Christmasland (German Edition)
besonderen Fahrzeugen und geheimen Straßen kenne ich mich aus, V ictoria McQueen. Ich hoffe, du hast dich ausgetobt. Denn damit ist jetzt Schluss.«
Er ließ den Hammer auf ihr Kreuz niedersausen, und sie hatte das Gefühl, jemand würde ihr einen Baseballschläger in die Nieren schlagen. Sie schrie mit zusammengebissenen Zähnen. Ihr Inneres fühlte sich an, als wäre es zu Brei zermalmt worden.
An der Stelle befand sich keine Panzerung. Es war das erste Mal, dass Manx eine ungeschützte Stelle getroffen hatte. Ein weiterer solcher Schlag, und sie würde auf Krücken gehen und Blut pissen.
»Jetzt kannst du nicht mehr zu irgendwelchen Bars fahren oder zur Apotheke, um die Arznei zu holen, die du für deinen kranken Kopf nimmst. Ja, ich weiß über dich Bescheid, V ictoria McQueen, du Lügnerin. Ich weiß, was für eine erbärmliche Alkoholikerin du bist und was für eine schlechte Mutter und dass du in der Klapsmühle gewesen bist. Ich weiß, dass dein Sohn ein uneheliches Kind ist – für Huren wie dich natürlich nicht ungewöhnlich. In was für einer Welt leben wir bloß, dass jemand wie du ein Kind haben darf? Aber jetzt gehört dein Sohn mir. Du hast mir mit deinen Lügen meine Kinder genommen, und nun hole ich mir deines.«
V ics Magen krampfte sich zusammen. Es war beinahe so schlimm, als hätte er sie erneut geschlagen. Sie fürchtete schon, sich in den Helm übergeben zu müssen. Sie drückte die rechte Hand gegen ihren Körper … und ihre Finger ertasteten den Umriss eines Gegenstandes in ihrer Hosentasche. Eine halbmondförmige Sichel.
Manx beugte sich über sie. Als er wieder sprach, klang seine Stimme sanft.
»Dein Sohn gehört jetzt mir, und du wirst ihn nie zurückbekommen. Ich erwarte nicht, dass du mir glaubst, V ictoria, aber bei mir wird er es besser haben. Ich werde ihn glücklicher machen, als du es jemals konntest. Ich verspreche dir, im Christmasland wird er nie wieder traurig sein. Wenn du nur einen Funken Anstand hättest, würdest du mir dankbar sein.« Er stieß sie mit dem Hammer an und beugte sich noch tiefer. »Komm schon, V ictoria. Sag: danke schön.«
Sie schob die rechte Hand in die Tasche. Ihre Finger schlossen sich um den Schraubenschlüssel, der die Form eines Messers hatte. Ihr Daumen fuhr über das eingeprägte TRIUMPH .
Jetzt. Jetzt ist der Moment gekommen. Mach das Beste draus, sagte ihr V ater zu ihr.
Lou küsste sie auf die Schläfe. Seine Lippen berührten sanft ihre Haut.
V ic stemmte sich nach oben. Ihre Rückenmuskeln verkrampften sich, und sie hätte beinahe das Gleichgewicht verloren, aber sie gestattete sich nicht einmal ein schmerzerfülltes Aufstöhnen.
Sie sah Manx nur verschwommen. Er war hochgewachsen, und sein Körper wirkte wie von einem Zerrspiegel in die Länge gezogen. Arme und Beine waren dünn wie Gerten. Er hatte große, blödsinnig stierende Augen, und zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit musste sie an Fische denken. Er sah aus wie ein ausgestopfter Fisch. Der Überbiss verlieh seinem Gesicht einen verwirrten Ausdruck. Dass sich nach einer einzigen Begegnung mit diesem Mann V ics ganzes Leben in einen ewigen Kreislauf aus Unzufriedenheit, Trunksucht, gebrochenen V ersprechen und Einsamkeit verwandelt hatte, erschien ihr in diesem Moment vollkommen unbegrei fl ich.
Sie zog den Schraubenschlüssel aus der Tasche. Er blieb am Stoff hängen, und einen schrecklichen Augenblick lang schien es, als würde er ihr aus der Hand rutschen. Doch sie hielt ihn fest, zerrte ihn heraus und stach damit nach Manx’ Augen. Sie traf ihn ein wenig zu hoch. Die scharfe Spitze des Schraubenschlüssels bohrte sich über der linken Braue in seine Stirn und schnitt einen zehn Zentimeter großen Lappen aus seiner seltsam schlaffen Haut heraus. Sie spürte, wie der Schraubenschlüssel über Knochen kratzte.
»Danke schön«, sagte sie.
Manx hob eine dürre Hand an die Stirn. Er sah überrascht aus, als wäre ihm plötzlich ein erschreckender Gedanke gekommen, stolperte einen Schritt rückwärts und rutschte auf dem Gras aus. V ic stach mit dem Schraubenschlüssel nach seiner Kehle, aber er war bereits außer Reichweite und stützte sich auf die Motorhaube des Wraiths.
»Mama!«, schrie Wayne von irgendwoher.
V ics Beine wollten ihr nicht recht gehorchen, aber das kümmerte sie nicht. Sie stürzte sich auf Manx. Jetzt, da sie sich aufgerichtet hatte, sah sie, dass er nur ein alter Mann war. Er wirkte so, als gehörte er in ein Seniorenheim, mit einer Decke
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