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Christmasland (German Edition)

Christmasland (German Edition)

Titel: Christmasland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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vergriffen. Was für eine haltlose Unterstellung – ich hatte schließlich nie das V ergnügen!«
    »Wollen Sie das? Würde Sie das glücklich machen?«
    »Dich zu vergewaltigen? Du meine Güte, nein! Ich lasse zwar gelegentlich meiner miserablen Laune freien Lauf. Aber solche V erderbtheiten sind nichts für mich. Mir ist natürlich bekannt, dass viele Frauen während des Liebesaktes ein paar Schläge auf den Hintern zu schätzen wissen, aber das ist doch nur Spaß. Eine Frau gegen ihren Willen zu nehmen? Auf gar keinen Fall! Du glaubst mir das vielleicht nicht, aber ich habe selbst Töchter. Manchmal denke ich, du und ich, wir haben uns lediglich gegenseitig auf dem falschen Fuß erwischt! Und das tut mir sehr leid. Wir hatten nie Gelegenheit, einander richtig kennenzulernen. Du würdest mich bestimmt mögen, wenn wir uns unter anderen Umständen begegnet wären!«
    »Heilige Scheiße«, sagte sie.
    »So unglaublich ist das gar nicht! Ich bin zweimal verheiratet gewesen und war nur selten ohne weibliche Gesellschaft. Manche Frauen finden mich durchaus liebenswert.«
    »Was soll das heißen? Wollen Sie etwa ein verficktes Date mit mir?«
    Er stieß einen Pfiff aus. »Was für eine Wortwahl! Da wird ja sogar ein Hafenarbeiter rot. Aber wenn ich mir überlege, wie dein erstes Treffen mit Bing Partridge ausging, ist es für meine Gesundheit langfristig wohl besser, wenn wir auf Distanz zueinander bleiben. Unsere ersten Begegnungen waren ehrlich gesagt nicht besonders romantisch. Du zermürbst mich ganz schön, V ictoria.« Er lachte wieder. »Du hast mich verletzt, du hast Lügen über mich erzählt, und deinetwegen musste ich ins Gefängnis. Du bist schlimmer als meine erste Frau. Aber trotzdem … du hast etwas an dir, dem ein Mann nur schwer widerstehen kann. Du gibst einem Stoff zum Nachdenken!«
    »Ich gebe ihnen jetzt etwas, worüber Sie nachdenken können: Sie können nicht ewig weiterfahren. Früher oder später müssen Sie anhalten und für eine Weile die Augen schließen. Und wenn Sie sie wieder aufmachen, werde ich da sein. Ihr Freund Bing hat noch Glück gehabt, Charlie. Ich bin ein hinterfotziges Biest, und ich werde meinen Sohn zurückholen und Sie in Ihrem gottverdammten Wagen abfackeln.«
    »Bestimmt wirst du das versuchen, V ictoria«, sagte er. »Aber hast du einmal darüber nachgedacht, was du tun wirst, wenn du uns einholst, und er möchte gar nicht mit dir gehen?«
    Es klickte, und die Leitung war tot.
    *
    Nachdem Manx aufgelegt hatte, beugte sich V ic vornüber und schnappte nach Luft. Tränen der Wut rannen ihr über die Wangen, und sie krümmte sich zusammen, als müsste sie sich übergeben. Am liebsten hätte sie den Hörer gegen die Wand geworfen, aber irgendetwas hielt sie davon ab.
    Wenn du schon wütend bist, hörte sie die Stimme ihres V aters sagen, dann nutze deinen Zorn und lass dich nicht von ihm benutzen.
    Hatte er so etwas tatsächlich einmal gesagt? Sie wusste es nicht. Sie hörte nur seine Stimme in ihrem Kopf.
    Nachdem sie sich ausgeweint hatte, taten ihr die Augen weh, und ihr Gesicht brannte. Sie wollte zur Spüle gehen, spürte jedoch, wie etwas an ihrer Hand zog. Ihr wurde bewusst, dass sie immer noch den Hörer festhielt, von dem ein langes schwarzes Kabel zum Telefon an der Wand führte.
    V ic trat näher und starrte die Wählscheibe an. Sie fühlte sich innerlich leer, doch nachdem ihr Heulanfall nun vorbei war, breitete sich zum ersten Mal seit Tagen eine gewisse Ruhe in ihr aus, jenem Gefühl nicht unähnlich, das sie empfand, wenn sie an einem ihrer Search-Engine -Bilder arbeitete.
    Sie musste jemand anrufen. Sie musste ein paar Entscheidungen treffen.
    In den Search-Engine -Rätseln gab es immer eine Menge nebensächlicher visueller Informationen, eine Menge Rauschen . Der Höhepunkt des ersten Bandes spielte an Bord eines Raumschiffs. Search Engine musste sich einen Weg durch einen Querschnitt des Schiffs bahnen, mehrere Selbstzerstörungsschalter umlegen und schließlich eine Rettungskapsel erreichen. Zwischen ihm und der Freiheit befanden sich Laser, verriegelte Türen, verstrahlte Sektoren und wütende Außerirdische, die wie riesige Würfel aus Kokosgelee aussahen. Erwachsene hatten mit den Rätseln größere Schwierigkeiten als Kinder, und mit der Zeit war V ic auch klar geworden, warum: Sie versuchten immer, alles bis zum Ende zu durchdenken, und das gelang ihnen nicht, denn dafür war die Informationsdichte zu groß. Es gab zu viel zu sehen, zu viel zu

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