Christine Feehan - Karpatianer 13 - Dunkler Ruf des Schicksals
hin, und sprich mit mir.«
Destinys Herz hämmerte laut, als sie im Büro sorgfältig nach verborgenen Fallen Ausschau hielt. Gleichzeitig durchleuchtete sie MaryAnn, in der Hoffnung, nichts Ungewöhnliches zu finden. Stattdessen fand sie leere Stellen im Gedächtnis der Frau. Destinys Unruhe wuchs. MaryAnn sah aus wie immer -liebenswert, freundlich, mitfühlend.
Die Untoten haben MaryAnn gefunden, Nicolae. Einer war hier in ihrem Büro. Warum hast du es durch euer Blutsband nicht gespürt? Leiser Vorwurf mischte sich in die Furcht, die in ihrer Stimme mitschwang. Und noch etwas, stellte sie betroffen fest: die Bitte um Hilfe.
»Ich glaube, ich werde allmählich eine von diesen hirnlosen Frauen, die sich einbilden, sie können sich ohne die Hilfe eines großen, starken Mannes nicht mal die Schuhe zubinden«, verkündete Destiny verärgert, als ihr bewusst wurde, dass sie auf Nicolaes Hilfe zählte, obwohl sie früher immer der festen Überzeugung gewesen war, sich nur auf sich selbst verlassen zu können.
Das grüne Feuer, das aus Destinys Augen sprühte, faszinierte MaryAnn. Ein Lächeln breitete sich langsam auf ihrem Gesicht aus. »Und ich dachte schon, mir steht ein langweiliger Abend bevor. Komm, jetzt setz dich doch. Ich wäre nie auf den Gedanken gekommen, dass du nicht imstande bist, dir ohne männliche Hilfe die Schuhe zuzubinden. Wer ist es denn? Nicolae? Ist es ihm doch noch gelungen, dein Interesse zu wecken?«
»Kling bitte nicht so, als wärst du maßlos erfreut darüber.« Destiny trat näher, lehnte sich an die Schreibtischkante und schaute in MaryAnris dunkle, ausdrucksvolle Augen. In ihnen waren keine Schatten zu erkennen, und keine Bisswunden oder andere Verletzungen entstellten ihren glatten Hals.
Ich fühle seine Gegenwart, obwohl er versucht hat, sie zu verbergen. Er ist in ihren Geist eingedrungen, und er hat ihr einen Befehl gegeben. Destiny spürte, dass Nicolae ganz in der Nähe war.
»Ich soll mich nicht freuen, wenn du mich vor einem eintönigen Abend mit einem Haufen Papierkram gerettet hast? Du brauchst dich nie um Papierkram zu kümmern, oder?«
Destiny grinste. »Nein. Zum Glück ist das nicht erforderlich, wenn man Vampire jagt.«
»Nicht mal eine Genehmigung? Man sollte meinen, dass du in diesen bürokratischen Zeiten auf jeden Fall eine Genehmigung und einen Jagdschein brauchst.«
Destinys Lachen sprudelte hervor und drängte ihre Furcht in den Hintergrund. Nicolae war unterwegs, und er hatte viel mehr Erfahrung als sie. Er würde wissen, was zu tun war, um MaryAnn zu schützen. »Ich glaube eher, dass man Vampire auf die Liste gefährdeter Arten setzen und uns die Jagd auf sie verbieten würde, wenn etwas davon bekannt würde«, meinte Destiny.
Die Tür wurde ohne auch nur die Andeutung eines Klopfens geöffnet, und Nicolae kam hereingeschlendert. Er sah so fantastisch aus, dass es sie schon wieder ärgerte. »Wenn man vom Teufel spricht...«
Nicolae beugte sich vor und küsste Destiny auf den Nacken. »Sie ist total verrückt nach mir«, versicherte er MaryAnn.
Destiny verdrehte die Augen. »Sie ist absolut nicht verrückt nach ihm«, widersprach sie. »Sie mag ihn nicht einmal.«
Nicolae drückte sich kurz an Destiny. Es war nur ein ganz kurzer Körperkontakt, aber ihr lief sofort ein Schauer über den Rücken.
»MaryAnn, ich konnte einfach nicht fernbleiben«, sagte er, indem er sich an die andere Frau wandte. Als sie aufstand, nahm er ihre Hand und beugte sich galant darüber.
»Siehst du?« Destiny zog die Augenbrauen hoch. »Ist er nicht furchtbar schnulzig?«
MaryAnn lachte leise. »Ich weiß nicht, Destiny. Mir gefallen seine Manieren ganz gut.« Sie entzog Nicolae ihre Hand und schaute ihn an. »Was führt dich zu mir - abgesehen von dem Wunsch, Destiny auf die Palme zu bringen?« Plötzlich erstarrte sie und legte abwehrend eine Hand an ihre Kehle. »Stimmt etwas nicht?«
»Ermutige ihn nicht noch, MaryAnn. Er ist sowieso schon unglaublich eingebildet.« Destiny schnitt ein Gesicht. Sie war entschlossen, den sorgenvollen Ausdruck aus den Zügen ihrer Freundin zu vertreiben.
»Ich habe mich gefragt, ob du vor kurzem Besuch hattest, MaryAnn«, erklärte Nicolae beiläufig und wählte ebenfalls die vertraute Anrede. »Destiny und ich befassen uns mit dieser Sache, die John Paul und Martin betrifft.«
»Ach, das ist gut, Nicolae. Ich habe mir schon Sorgen um sie gemacht.« MaryAnn machte ein verwirrtes Gesicht und rieb sich die Schläfen, als pochten sie
Weitere Kostenlose Bücher