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Christmasland (German Edition)

Christmasland (German Edition)

Titel: Christmasland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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ich wahrscheinlich hier bin, damit deine Scrabble-Steine mir etwas mitteilen können. Warum erwähnen sie diesen Wraith-Typen, wenn ich nicht nach ihm suchen soll?«
    Bevor Maggie jedoch antworten konnte, krümmte V ic sich zusammen und drückte die Hand auf ihr linkes Auge. Der Schmerz war so heftig, als würde jeden Moment ihr Augapfel platzen. Unwillkürlich stöhnte sie auf.
    »Du siehst furchtbar aus. Ist etwas nicht in Ordnung?«
    »Mein Auge. Es tut immer weh, wenn ich über die Brücke fahre. V ielleicht liegt es daran, dass ich jetzt schon so lange hier bin. Normalerweise sind meine Ausflüge viel kürzer.« Ihr Auge und Maggies Lippe – dieses Gespräch forderte von ihnen beiden seinen Tribut.
    »Das Mädchen im Rollstuhl, von dem ich dir erzählt habe?«, sagte Maggie. »Als sie sich das erste Mal in den Stuhl gesetzt hat, war sie vollkommen gesund. Er gehörte ihrer Großmutter, und sie hat immer damit gespielt. Aber wenn sie zu lange in der krummen Gasse blieb, wurden ihre Beine taub. Als ich ihr begegnet bin, war sie schon von der Hüfte abwärts gelähmt. Diese Gegenstände zu benutzen hat seinen Preis. Womöglich zahlst du gerade den Preis dafür, dass die Brücke immer noch dort draußen steht. Du s-s-solltest sie nicht zu oft benutzen.«
    »Welchen Preis zahlst du für deine Scrabble-Steine?«
    »Ich verrate dir ein Geheimnis: Früher habe ich nicht gest-st-stottert.« Sie lächelte wieder mit ihren blutigen Lippen. V ic brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass Maggie diesmal absichtlich gestottert hatte.
    »Komm«, sagte Maggie. »Wir sollten wieder zurückgehen. Wenn wir noch länger hier rumsitzen, explodiert dir womöglich noch der Kopf.«
    »Dann sag mir lieber gleich, was es mit diesem Wraith auf sich hat, wenn du meine Hirnmasse nicht von deinem Schreibtisch wischen willst. Ich werde nämlich erst gehen, wenn ich das erfahren habe.«
    Maggie öffnete die Schreibtischschublade, warf ihren Scrabble-Beutel hinein und knallte sie lauter als nötig wieder zu. Als sie weitersprach, klang ihre Stimme zum ersten Mal nicht mehr freundlich.
    »Du bist echt ein verfluchtes …« Sie hielt inne. Entweder fiel ihr kein passendes Wort ein, oder sie bekam es einfach nicht heraus.
    »Gör?«, fragte V ic. »Jetzt passt der Spitzname schon besser, oder?«
    Maggie atmete langsam aus, ihre Nasenflügel blähten sich. »Ich meine es ernst, V ic. V on dem Wraith solltest du dich fernhalten. Nicht jeder, der solche Fähigkeiten hat wie wir, ist ein netter Mensch. Ich weiß nicht viel über den Wraith, außer dass er ein alter Mann mit einem alten Auto ist. Und das Auto ist sein Messer. Aber er benutzt es dazu, um Kehlen durchzuschneiden. Er nimmt Kinder in seinem Auto mit, und er macht etwas mit ihnen. Er s-s-saugt sie aus – wie ein V ampir –, um am Leben zu bleiben. Er fährt mit ihnen in seine eigene Ingestalt, einen furchtbaren Ort, den er sich ausgedacht hat, und dann lässt er sie dort. Wenn sie aus dem Auto aussteigen, sind sie keine Kinder mehr. Sie sind nicht einmal mehr Menschen. Sondern Geschöpfe, wie es s-s-sie nur in der kalten Welt geben kann, die der Wraith erfunden hat.«
    »Woher weißt du das?«
    » V on den Steinen. V or ein paar Jahren haben sie mir das erste Mal vom Wraith erzählt, nachdem er in L. A. ein Kind entführt hatte. Damals hat er sich noch an der Westküste aufgehalten, aber s-s-seither hat sich einiges verändert, und er ist weiter in den Osten gewandert. Hast du von dem kleinen russischen Mädchen gehört, das vor ein paar Wochen in Boston verschwunden ist? Zusammen mit ihrer Mutter?«
    Das hatte V ic tatsächlich. In ihrer Gegend hatten die Nachrichtensender tagelang über nichts anderes berichtet. V ics Mutter hatte sich die Beiträge mit einer morbiden Faszination angesehen – das verschwundene Mädchen war in V ics Alter, dunkelhaarig und dünn, mit einem linkischen, aber hübschen Lächeln. Eine niedliche Streberin. Glaubst du, sie ist tot?, hatte V ics Mutter Chris McQueen gefragt, und V ics V ater hatte geantwortet: Wenn sie Glück hat.
    »Das Gregorski-Mädchen«, sagte V ic.
    »Genau. Ein Chauffeur sollte sie von ihrem Hotel abholen, aber jemand hat seinen Platz eingenommen und Marta Gregorski und ihre Mutter entführt. Das war er. Das war der Wraith. Er hat das Gregorski-Mädchen ausgesaugt und s-s-sie dann zu all den anderen Kindern in seiner Fantasiewelt gebracht. Eine Ingestalt, die niemand würde besuchen wollen. Wie deine Brücke, nur größer. V iel

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