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Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis

Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis

Titel: Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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Fallensteller verkrochen oder irgendwo anders versteckt, in einer leer stehenden Hütte oder einer Höhle. Weit konnte er nicht sein, aber die Bergwildnis war undurchdringlich, und wenn er nicht gefunden werden wollte, würde ihn nicht mal ein Indianer aufspüren. Nur die Hoffnung, dass er sich in die vertraute Umgebung seiner Hütte zurückgezogen hatte und hoffte, dass man ihn tatsächlich für tot hielt und dort nicht mehr nach ihm suchte, ließ sie weiterreiten. Sie hätte es sich nie verziehen, wenn sie dort nicht nachgesehen hätte. »Vorwärts, Pinto!«, trieb sie den Schecken an. »Vielleicht braucht Alex unsere Hilfe. Lauf schneller!«
    Ohne den Schnee war es nicht einfach für sie, sich in der zerklüfteten Wildnis zurechtzufinden. Das Land hatte sich stark verändert, und es gab kaum Trails, an denen sie sich orientieren konnte. Kaum hatte sie sich an einen besonders steilen Hügel, einen entwurzelten Baum oder die Form eines bestimmten Felsens erinnert, erblickte sie schon wieder etwas, das ihr unbekannt vorkam und sie unsicher werden ließ. Ihr Schecke kannte die Gegend nicht, er hatte keine Ahnung, wohin sie ritt, und folgte allein ihren Befehlen. Wahrscheinlich wäre er umgekehrt, wenn man ihm die Entscheidung überlassen hätte, so zerklüftet und unzugänglich waren die Ausläufer der Berge, in die Clarissa ihn trieb. »Vorwärts, Pinto! Weiter!«, trieb sie ihn unablässig an.
    Als sie das Tal erreichte, in dem die Hütte des Fallenstellers stand, zügelte sie überrascht ihren Schecken. Im Winter hatte die Hütte vollkommen anders ausgesehen, und die Berge waren wesentlich bedrohlicher dahinter aufgeragt. Der Bach, der zwischen dem Waldrand und der Hütte durch das Tal floss, wirkte ohne die Eisschicht breiter und lebendiger. Erst bei diesem frühlingshaften Wetter erkannte sie, wie romantisch es hier war.
    Einem Bauchgefühl folgend, verharrte sie zwischen den Bäumen, wo sie von dem Bewohner nicht zu sehen war. Ihr Herz machte einen Sprung, als sie Rauch aus dem Schornstein quillen sah. Ein Pferd schnaubte, ein stämmiger Brauner mit weißer Blesse. Hatte Alex sich ein Pferd zugelegt? Aber wo waren seine Huskys? Wo waren Billy, Smoky und all die anderen? Waren sie nicht mehr zu ihm zurückgekehrt? Waren sie in der Wildnis umgekommen?
    Die Tür ging auf, und eine vertraute Gestalt trat ins Freie. Crazy Joe, der Fallensteller, der sie gesucht und beinahe in der Hütte entdeckt hätte! Sie beugte sich nach vorne und hielt ihrem Schecken rasch die Nüstern zu. »Kein Laut, Pinto!«, flüsterte sie ihm ins Ohr. »Crazy Joe darf uns nicht entdecken!«
    Mit klopfendem Herzen beobachtete sie, wie der Fallensteller einen Eimer mit schmutzigem Wasser ins Gras goss und zum Bach hinabstieg, um ihn neu zu füllen. Am Ufer kniete er im Gras und blieb einen Augenblick abwartend sitzen, als würde er spüren, dass jemand in der Nähe war. Sie hielt vor Schreck die Luft an und beschwor den Schecken in Gedanken, sich nicht zu rühren und sie zu verraten. Sie waren keine hundert Schritte von ihm entfernt, und bei der geringsten Bewegung würde er sie entdecken. Ein erfahrener Fallensteller wie Crazy Joe ließ sich nicht so leicht hinters Licht führen.
    Zum Glück verhielt sich Pinto still. Er zuckte mit keinem Muskel, als Crazy Joe den Eimer füllte, noch einmal prüfend in ihre Richtung blickte und zur Hütte zurückkehrte. Vor seinem Pferd blieb er stehen. Nur der Angewohnheit der meisten Fallensteller, mit ihren Hunden und Pferden zu reden, hatte es Clarissa zu verdanken, dass sie mehr über Alex erfuhr. »Ich trau dem Frieden nicht«, sagte er. »Und wenn dieser Whittler noch so steif und fest behauptet, dass er tot ist, glaube ich nicht daran, dass Alex den Löffel abgegeben hat. Irgendwann kommt der verdammte Kerl zurück und will seine Hütte wiederhaben. Aber da hat er sich geschnitten! Hier kommt er nicht mehr rein! Und wenn die Canadian Pacific eine Belohnung zahlt, treibe ich ihn bis nach Ashcroft und übergebe ihn Frank Whittler höchstpersönlich. Nur schade, dass wir das verdammte Weibsstück nie gefunden haben. In der Wildnis soll sie vom Schlitten gefallen und erfroren sein, aber dem Märchen traue ich genauso wenig. Die beiden sind doch mit dem Teufel im Bunde. Aber ich gebe nicht auf, Brauner, hast du gehört? Ich gebe nicht auf. Wenn sich die beiden aus ihrer Höhle wagen, kommen sie bestimmt hierher, und dann gnade ihnen Gott!«
    Clarissa erschauderte bei den Worten und beobachtete erleichtert,

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