Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Christmasland (German Edition)

Christmasland (German Edition)

Titel: Christmasland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
Vom Netzwerk:
dass du dann ganz schnell bei ihm sein würdest. Die Brücke kann dich nur zu feststehenden Orten bringen, nicht wahr? Das wäre nachvollziehbar. Immerhin ist es eine Brücke . Die beiden Enden müssen auf irgendetwas ruhen, und wenn es nur zwei fixe Ideen sind.«
    »Mein Sohn«, sagte V ic. »Ich will ihn sprechen, das war der Deal.«
    »Fair ist fair«, sagte Charlie Manx. »Hier ist er, V ic, der junge Mann höchstpersönlich.«

Shoot the Moon Fireworks, Illinois
    I m staubigen Licht des frühen Nachmittags bog Mr. Manx von der Straße ab und fuhr auf den Hof eines Lagerhauses für Feuerwerkskörper. Auf einer Werbetafel war ein runder, wütender Mond zu sehen, dem eine Rakete im Auge steckte. Feuer blutete aus der Augenhöhle. Bei dem Anblick musste Wayne lachen. Er drückte den blauen Mond in seiner Hand.
    Der Lagerverkauf befand sich in einem lang gestreckten Gebäude mit einer hölzernen Querstange davor, an der man Pferde anbinden konnte. Wayne hatte das Gefühl, wieder im Westen zu sein, wo er aufgewachsen war. Im Norden gab es solche Stangen zwar auch gelegentlich, weil sie so schön rustikal aussahen, aber nur im Westen lagen auch eingetrocknete Pferdeäpfel davor. Daran erkannte man gleich, dass es dort noch echte Cowboys gab, obwohl heutzutage die meisten von ihnen Geländewagen fuhren und Eminem hörten.
    »Gibt es im Christmasland Pferde?«, fragte Wayne.
    »Rentiere«, sagte Manx. »Zahme weiße Rentiere.«
    »Kann man darauf reiten?«
    »Man kann sie mit der Hand füttern.«
    »Was fressen sie denn?«
    »Was immer man ihnen anbietet. Heu. Zucker. Äpfel. Sie sind nicht besonders wählerisch.«
    »Und sie sind alle weiß?«
    »Ja. Man sieht sie nicht oft, weil sie sich so schlecht vom Schnee abheben. Im Christmasland liegt immer Schnee.«
    »Wir könnten sie anmalen!«, rief Wayne aufgeregt. »Dann wären sie besser zu sehen.« In letzter Zeit hatte er eine Menge aufregender Gedanken.
    »Ja«, sagte Manx. »Gar keine schlechte Idee.«
    »Wir könnten sie rot anmalen. Rot wie die Feuerwehr.«
    »Das sähe bestimmt sehr festlich aus.«
    Wayne lächelte bei der V orstellung, wie eines der zahmen Rentiere geduldig stillhielt, während er es mit einem Farbroller rot anstrich, bis es leuchtete wie ein kandierter Apfel. Nachdenklich fuhr er mit der Zunge über seine spitzen neuen Zähne. Wenn er im Christmasland angekommen war, würde er in seine alten Zähne Löcher bohren und sie sich an einer Kette um den Hals hängen.
    Manx klappte das Handschuhfach auf und holte Waynes Handy heraus. Er hatte den ganzen Morgen über versucht, Bing Partridge anzurufen, ohne ihn zu erreichen oder eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter zu hinterlassen.
    Wayne blickte aus dem Fenster. Ein Mann kam mit einer Tüte unter dem Arm aus dem Laden. Er hielt ein kleines blondes Mädchen an der Hand, das neben ihm her hüpfte. Es wäre bestimmt auch lustig, das kleine Mädchen rot anzustreichen. Ihr die Kleider auszuziehen, sie festzuhalten und ihren zappelnden kleinen Körper zu bemalen. Für einen gründlichen Anstrich müsste man ihr allerdings als Erstes die Haare abscheren. Was man wohl mit einem Beutel voll blonder Haare alles Interessantes anfangen könnte?
    »Meine Güte, Bing«, sagte Mr. Manx. »Wo bist du gewesen?« Er öffnete die Tür und stieg aus dem Auto.
    Das Mädchen stieg mit seinem V ater in einen kleinen Lie fer wagen, und das Auto fuhr rückwärts über den Schotter. Wayne winkte. Das kleine Mädchen sah ihn und winkte zurück. Sie hatte wirklich schönes Haar, glatt und golden. Daraus könnte man ein über ein Meter langes Seil machen, das man wiederum zu einer seidigen, goldenen Schlinge knoten könnte, um das Mädchen daran aufzuhängen. Na, wenn das keine originelle Idee war! Ob wohl schon einmal jemand mit seinen eigenen Haaren erhängt worden war?
    Manx telefonierte eine Weile auf dem Parkplatz. Er ging auf und ab, und seine Stiefel wirbelten weiße Staubwolken auf.
    Plötzlich klickte die V erriegelung an der Tür hinter dem Fahrersitz nach oben. Manx öffnete die Tür und beugte sich herein.
    »Wayne? Erinnerst du dich, dass ich dir gestern versprochen habe, du dürftest mit deiner Mutter telefonieren, wenn du brav bist? Da sage noch einer, Charlie Manx würde nicht Wort halten! Hier ist sie. Sie möchte wissen, wie es dir geht.«
    Wayne nahm das Handy entgegen.
    »Mama?«, sagte er. »Mama, ich bin’s. Wie geht es dir?«
    Ein Zischen und Knistern war zu hören, und dann ertönte die Stimme seiner

Weitere Kostenlose Bücher