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Christmasland (German Edition)

Christmasland (German Edition)

Titel: Christmasland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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sich Manx’ Augen leicht bewegt und sich auf Bing gerichtet. Der alte Mann hatte ihn angestarrt, ohne ihn jedoch zu erkennen, und Bing hatte sich zurückgezogen.
    Nun, da die brenzlige Situation vorbei war, ließ sich Bing von seinen zittrigen, schwachen Beinen ins Wohnzimmer tragen. Er nahm die Gasmaske ab und setzte sich neben Mr. und Mrs. de Zoet, um mit ihnen gemeinsam fernzusehen. Er brauchte eine Weile, um sich wieder zu beruhigen. Derweil hielt er die Hand der alten Mrs. de Zoet.
    Er sah sich Gameshows an und behielt dabei das Haus von V ictoria McQueen im Auge. Kurz vor sieben hörte er draußen Stimmen. Er ging zur Eingangstür und blickte durch den Spion. Der Himmel hatte die blasse Farbe einer Nektarine angenommen, und der Junge ging mit seinem grotesk übergewichtigen V ater durch den V orgarten zu dem Mietwagen.
    »Falls irgendetwas sein sollte, wir sind im Hotel«, rief Carmody V ictoria McQueen zu, die auf der Eingangstreppe stand.
    Bing gefiel es nicht, dass der Junge mit dem V ater wegfuhr. Der Junge und die Frau gehörten zusammen. Manx wollte sie beide – und Bing ebenfalls. Der Junge war für Manx, aber die Frau war ihm vorbehalten. Er würde mit ihr im Haus des Schlafes eine Menge Spaß haben. Allein beim Anblick ihrer dünnen nackten Beine wurde sein Mund ganz trocken. Ein letztes Mal würde er sich im Haus des Schlafes vergnügen, bevor er mit Mr. Manx ins Christmasland fuhr, auf immer und ewig.
    Eigentlich gab es jedoch keinen Grund, sich Sorgen zu machen. Bing hatte die Post in V ictoria McQueens Briefkasten durchgesehen und die Rechnung einer Ferienbetreuung in New Hampshire gefunden. Der Junge war dort den ganzen August über angemeldet. Bing mochte nicht alle Tassen im Schrank haben, aber er glaubte nicht, dass jemand sein Kind in einer Einrichtung anmeldete, die achthundert Dollar die Woche kostete, um dann einfach zu beschließen, es nicht mehr dorthin zu bringen. Morgen war der vierte Juli. V ermutlich war der V ater nur wegen des Feiertags gekommen.
    V ater und Sohn fuhren davon und ließen V ictoria McQueen allein zurück. Die Papiere, die unter dem Auto gelegen hatten – und die Bing sich liebend gern angeschaut hätte –, wurden vom Sog des Wagens erfasst und wehten hinter ihm her.
    V ictoria McQueen verließ ebenfalls das Haus. Sie ging erst hinein und ließ die Tür offen und kehrte dann drei Minuten später mit dem Autoschlüssel und ein paar Einkaufstüten zurück.
    Bing beobachtete sie, bis sie weggefahren war. Danach wartete er noch eine Weile, bevor er hinausging. Die Sonne war untergegangen und hatte einen strahlenden orangefarbenen Dunst am Horizont hinterlassen. Ein paar Sterne brannten Löcher in den dunklen Himmel.
    »Der Gasmaskenmann hat ’ne Flinte«, flüsterte Bing vor sich hin, wie er es immer tat, wenn er nervös war. »Mit Kugeln aus schwerem Blei. Damit klingelt er bei Vic McQueenie und schießt ihr den Schädel entzwei.«
    Er suchte die ganze Straße ab, fand jedoch nur ein einzelnes Blatt Papier, zerknittert und fleckig.
    Was immer er erwartet hatte, es war ganz sicher nicht der Ausdruck eines Artikels über den Mann aus Kentucky, der vor zwei Monaten im Wraith bei Bings Haus eingetroffen war, zwei Tage vor Mr. Manx selbst. Manx war bleich, abgemagert und mit glänzenden Augen in einem Trans Am mit schwarz-weiß gestreiftem Polster bei Bing vorgefahren. Neben ihm auf dem Beifahrersitz hatte ein großer silberner Hammer gelegen. Die Nummernschilder hatte Bing schon wieder an den Wraith geschraubt, NOS4A2 war bereit gewesen.
    Der Mann aus Kentucky, Nathan Demeter, hatte noch eine ganze Zeit lang in dem kleinen Kellerraum im Haus des Schlafes gewohnt, bevor er über den Jordan gegangen war. Eigentlich bevorzugte Bing Frauen, aber Nathan wusste mit seinem Mund umzugehen, bis Bing mit ihm fertig war, hatten sie viele lange, bedeutungsvolle Männergespräche über die Liebe geführt.
    Bing erschrak, als er Nathan Demeter nun auf einem Foto sah, neben einem Artikel mit der Überschrift »Boeing-Ingenieur verschwunden«. Es bereitete ihm Bauchschmerzen. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wieso die Junkie-Frau mit diesem Artikel zu V ictoria McQueen gegangen war.
    »Au Backe«, flüsterte Bing und wippte auf den Ballen auf und nieder. Unwillkürlich begann er wieder vor sich hin zu flüstern: »Der Gasmaskenmann hat ’ne Flinte, mit Kugeln aus schwerem Blei …«
    »So geht das aber nicht«, sagte ein helles Stimmchen hinter ihm.
    Bing drehte den

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