Christmasland (German Edition)
»Bitte, tun Sie das nicht!«
Er wedelte mit den Armen wie ein V ogel, dessen einer Flügel an einem Holzbrett festgenagelt war. Er würde nirgendwo hinfliegen.
»Das werde ich auch nicht«, sagte der Gasmaskenmann. »Du hast mich gebissen, du kleiner Scheißer. Womöglich habe ich jetzt Aids, hm? Oder du hast dich bei mir angesteckt?«
Wayne warf wieder einen Blick durch die Windschutzscheibe in den V orgarten. Manx ging um Waynes Mutter herum, die immer noch reglos auf dem Boden lag.
»Ich sollte dich zurückbeißen, weißt du«, sagte der Gasmaskenmann. »Gleich zweimal: einmal für das, was du mir angetan hast, und ein zweites Mal für deinen blöden Hund. Ich könnte dich in dein hübsches Gesicht beißen. Du hast ein Gesicht wie ein kleines Mädchen, aber es wäre bestimmt nicht mehr so hübsch, wenn ich dir ein Stück aus der Wange rausbeiße. Aber stattdessen werden wir jetzt einfach hier sitzen und zuschauen. Damit du siehst, was Mr. Manx mit dreckigen Huren macht, die dreckige Lügen erzählen. Und wenn er mit ihr fertig ist … dann bin ich an der Reihe. Und ich bin nicht halb so nett wie Mr. Manx.«
In diesem Moment bewegte Waynes Mutter ihre rechte Hand. Sie öffnete und schloss sie zu einer lockeren Faust. Wayne spürte, wie sich eine innere Anspannung in ihm löste. Er hatte das Gefühl, als hätte jemand auf seiner Brust gestanden und war nun heruntergestiegen, sodass er endlich wieder tief durchatmen konnte. Nicht tot. Sie war nicht tot.
Ihre Hand tastete im Gras umher, als suchte sie nach etwas. Sie bewegte ihr rechtes Bein, beugte das Knie. Es sah ganz so aus, dass sie sich aufrichten wollte.
Manx lehnte sich mit dem riesigen silbernen Hammer über sie, hob ihn an und ließ ihn niedersausen. Wayne hatte noch nie zuvor Menschenknochen brechen gehört. Manx schlug Waynes Mutter auf die linke Schulter, und Wayne hörte ein Knacken wie von Holz in einem Lagerfeuer. Die Wucht des Schlages schickte seine Mutter zu Boden.
Er schrie für sie. Er schrie, bis er keine Luft mehr in der Lunge hatte. Dann schloss er die Augen und senkte den Kopf …
Der Gasmaskenmann packte ihn an den Haaren und riss seinen Kopf wieder hoch. Etwas Metallenes traf Waynes Mund. Der Mann hatte ihm mit der Sprühdose ins Gesicht geschlagen.
»Du machst jetzt die Augen auf und schaust dir das an«, sagte der Gasmaskenmann.
Waynes Mutter versuchte, sich mit der rechten Hand abzustützen und wegzukriechen, und Manx schlug erneut zu. Ihre Wirbelsäule zerbrach mit einem Geräusch, als würde jemand auf einen Stapel Porzellanteller springen.
»Schau genau hin«, sagte der Gasmaskenmann. Er atmete so heftig, dass die Innenseite seiner Maske beschlug. »Das Beste kommt noch.«
Unter der Oberfläche
V ic schwamm.
Unter Wasser, im See. Sie war beinahe bis zum Grund getaucht, wo es dunkel war und man nur langsam vorankam. V ic brauchte keine Luft und hatte auch nicht das Gefühl, den Atem anzuhalten. Sie war immer gern tief in das stille, schattige Reich der Fische getaucht.
Am liebsten würde sie für immer und ewig hier unten bleiben. Sich in eine Forelle verwandeln. Aber Wayne rief nach ihr. Seine Stimme war weit entfernt, aber sie hörte dennoch die Dringlichkeit darin. Er rief nicht nur, sondern er schrie geradezu. Es war nicht leicht, zur Oberfläche zu schwimmen. Ihre Arme und Beine wollten ihr nicht richtig gehorchen. Sie versuchte, sich auf eine Hand zu konzentrieren, öffnete und schloss sie.
Sie lag auf dem Bauch im Gras, obwohl sie immer noch das Gefühl hatte, sich unter Wasser zu befinden. Wie war sie nur hierhergekommen? Irgendetwas hatte sie getroffen, aber sie erinnerte sich nicht mehr, was es gewesen war. Es war unendlich schwer, den Kopf zu heben.
»Sind wir wieder unter den Lebenden, Mrs. McQueen?«, sagte jemand.
Sie hörte die Worte, begriff jedoch nicht, was sie bedeuteten. Es spielte keine Rolle. Wayne war wichtiger. Sie war sich sicher, dass sie ihn hatte schreien hören. Sie hatte es in den Knochen gespürt. Sie musste aufstehen und nachsehen, ob mit ihm alles in Ordnung war.
V ic versuchte, sich auf alle viere aufzurichten, und Manx schlug ihr mit seinem glänzenden silbernen Hammer auf die Schulter. Sie hörte Knochen knacken, und ihr Arm gab nach. Sie fiel zu Boden und stieß sich das Kinn.
»Ich habe dir nicht erlaubt aufzustehen. Du sollst mir sagen, ob du mich hören kannst. Ich habe dir nämlich einiges zu erzählen.«
Manx. Manx war hier. Er war nicht tot. Manx und sein Rolls-Royce, und
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