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Christmasland (German Edition)

Christmasland (German Edition)

Titel: Christmasland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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Augen absurd groß. Sein schwarzes Haar war kurz und struppig und mit silbrigen Strähnen durchsetzt.
    V ic ignorierte ihn. Sie suchte den Boden ab und fand einen großen Stein, mit dem sie auf die abgeschrägte Bodenluke zuging, die zum Keller der Ruine führte. V ic ließ sich auf ein Knie nieder und schlug mit dem Stein auf das große, messingfarbene Yale-Schloss, das die Türflügel zusammenhielt. Wenn Wayne und Manx sich nicht im Schuppen befanden, war dies der einzige Ort, wo sie noch sein konnten. Sie wusste nicht, wo Manx das Auto gelassen hatte, und wenn sie ihn schlafend im Keller vorfände, würde sie ihn auch bestimmt nicht danach fragen, bevor sie ihm mit dem Stein den Schädel einschlug.
    »Komm schon«, sagte sie leise. »Komm schon, geh auf!«
    Sie schlug mit dem Stein auf das Schloss. Funken sprühten.
    »Das ist Privatbesitz!«, rief der hässliche Mann. »Sie und Ihre Freunde haben kein Recht, hier einzudringen! Jetzt reicht’s! Ich rufe die Polizei!«
    Diesmal drang zu ihr durch, was er eigentlich sagte. Nicht der Teil über die Polizei, sondern der Rest. Welche Freunde?
    Sie warf den Stein beiseite, wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht und richtete sich auf. Als sie sich zu dem Mann umdrehte, trat dieser verängstigt zwei Schritte zurück und wäre beinahe über seine eigenen Füße gestolpert. Er hielt die Heckenschere hoch.
    »Bitte tun Sie mir nichts!«
    Für ihn sah V ic vermutlich aus wie eine Kriminelle oder eine Wahnsinnige – was sie ihm nicht wirklich verübeln konnte, schließlich war sie beides schon mal gewesen.
    Sie breitete die Hände aus und machte eine beruhigende Geste.
    »Ich werde Ihnen nichts tun«, sagte sie. »Ich suche nur nach jemand, und ich dachte, er könnte vielleicht dort drin sein.« Sie deutete auf die Kellertür. »Sie haben da gerade etwas über irgendwelche ›Freunde‹ gesagt. Was für Freunde?«
    Der hässliche Gnom schluckte. »Sie sind nicht mehr hier. Die Leute, nach denen Sie suchen. Sie sind vor einer Weile weggefahren. V or einer halben Stunde oder so.«
    » V on wem sprechen Sie? Wer ist weggefahren? War es jemand in einem …«
    »In einem alten Auto«, sagte der kleine Mann. »So eine Art Oldtimer. Der Mann hatte ihn in dem Schuppen geparkt … und ich glaube, sie haben dort übernachtet!« Er deutete auf die schräge Kellertür. »Ich hätte beinahe die Polizei gerufen. Es ist nicht das erste Mal, dass sich da drinnen Leute verstecken und Drogen nehmen. Aber jetzt sind sie weg! V or einer Weile sind sie weggefahren. V or einer halben Stunde oder so …«
    »Das haben Sie schon gesagt«, unterbrach ihn V ic. Am liebsten hätte sie den Mann an seinem fetten Hals gepackt und ihn geschüttelt. »Hatte der Mann einen Jungen dabei? Auf der Rückbank seines Autos?«
    »Das weiß ich nicht!«, sagte der Mann. Er legte einen Finger an die Lippen und blickte nachdenklich zum Himmel hinauf – eine gestelzte Geste, die fast schon komisch wirkte. »Aber ich glaube, ja, es war tatsächlich jemand bei ihm. Auf der Rückbank. Ja, ich möchte wetten, dass da ein Kind im Auto war!« Er sah sie wieder an. »Geht es Ihnen gut? Sie sehen furchtbar aus. Wollen Sie mein Telefon benutzen? Sie sollten etwas trinken.«
    »Nein. Ja. Ich … na gut. Danke.«
    Sie schwankte, als wäre sie zu schnell aufgestanden. Er war hier gewesen. Wayne war hier gewesen. V or nur einer halben Stunde.
    Die Brücke hatte sie zum falschen Ort geführt. Ihre Brücke, die sich bisher noch nie geirrt hatte. V ielleicht war diese Kirchenruine, dieser Trümmerhaufen aus angekohlten Dachbalken und zerbrochenem Glas, tatsächlich das Haus des Schlafes. V ic hatte hierher gelangen wollen. Aber nur weil sie geglaubt hatte, Wayne würde sich hier befinden. Stattdessen war er nun wieder mit Charlie Manx unterwegs.
    Daran musste es wohl gelegen haben, stellte sie müde fest. Genau wie Maggie Leighs Scrabble-Steine ihr keine richtigen Namen verraten konnten, brauchte V ics Brücke an beiden Enden festen Boden. Wenn Manx sich irgendwo auf dem Highway befand, konnte die Brücke keine V erbindung herstellen. Das wäre so, als wollte man mit einem Stock eine Pistolenkugel aus der Luft schlagen ( V ic erinnerte sich daran, wie die Kugel zum Boden des Sees getrudelt war. Sie hatte sie mit der Hand weggeschlagen, und plötzlich hatte die Kugel in ihrer Handfläche gelegen.) Die Shortaway konnte sie nicht zu etwas hinbringen, das in Bewegung war, deshalb hatte sie V ic zu dem Ort gebracht, wo Wayne sich als

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