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Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis

Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis

Titel: Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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ein wenig mulmig zumute, und sie zögerte kaum merklich, bevor sie sich ein Herz fasste und den Hunden zurief: »Go! Go! Lauft!«
    Sie hatte damit gerechnet, dass die Hunde sich erneut ins Zeug legen würden, geriet aber dennoch ins Straucheln und verlor beinahe das Gleichgewicht, als sie losliefen, und der Schlitten nach vorne schoss. »Heya! Heya!«, überspielte sie ihre Unsicherheit, glitt vom Trittbrett und rannte zwei, drei Schritte hinter dem Schlitten her, sprang wieder drauf und bekam den Schlitten langsam unter Kontrolle. »Lauf, Billy! Smoky, Cloud, nur keine Müdigkeit vortäuschen! Vorwärts … go! Jetzt zeigen wir Alex, was in der Lady aus Vancouver steckt!«
    Mit beiden Händen an der Haltestange, die Knie leicht gebeugt, trieb Clarissa die Hunde durch den staubenden Schnee. Wie funkelndes Lametta stob die weiße Gischt unter den Kufen hervor. Der Fahrtwind blies ihr eiskalt ins Gesicht, doch sie fühlte die Kälte kaum, genoss das Gefühl, unterwegs zu sein, als hätten sich die Kufen vom Boden gelöst und sie würde mit dem Schlitten durch das winterliche Paradies fliegen. Ihre anfängliche Nervosität hatte sich längst in riesige Begeisterung verwandelt, und sie fragte sich, warum sie sich nicht schon früher auf ein solches Abenteuer eingelassen hatte. Gab es denn was Schöneres, als auf diese Weise durch die Wildnis zu brausen?
    » Easy, Billy!«, rief sie, als sie das Ende der langen Schneise erreicht und Alex schon fast aus den Augen verloren hatten. »Und jetzt nach links … haw … nach links … und zurück! Lauft, meine Lieben! Zeigt, was ihr könnt!«
    Sie sprang vom Trittbrett, schob den Schlitten mit einigen kraftvollen Schritten an, sprang wieder drauf und rief: »Go, Billy, go! So ist es gut, Billy! Das klappt doch wunderbar mit uns! Ich wette, der gute Alex ist neidisch, weil wir noch besser sind als er. Was meinst du, Billy? Schneller, schneller!«
    Doch als sie nur noch wenige Schritte von dem Fallensteller entfernt war und ihm mit einer Hand zuwinkte, übersah sie in ihrem Übermut eine Bodenwelle, ging zu spät in die Knie und wurde vom Trittbrett geschleudert.
    Sie fiel in den tiefen Schnee am Wegesrand, rollte durch eine besonders feuchte Düne und blieb prustend vor den Bäumen liegen. Etwas schuldbewusst, weil sie einen Fehler gemacht hatte, vor allem aber verlegen und peinlich berührt, weil sie genau wusste, wie dämlich sie in ihrem Zustand aussah, beobachtete sie, wie er den Schlitten stoppte und verankerte, und wartete widerwillig darauf, dass er zu ihr kam und sie mit einer spöttischen Bemerkung wie »Hab ich Ihnen gesagt, dass Sie vom Schlitten springen sollen?« aufzog.

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    Doch als er zu ihr rannte und wohl auch fürchtete, dass sie sich verletzt haben könnte, rutschte er auf dem vereisten Boden aus, balancierte wie ein Tanzbär und versuchte verzweifelt, das Gleichgewicht zu halten. Dabei glitt er erneut aus und stürzte der Länge nach neben sie, die Augen verdreht und einen wenig schmeichelhaften Fluch auf den Lippen. Er kam so dicht neben sie zu liegen, dass sein linker Arm auf ihrer Hüfte landete und er mit seinem Gesicht so dicht vor ihr war, dass sie ihm tief in die dunklen Augen blicken konnte.
    »Ist Ihnen was passiert? Haben Sie sich wehgetan?«
    »Alles … alles in Ordnung. Und Sie?«
    »Ich bin in Ordnung. Clarissa …«
    »Alex …«
    Und dann küssten sie sich plötzlich, als hätten sie nur auf diesen Augenblick gewartet, und ihr war es vollkommen egal, dass ihre Gesichter voller Schnee waren und ihre Wangen vor Kälte brannten, und es machte ihr auch nichts aus, dass in ihren Lippen kaum Gefühl war und sie den Kuss kaum spürte. Seine Hand auf ihrer Hüfte war ihr genug; sie genoss es, wie sie langsam über ihren Rücken kroch und sich um ihren Nacken schloss, um sie noch fester zu halten und enger zu sich heranzuziehen. Sie fühlte, wie sich sein linkes Bein über ihren Oberschenkel schob und sie auf den Rücken zwang, als wollte er sie im eiskalten Schnee lieben. Er stöhnte vor Verlangen, einem Verlangen, das sich seit Tagen aufgebaut hatte und nur das widerspiegelte, was auch sie empfand. Sie begehrte diesen verdammten Kerl, vielleicht liebte sie ihn sogar, und sie war plötzlich so erregt, dass sie nichts dagegen gehabt hätte, mitten in der Wildnis ihre Kleider abzulegen und sich ihm hinzugeben. Sie war bereit, ihm das zu schenken, was sie bisher noch keinem Mann geschenkt hatte, schon gar nicht in dieser Leidenschaft und Intensität, die

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