, und er nickte. »Ja, Destiny. Und da ich keinen Anker habe, der mich im hellen Licht hält, wäre es sehr gefährlich.«
Sie hob stolz das Kinn. »Dein Anker, das bin ich. Was geschieht mit dir, wenn ich nicht sein kann, was du brauchst?«
»Destiny, das ist unerheblich. Du bist alles, was ich brauche, alles, was ich mir wünsche.«
»Antworte mir, Nicolae. Was wird dann aus dir?« Ihre Stimme war leise, aber sehr fest, und ihr Blick geriet nicht ins Wanken.
Ein flüchtiger Ausdruck von Schmerz huschte über sein Gesicht, bevor seine Miene wieder zu einer undurchdringlichen Maske wurde. »Ich bin Karpatianer, ein Jäger, dessen Zeit bald gekommen ist. Wenn ich mich nicht an meine Gefährtin binde, muss ich entweder die Morgenröte suchen oder zum Vampir werden. Meine Entscheidung steht fest.«
Sie legte kurz die Fingerspitzen an ihre Augen. »Gibt es keine andere Gefährtin für dich? Es muss noch eine andere geben.«
Nicolae schüttelte den Kopf. »Es gibt nur eine. Du bist die andere Hälfte meiner Seele.«
Destiny fuhr herum, löste sich in feinen Nebel auf und strömte unter der Tür hindurch und durch den Gang in die Nachtluft hinaus. Sie stieg schnell auf und ließ sich immer weiter nach oben treiben, bis die Stadt weit unter ihr lag. Im Geist stieß sie einen Schrei aus: Er war unhörbar für Menschen, die sie nicht erschrecken wollte. Hast du von Anfang an gewusst, dass ich deine Gefährtin bin ? Es war unverkennbar eine Anklage.
Nein! Wenn ich es gewusst hätte, hätte ich es dir gesagt. Komm, zu mir zurück, Destiny. Du brauchst Nahrung. Du brauchst mich.
Er hatte recht. Ihre Kräfte ließen rapide nach. Sie hatte seit einigen Tagen nichts zu sich genommen, und Nicolae bei der Heilung des Priesters zu helfen, hatte sie ihrer letzten Reserven beraubt. Destiny landete und nahm dabei ihre ursprüngliche Gestalt an. Sie wusste genau, wo sie finden würde, was sie brauchte. Und zwar nicht bei Nicolae.
Sie war außer sich. Wieder einmal war ihr ganzes Leben aus den Fugen geraten; ihre Welt schien ihr zu entgleiten. Als sie die schmale Gasse hinuntereilte, ballten sich ihre Hände zu Fäusten, und ihre Lippen pressten sich zu einer schmalen Linie zusammen. Sie suchte Streit, egal, worum es ging. Ein guter altmodischer Kampf käme ihr jetzt gerade recht. Wo waren die Kriminellen der Stadt geblieben? Waren sie alle früh zu Bett gegangen? Wo war ein Vampir, wenn man einen brauchte?
Destiny durchkämmte jede dunkle Gasse, die ihr einfiel, und lief durch die Straßen, wobei sie sich bemühte, wie ein Opfer auszusehen, ein armes Mädchen, das sich ganz allein draußen in der Dunkelheit aufhielt. Ihre Augen glitzerten gefährlich, als sie nach jemandem Ausschau hielt, der sie überfallen könnte.
Destiny schnaubte gereizt. Sie schlenderte gerade durch eine verkommene Straße, von der bekannt war,
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