Christmasland (German Edition)
der fette Mistkerl wieder die Grätsche macht.«
Daltry legte auf, schnippte seine Kippe weg und setzte sich Richtung Parkplatz in Bewegung. Bilbo trabte ihm nach und tippte ihm auf die Schulter. Der Bulle drehte sich um und runzelte die Stirn, als würde er sich schon nur noch vage an Bilbo erinnern.
»He, Mann«, sagte Bilbo. »Haben Sie nicht was vergessen?«
»Ach. Richtig.« Daltry kramte in seiner Tasche, zog einen Zehner hervor und drückte ihn Bilbo in die Hand. »Bitte schön. Lebe lang und glücklich! Das sagt ihr Trekkies doch so, oder?«
Bilbo blickte von dem speckigen Zehndollarschein auf – er hatte wenigstens einen Zwanziger erwartet – und betrachtete die Tätowierung auf seinem Arm. »Gut möglich, dass die Trekkies das sagen. Aber ich bin keiner. Mein Tattoo hier? Das ist die Serenity , nicht die Enterprise . Ich bin ein Browncoat, Mann.«
»Jedenfalls gibst du einen guten Spitzel ab«, sagte Daltry und lachte. Spucke spritzte Bilbo ins Gesicht.
Am liebsten hätte Bilbo dem widerlichen Großmaul die zehn Doller vor die Füße geschmissen, um ihm zu zeigen, was er von seinem Geld hielt, aber dann überlegte er es sich anders und steckte den Schein ein. Er sparte auf eine Buffy -Tätowierung für seinen anderen Arm. Tinte war nicht billig.
Hier, Iowa
A ls Maggie erwachte, hatte sie den Arm um V ics Taille gelegt, und V ics Kopf ruhte an ihrem Brustbein. Heiliger Strohsack, V ic war die schönste Frau, mit der Maggie je zusammen im Bett gelegen hatte, und am liebsten hätte sie sie geküsst, aber das tat sie nicht. Außerdem hätte sie ihr gern die verfilzten Haare gekämmt, bis sie glänzten. Sie wollte V ic die Füße waschen und mit Öl einreiben. Wenn sie doch nur mehr Zeit füreinander hätten, um über etwas anderes zu reden als über Charlie Manx. Dabei wollte Maggie eigentlich gar nicht reden. Sie wollte zuhören. Maggie graute es bei jedem Gespräch vor dem Augenblick, wenn sie ihre große, dumme Kla-Kla-Klappe aufmachen sollte.
Maggie ahnte, dass sie nicht lange geschlafen hatte, und sie war sich ziemlich sicher, dass sie so bald auch nicht mehr würde einschlafen können. Sie löste sich aus V ics Umarmung, strich sich das Haar aus dem Gesicht und stand auf. Es war Zeit für die Steine, und während V ic schlief, konnte Maggie tun, was nötig war, damit sie ihr gehorchten.
Sie zündete sich eine Zigarette und eine Kerze an. Rückte ihren Filzhut zurecht. Stellte ihren Scrabble-Beutel vor sich hin und öffnete die goldene Kordel. Eine Weile lang lauschte sie in sich hinein und rauchte. Es war spät, und sie hätte sich gern etwas zerstoßenes Oxy reingezogen, aber zuerst musste sie diese eine Sache für V ic tun. Sie packte den Ausschnitt ihres weißen Muskelshirts, zog ihn nach unten und entblößte ihre linke Brust. Dann nahm sie die Zigarette aus dem Mund, schloss die Augen und drückte sie sich oberhalb der Brustwarze auf die empfindliche Haut. Obwohl sie die Zähne zusammenbiss, entfuhr ihr ein leises Winseln. Es roch nach verbrannter Haut.
Sie schnippte die erloschene Zigarette fort und beugte sich mit tränenden Augen über den Schreibtisch, die Handgelenke gegen den Rand gepresst. Der Schmerz in ihrer Brust ging ihr durch und durch. Fast war es ein erhabenes Gefühl.
Jetzt, dachte sie, jetzt, jetzt. Ihr blieb nur kurze Zeit, um die Steine zu befragen, um dem Kauderwelsch einen Sinn abzuringen: eine Minute oder zwei allerhöchstens. Sie hatte das Gefühl, dass dies die einzige Schlacht war, die es zu schlagen lohnte – der V ersuch, das Chaos der Welt in Worte zu fassen.
Sie nahm eine Handvoll Buchstaben, warf sie vor sich hin und begann sie zu sortieren. Sie schob die Steine hierhin und dorthin. Dieses Spiel spielte sie jetzt schon ihr ganzes Leben lang, und bald hatte sie es heraus. Nach wenigen Minuten nahmen die Buchstaben den richtigen Platz ein.
Als sie das Ergebnis sah, stieß sie ein langes, zufriedenes Seufzen aus, als hätte ihr jemand ein großes Gewicht von den Schultern genommen. Sie hatte keine Ahnung, was die Botschaft bedeutete. Sie war kurz und geheimnisvoll und wirkte wie die letzte Zeile eines Wiegenlieds. Trotzdem war sich Maggie sicher, dass sie richtig lag. Sie täuschte sich nie. Es war, als würde sie einen Schlüssel in ein Schloss schieben und umdrehen. V ielleicht würde V ic in der Lage sein, die Botschaft zu enträtseln. Sie würde sie fragen, sobald sie aufwachte.
Maggie schrieb die Botschaft des Scrabble-Beutels auf ein wasserfleckiges
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