Christmasland (German Edition)
nicht die Angioplastie gemeint, sondern das Zeug, das Sie da in mich reinpumpen. Was ist das? Was Bedenkliches?«
»Oh. Das ist nichts. Sie kommen heute noch nicht unters Messer. Den richtig guten Stoff bekommen Sie erst später. Das ist nur zur Blutverdünnung. Und damit Sie sich ein wenig entspannen.«
»Werde ich davon einschlafen?«
»Schneller als bei einer Marathonsession Dr. Quinn – Ärztin aus Leidenschaft .«
Daltry ließ die Papiertüte auf einen Stuhl fallen. Lous Kleider lagen zusammengefaltet auf einem Stapel, obendrauf seine Boxershorts, die so groß waren wie ein Kopfkissenbezug.
»Wie lange muss er hierbleiben?«, fragte Daltry.
»Wir werden ihn eine Nacht zur Beobachtung dabehalten.«
»Ein Scheißtiming ist das, aber ehrlich.«
»Aortenstenosen sind dafür bekannt, immer zum unpassendsten Zeitpunkt aufzutauchen«, sagte Bilbo. »Und sie rufen nie vorher an, sondern schauen einfach vorbei, wenn ihnen danach ist.«
Daltry holte sein Handy aus der Tasche.
»Das dürfen Sie hier nicht benutzen.«
»Wo dann?«, wollte Daltry wissen.
»Draußen vor der Notaufnahme.«
Daltry nickte und warf Lou einen langen missbilligenden Blick zu. »Nicht weglaufen, Mr. Carmody.« Er drehte sich um und stapfte zur Tür.
»Da geht er hin«, sagte Bilbo. »So ein Schwachkopf.«
»Was ist, wenn ich jemand anrufen muss?«, fragte Lou. »Kann ich noch telefonieren, bevor ich einpenne? Was Neues über meinen Sohn rausfinden. Meine Eltern anrufen. Die machen heute Nacht kein Auge zu, wenn ich ihnen nicht sage, was los ist.«
Eine Lüge. Wenn er seine Mutter anrufen und ihr von Wayne erzählen würde, hätte sie keine Ahnung, von was er da redete. Sie lebte in einem Pflegeheim und erkannte Lou vielleicht bei jedem dritten Besuch. Noch erstaunlicher wäre, wenn sein V ater sich für irgendetwas interessieren würde. Er war seit vier Jahren tot.
»Ich kann Ihnen ein Telefon besorgen«, sagte Bilbo. »Eins, das wir neben Ihrem Bett einstöpseln können. V ersuchen Sie, sich ein bisschen zu entspannen. Ich bin in fünf Minuten wieder da.«
Er drehte sich um, zog den V orhang zu und ging davon.
Lou zögerte nicht. Er hatte sich wieder in den jungen Kerl auf dem Motorrad verwandelt, der die kleine V ic McQueen hinter sich auf den Sitz zog und ihren zitternden Arm an seiner Taille spürte.
Er schwang die Beine über den Bettrand und zog sich die Kanüle aus dem Arm. Ein dicker Blutstropfen quoll hervor.
Als er V ics Stimme im Headset gehört hatte, war ihm das Blut in den Kopf geschossen, und seine Schläfen hatten angefangen zu pochen. Der Kopf war ihm schwer geworden, als hätte er nicht Hirngewebe im Schädel, sondern flüssiges Metall. Noch schlimmer war jedoch gewesen, dass sich das Zimmer um ihn herum in Bewegung gesetzt hatte. Die ganze Welt hatte sich zu drehen begonnen, ihm war übel geworden, und er hatte die Tischplatte anstarren müssen, damit das Schwindelgefühl nachließ. Aber dann war sein Kopf so schwer geworden, dass er vornübergekippt war.
Das war kein Herzinfarkt, oder, fragte er die Ärztin, während sie ihm den Hals abhörte. Denn wenn es einer war, dann war er nicht so schlimm, wie ich erwartet habe.
Nein, ein Herzinfarkt war das nicht, aber es ist gut möglich, dass Sie einen ischämischen Schlaganfall erlitten haben, sagte die hübsche Schwarze mit dem glatten, alterslosen Gesicht.
Klar doch, erwiderte Lou. Das habe ich mir gleich gedacht – entweder ist es ein Herzinfarkt oder ein schematischer Schlaganfall. Was denn auch sonst?
Ischämisch. So etwas wie ein kleiner Infarkt. Ich höre ein dumpfes Rauschen in Ihrer Halsschlagader.
Aha. Die haben Sie also abgehört. Ich wollte Ihnen gerade schon sagen, dass mein Herz ein bisschen tiefer sitzt.
Sie lächelte. Gleich würde sie ihm in die Wange kneifen und ihm einen Keks geben. Was ich da höre, spricht für einen ernsthaften Belag.
Im Ernst? Ich putze mir zweimal am Tag die Zähne.
Eine andere Art von Belag. In Ihrem Blut. Zu viel Schinken. Sie tätschelte ihm den Bauch. Zu viel Butter auf dem Popcorn. Wir werden eine Angioplastie durchführen müssen. Möglicherweise brauchen Sie einen Stent. Sonst besteht die Gefahr, dass Sie einen starken Schlaganfall erleiden, vielleicht sogar einen tödlichen.
Ich habe immer Salat bestellt, wenn ich zu McDonald’s gegangen bin, sagte er, und zu seiner Überraschung spürte er, wie ihm Tränen in den Augen brannten. Albernerweise war er erleichtert, dass die süße kleine FBI -Agentin nicht
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