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Christmasland (German Edition)

Christmasland (German Edition)

Titel: Christmasland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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aus dem langen Korridor zu bestehen. Sie entdeckte eine Waschmaschine und einen Wäschetrockner, eine nackte weibliche Schaufensterpuppe mit einer Gasmaske auf dem Kopf und eine grinsende Jesus-Figur, die ihren Umhang aufhielt, unter dem ein anatomisch korrektes Herz zu sehen war. Ihr Gesicht war auf einer Seite braun und von Blasen übersät, als wäre es mit Feuer in Berührung gekommen. V on irgendwoher hörte V ic ein metallisches Klirren.
    Am Ende des Korridors blieb der Gasmaskenmann stehen und schob scheppernd eine schwere Eisentür auf. V ics Wahrnehmungen hielten mit den Ereignissen nicht Schritt. Sie hatte das Gefühl, immer noch die verkohlte Jesus-Figur anzustarren. Und zugleich in der Küche zu stehen, neben der verbeulten Flasche mit der Aufschrift SEVOFLURAN, ENTZÜNDLICH . Und bei der niedergebrannten Ruine des New American Faith Tabernacle, wo sie mit einem Stein auf das glänzende Messingschloss einschlug. Und hinter ihrem Ferienhaus in New Hampshire, wo sie von Detective Daltry eine Zigarette schnorrte und dann sein Feuerzeug mit dem Popeye-Bild chen einsteckte.
    Der Gasmaskenmann zerrte an ihren Haaren und zwang sie, auf allen vieren über die Schwelle zu kriechen. Mit der anderen Hand schleifte er die grüne Flasche hinter sich her, die über den Boden klirrte. Es klang wie eine tibetische Klangschale, die von einem Mönch mit einem Hammer bearbeitet wurde.
    Der Gasmaskenmann zerrte sie vorwärts, und sie krabbelte auf allen vieren weiter. Schließlich versetzte er ihr einen Tritt in den Hintern. Ihre Arme gaben nach, und sie landete mit dem Kinn voran auf dem Boden. Ihre Zähne schlugen aufeinander, und die Schatten der Gegenstände im Raum – eine Lampe in der Ecke, eine Liege und ein Waschbecken – flatterten hoch wie ein Schwarm aufgeschreckter Spatzen.
    Einen Moment lang drohten die Schatten auf sie niederzustürzen. Sie vertrieb sie jedoch mit einem Schrei. Der Raum roch nach alten Rohren, Beton, ungewaschenen Laken und V ergewaltigung.
    V ic wollte sich aufrichten, aber es war schon schwierig genug, bei Bewusstsein zu bleiben. Sie spürte die lauernde Dunkelheit, die jeden Moment über sie herfallen könnte. Wenn sie jetzt ohnmächtig wurde, würde sie zumindest nicht mitbekommen, wie er sie vergewaltigte oder tötete.
    Der Gasmaskenmann schlug die Tür zu, und die Luft in dem kleinen Raum erzitterte. Er packte V ic an der Schulter und drehte sie auf den Rücken. Ihr Kopf rollte herum und schlug auf den schartigen Beton. Mit einer durchsichtigen Plastikmaske in der Hand beugte sich der Mann über sie und zog sie an den Haaren hoch, um ihr die Maske aufs Gesicht zu drücken. Ein transparenter Plastikschlauch führte von der Maske zur Flasche.
    V ic schlug nach der Hand, die die Maske festhielt, und versuchte, dem Mann das Gelenk zu zerkratzen, aber er trug ein Paar feste Gartenhandschuhe.
    »Tief einatmen«, sagte der Gasmaskenmann. »Dann fühlst du dich besser. Entspann dich einfach. Die Sonne ist untergegangen, die Nacht hat angefangen. Gott ist tot, der Himmel rot.«
    Während er mit einer Hand die Maske festhielt, drehte er mit der anderen ein V entil an der Gasflasche auf. V ic hörte ein Zischen und spürte einen kühlen Hauch, der gegen ihren Mund wehte. Dann atmete sie etwas ein, was zuckersüß nach Lebkuchen roch.
    Sie packte den Plastikschlauch, wickelte ihn um eine Hand und zog daran. Mit einem leisen Ploppen löste er sich von der Düse. Aus der Flasche zischte weißer Dampf. Der Gasmaskenmann warf einen Blick darauf, wirkte jedoch nicht weiter beunruhigt.
    »Du bist nicht die Erste, die das versucht«, sagte er. »Es ärgert mich ein bisschen, weil dabei so viel Gas verschwendet wird, aber wenn du es gern auf die harte Tour möchtest, bitte schön.«
    Er riss ihr die Plastikmaske vom Gesicht und warf sie in eine Ecke.
    Als V ic sich auf die Ellenbogen hochstemmte, rammte der Gasmaskenmann ihr die Faust in den Magen. Sie krümmte sich zusammen und schlang die Arme um die schmerzende Stelle. Sie musste Luft holen und atmete das nach Lebkuchen riechende Gas ein, das sie ganz benommen machte.
    Der Gasmaskenmann war klein – etwa fünfzehn Zentimeter kleiner als V ic – und dick, aber er bewegte sich mit der Flinkheit eines Straßenkünstlers, wie ein Banjospieler auf Stelzen. Er ging mit der Flasche auf V ic zu und richtete die offene Düse auf ihr Gesicht. Das Gas kam in einer weißen Wolke herausgesprüht, die sich schnell in der Luft verteilte. V ic nahm einen weiteren

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