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Christmasland (German Edition)

Christmasland (German Edition)

Titel: Christmasland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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auf die Arme und trug sie in den Korridor.
    »Lin?«, rief Chris McQueen noch einmal.
    Linda kam aus dem Schlafzimmer, einen feuchten Lappen an einen Mundwinkel gedrückt. Ihr dünnes, kastanienbraunes Haar war zerwühlt, und ihr Blick wirkte vernebelt, als hätte sie tatsächlich geschlafen. Ihr Blick schärfte sich, als sie das Gör in den Armen ihres Mannes sah.
    Linda wartete an der Tür zu V ics Zimmer. Mit ihren zarten Fingern schob sie V ic das Haar aus dem Gesicht und legte ihr eine Hand auf die Stirn. Die Handfläche von V ics Mutter war kühl und glatt, und ihre Berührung ließ V ic erschauern, halb wegen des Fiebers und halb aus Freude. Ihre Eltern waren nicht mehr wütend aufeinander, und wenn das Gör gewusst hätte, dass sie nur krank werden musste, damit ihre Eltern sich wieder vertrugen, dann hätte sie sich die Fahrt über die Brücke sparen und sich gleich einen Finger in den Hals stecken können.
    »Was ist mit ihr passiert?«
    »Sie ist ohnmächtig geworden«, sagte Chris.
    »Gar nicht wahr«, sagte das Gör.
    » V ierzig Grad Fieber und ein Ohnmachtsanfall, und sie will immer noch diskutieren«, sagte ihr V ater mit unverkennbarer Bewunderung in der Stimme.
    Ihre Mutter senkte den Lappen, den sie sich an den Mund gehalten hatte. »Hitzschlag. Drei Stunden im Auto, und dann gleich raus aufs Fahrrad, ohne jeden Sonnenschutz, und den ganzen Tag nichts weiter getrunken als diesen furchtbaren Milchshake im Terry’s.«
    »Frappé. So nennen sie das dort«, sagte V ic. »Du hast dir den Mund verletzt.«
    Ihre Mutter leckte über ihre geschwollenen Lippen. »Ich hole ein Glas Wasser und ein paar Ibuprofen. Die nehmen wir dann beide.«
    »Wenn du schon in der Küche bist, kannst du gleich deinen Armreif mitnehmen«, sagte Chris. »Er liegt auf dem Tisch.«
    Linda war schon halb den Korridor hinunter, bevor die Worte zu ihr durchdrangen. Sie sah ihren Mann an. Chris McQueen stand in der Tür zu V ics Zimmer und hielt V ic immer noch auf den Armen. V ic blickte zu David Hasselhoff über ihrem Bett, der sie anlächelte und so aussah, als wollte er ihr zuzwinkern: Gut gemacht, Mädchen.
    »Er war im Auto«, sagte Chris. »Das Gör hat ihn gefunden.«

Zu Hause
    V ic schlief.
    Zusammenhanglose Bilder flimmerten im Traum an ihr vorbei: eine Gasmaske auf einem Betonboden, ein toter Hund am Straßenrand mit zerschmettertem Kopf, ein Wald aus hoch aufragenden Tannen, an denen blinde weiße Engel hingen.
    Dieses letzte Bild war so eindringlich und schrecklich – die dunklen, zwanzig Meter hohen Bäume, die im Wind schwankten wie die zugedröhnten Teilnehmer eines heidnischen Festes; die Engel, die in ihren Zweigen blitzten und funkelten –, dass sie am liebsten laut aufgeschrien hätte.
    Sie versuchte es, brachte jedoch keinen Ton heraus. Sie war unter einer Lawine aus dunklem, weichem Zeug begraben, das sie zu ersticken drohte. Sie versuchte, sich zu befreien, und schlug wild mit den Armen um sich, bis sie plötzlich aufrecht im Bett saß. Ihr ganzer Körper war schweißgebadet. Ihr V ater saß am Rand der Matratze und hielt ihre Handgelenke fest.
    » V ic«, sagte er. » V ic. Beruhige dich. Du hast mir gerade einen ordentlichen Schwinger verpasst. Ich bin’s, Papa.«
    »Oh«, sagte sie. Er ließ sie los, und sie senkte die Arme. »Tut mir leid.«
    Er legte Daumen und Zeigefinger an sein Kinn und schob es hin und her. »Schon gut. Wahrscheinlich hatte ich es verdient.«
    »Wofür?«
    »Weiß nicht. Für irgendwas. Jeder hat was auf dem Kerbholz.«
    Sie beugte sich vor und küsste sein stoppeliges Kinn. Er lächelte.
    »Dein Fieber hat nachgelassen«, sagte er. »Fühlst du dich besser?«
    Sie zuckte mit den Achseln. Immerhin war sie nicht mehr unter diesem Haufen schwarzer Decken begraben und aus dem Traumwald aus bösartigen Weihnachtsbäumen entkommen.
    »Du hast ziemlich tief geschlafen«, sagte er. »Du hättest dich mal hören sollen.«
    »Was habe ich denn gesagt?«
    »Einmal hast du geschrien: Die Fledermäuse haben die Brücke verlassen!«, erzählte er. »Muss ein übler Fiebertraum gewesen sein.«
    »Ja. Ich meine, nein. Nein, wahrscheinlich habe ich die Brücke gemeint.« Einen Moment lang hatte V ic die Shorter Way Bridge ganz vergessen. »Was ist damit passiert, Papa?«
    » V on welcher Brücke sprichst du?«
    » V on der Shorter Way Bridge. Der alten überdachten Brücke. Sie ist weg.«
    »Ach so«, sagte er. »Ich habe gehört, irgendein V ollidiot hätte versucht, mit dem Auto

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