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Christmasland (German Edition)

Christmasland (German Edition)

Titel: Christmasland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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Scrabble-Steinen in ihrer Hand sah.
    »Als Schutz«, sagte Maggie. »Außerdem als kleine Handreichung eines stotternden Mädchens für ein gutes Leben. Wenn dich das nächste Mal jemand enttäuscht, leg sie an. Du wirst dich gleich viel tougher fühlen. Darauf gibt’s die Maggie-Leigh-Garantie.«
    »Danke, Maggie. Für alles!«
    »Dafür bin ich da. Ich bin ein unerschöp fl icher Quell des Wissens. Wenn ich dich mal wieder mit meiner Weisheit beglücken soll, komm einfach vorbei.«
    V ic nickte noch einmal. Sie konnte nicht mehr sprechen. Der Klang ihrer Stimme drohte ihren Kopf zerplatzen zu lassen, wie eine Glühbirne, die vom Absatz eines Schuhs zertreten wird. Deshalb streckte sie nur den Arm aus und drückte Maggies Hand. Maggie erwiderte die Geste.
    V ic lehnte sich nach vorn, trat in die Pedale und fuhr in die Dunkelheit und das alles auslöschende Tosen der Störgeräusche hinein.

Haverhill, Massachusetts
    S ie ging den Hügel hoch, durch den Pittman-Street-Wald. Ihr ganzer Körper schmerzte, und ihr Gesicht war fiebrig-heiß. Sie ließ die Bäume hinter sich und lief auf unsicheren Beinen zur Rückseite ihres Hauses.
    Auf dem linken Auge sah sie nichts mehr. Sie hatte das Gefühl, als wäre es mit einem Löffel aus ihrem Kopf geschält worden. Ihre linke Gesichtshälfte war klebrig – womöglich war das Auge tatsächlich geplatzt wie eine Weintraube, und die Flüssigkeit lief ihr nun über die Wange.
    V ic stieß gegen die Schaukel, und die rostigen Ketten rasselten.
    In der Einfahrt stand ihr V ater, der gerade seine Harley mit einem Ledertuch abwischte. Als er das Rasseln der Schaukel hörte, blickte er auf – und ließ das Tuch fallen. Er riss den Mund auf, als wollte er überrascht aufschreien.
    » V erfluchte Scheiße«, sagte er. » V ic, geht es dir gut? Was ist passiert?«
    »Ich war auf meinem Raleigh«, erwiderte sie. Sie fand, dass damit eigentlich alles gesagt war.
    »Wo ist dein Rad?«, fragte er und sah an ihr vorbei den Weg hinunter, als würde es dort irgendwo liegen.
    Da erst wurde V ic bewusst, dass sie das Fahrrad nicht mehr bei sich hatte. Sie hatte keine Ahnung, was damit passiert war. Sie erinnerte sich, dass sie auf halbem Weg über die Brücke gegen die Brückenwand gefahren und vom Rad gefallen war. Die Fledermäuse hatten in der Dunkelheit gekreischt, und ihre weichen, pelzigen Leiber waren auf sie niedergeregnet. Sie begann, unkontrolliert zu zittern.
    »Ich bin gestürzt«, sagte sie.
    »Gestürzt? Hat dich jemand mit dem Auto angefahren?« Chris McQueen nahm sie in die Arme. »Mein Gott, V ic, du bist ja voller Blut. Lin! «
    Danach geschah genau dasselbe wie bei den Malen davor. Ihr V ater trug sie in ihr Zimmer, und ihre Mutter kam angelaufen, um gleich wieder loszurennen und Wasser und Tylenol zu holen.
    Und dennoch war es diesmal anders. V ic verbrachte vierundzwanzig Stunden im Delirium, und ihre Körpertemperatur stieg auf über vierzig Grad. David Hasselhoff kam immer wieder in ihr Zimmer. Er hatte Pennys anstelle von Augen, und seine Hände steckten in schwarzen Lederhandschuhen. Er packte sie am Bein oder am Fußgelenk und versuchte, sie aus dem Haus zu seinem Auto zu zerren, das überhaupt nicht wie K.I.T.T. aussah. Sie wehrte sich und schrie und schlug nach ihm. David Hasselhoff sprach mit der Stimme ihres V aters und sagte, dass alles in Ordnung sei, dass sie schlafen und sich keine Sorgen machen solle und dass er sie liebe. Aber sein Gesicht war von Hass verzerrt, und der Motor seines Wagens lief, und sie wusste, dass es der Wraith war.
    Dann wieder rief sie nach ihrem Raleigh. »Wo ist mein Fahrrad?«, schrie sie, während jemand sie an den Schultern festhielt. »Wo ist es? Ich brauche es, ich brauche es! Ich kann mein Fahrrad nicht finden!« Jemand küsste ihr Gesicht und versuchte, sie zu beruhigen. Jemand weinte. V ielleicht ihre Mutter.
    V ic machte mehrmals das Bett nass.
    Am zweiten Tag nach ihrer Heimkehr lief sie nackt in den V orgarten hinaus, um nach ihrem Fahrrad zu suchen. Mr. de Zoet, der alte Mann von gegenüber, entdeckte sie und eilte mit einer Decke zu ihr. Er wickelte sie darin ein und brachte sie zu ihrem Haus zurück. Es war lange her, dass sie Mr. de Zoet besucht, seine Zinnsoldaten für ihn angemalt und mit ihm alte Schallplatten gehört hatte. Inzwischen hielt sie ihn für einen launischen alten Nazi, der einmal die Polizei gerufen hatte, als Chris und Linda sich besonders laut gestritten hatten. Nun erinnerte sie sich jedoch daran, dass

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