Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Christmasland (German Edition)

Christmasland (German Edition)

Titel: Christmasland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
Vom Netzwerk:
sechs Beamte vor Ort oder unterwegs, das Opfer tot aufgefunden.
    V ic wollte gerade die Kerze ausblasen, aber bei »tot aufgefunden« erstarrte sie. Sie hatte bereits die Lippen gespitzt, doch in dem Moment vergaß sie, was sie vorgehabt hatte.
    Hinter ihr ging die Tür auf. Holz schrammte über den Boden, Glas klirrte.
    »Entschuldigen Sie, Ma’am«, sagte eine Stimme. »Kommen Sie bitte hier herüber. Und ich möchte Ihre Hände sehen!«
    V ic griff nach Tschechows Pistole, drehte sich um und richtete sie auf die Brust des Polizisten. »Nein.«
    Sie waren zu zweit. Keiner von ihnen hatte die Waffe gezogen, was V ic nicht weiter überraschte. Sie bezweifelte, dass die Bullen hier ihr Holster im Durchschnitt mehr als einmal pro Jahr öffneten. Pausbäckige weiße Jungs, alle beide. Der vordere hatte eine starke Stiftlampe auf sie gerichtet. Der andere befand sich noch hinter der Tür, halb in der Kinderbibliothek.
    »Oh!«, quiekte der Junge mit der Lampe. »Pistole! Pistole!«
    »Halten Sie den Mund«, sagte V ic. »Und bleiben Sie, wo Sie sind. Lassen Sie die Hände vom Gürtel. Und weg mit der Lampe, verdammt noch mal. Sie blendet mich!«
    Der Bulle ließ die Lampe fallen. Sie ging augenblicklich aus und rollte klappernd über den Boden.
    Da standen sie nun mit ihren Sommersprossen, völlig verschreckt, die Gesichter vom flackernden Kerzenschein erleuchtet. Einer von ihnen würde sicher morgen die Baseballmannschaft seines Sohnes trainieren. Der andere war wahrscheinlich deshalb Polizist geworden, weil man da bei McDonald’s kostenlose Milchshakes bekam. Auf V ic wirkten sie wie Kinder, die sich verkleidet hatten.
    »Wer ist tot?«, fragte sie.
    »Ma’am, bitte legen Sie die Pistole weg«, erwiderte der vordere Polizist. »Wir möchten nicht, dass jemand verletzt wird.« Seine Stimme zitterte, und er klang wie ein Teenager im Stimmbruch.
    »Wer?«, fragte sie mit erstickter Stimme – sie stand kurz davor loszuschreien. »Ihr Funkgerät hat gesagt, jemand wäre tot. Wer? Na los, raus damit!«
    »Irgendeine Frau«, sagte der Kerl, der in der Tür stand. Der Junge vor ihm hielt die Hände erhoben. Deshalb konnte sie nicht sehen, was sein Hintermann tat – wahrscheinlich zog er seine Waffe –, aber das spielte keine Rolle, solange sein Partner ihm im Weg stand. »Ohne Personalausweis.«
    »Was für eine Haarfarbe hat sie?«, schrie V ic.
    Der hintere Kerl sagte: »Haben Sie sie gekannt?«
    » V erdammte Scheiße, was für eine Haarfarbe hat sie?«
    »Orange. Wie ’ne Limonade. Kennen Sie sie?«
    Maggie war tot? Sie konnte es nicht fassen. Ebenso gut hätte jemand von ihr verlangen können, sie solle Brüche multiplizieren, während sie eine Kopfgrippe hatte – zu schwer, zu verwirrend. Gerade eben hatten sie doch noch zusammen auf der Couch gelegen, Maggies Arm auf ihrer Taille und ihre Beine an V ics Oberschenkeln. Ihre Wärme hatte V ic schläfrig gemacht. V ic war völlig verblüfft, dass Maggie aufgestanden war, um irgendwo anders zu sterben, während sie weiterschlief. Es war schon schlimm genug, dass V ic sie vor ein paar Tagen angebrüllt und ihr gedroht hatte. Das jetzt war weit schlimmer – wie rücksichtslos von V ic, einfach friedlich zu schlafen, während Maggie irgendwo draußen auf der Straße den Tod fand.
    »Wie?«, fragte V ic.
    »Ein Auto vielleicht. Sieht so aus, dass sie von einem Wagen erfasst worden ist. Himmel, legen Sie doch die Pistole weg. Wir können über alles reden.«
    »Ganz bestimmt nicht«, sagte V ic und blies die Kerze aus. Plötzlich herrschte

Finsternis
    V ic versuchte gar nicht erst wegzurennen. Genauso gut hätte sie versuchen können zu fliegen.
    Stattdessen ging sie rückwärts um den Schreibtisch herum, den Blick weiterhin auf die Bullen gerichtet, obwohl es im Raum stockfinster war. Einer der Polizisten rief etwas und stolperte blindlings umher. Stiefel scharrten über den Boden. V ic vermutete, dass der hintere Bulle den vorderen aus dem Weg gestoßen hatte.
    Sie warf den Briefbeschwerer nach ihnen, der mit einem dumpfen Schlag über den Beton schlitterte. Das würde sie vielleicht einen Moment lang ablenken. V ic durchquerte den Raum, stets darauf bedacht, das linke Bein möglichst wenig zu belasten. Das Bücherregal zu ihrer Linken ahnte sie mehr, als dass sie es sah. Rasch glitt sie dahinter. Irgendwo in der nächtlichen Welt stieß ein Bulle einen Besen um, der an der Wand lehnte. Es knallte laut, ein ängstlicher Aufschrei folgte.
    V ics Fuß ertastete den

Weitere Kostenlose Bücher