Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis

Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis

Titel: Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
Vom Netzwerk:
Bierglas hob und Colby kumpelhaft auf die Schultern schlug: »Darauf sollten wir trinken, mein Freund!«
    Clarissa hielt sich nicht länger zurück. Ohne zu überlegen, stürmte sie zurück in den Saloon und baute sich vor Alex und Colby auf. Beide Arme in die Hüften gestemmt und vor Wut berstend, schimpfte sie: »Was fällt dir ein, Alex Carmack? Wie kannst du mich so demütigen? Schlägst dich wie ein ungezogener Junge mit diesem … diesem Riesenbaby und lässt dich von dieser … dieser Frau ablecken … Mir ekelt vor dir, Alex Carmack!«
    Alex war angetrunken und etwas schwer von Begriff. »Du? Was tust du denn hier?« Er schien tatsächlich zu überlegen, wer sie war. »Frauen … Frauen haben in einem Saloon … keinen Zutritt, weißt du? Nur … nur bestimmte Frauen … So wie Ruby. Stimmt’s, mein Täubchen?« Er kniff Ruby in die Wange.
    »Dass du dich nicht schämst!« Clarissa schüttelte angewidert den Kopf. »Heute Morgen faselst du noch was von … Na, du weißt schon … Und nur ein paar Stunden später benimmst du dich schlimmer als die Schurken in den Buffalo-Bill-Heften, die ich bei dir gefunden habe. Wie konntest du mich nur so hintergehen, Alex? War vielleicht alles gelogen, was du mir gesagt hast?«
    »Aber nein … Ich hab dich nicht belogen.« Er stellte das Bierglas auf den Tresen und ging ein paar Schritte auf sie zu, verlor aber sofort wieder das Gleichgewicht und musste von zwei Männern gehalten werden. »Es ist nicht so, wie du denkst, weißt du … Wir hatten nur ein wenig Spaß … Nichts Besonderes. Stimmt’s, Colby? Ich würde … würde dich doch niemals hintergehen!«
    »Das hab ich aber anders gesehen! Ich weiß, wir sind weder verlobt noch verheiratet, und du kannst eigentlich tun und lassen, was du willst, aber ein Mann, der noch vor wenigen Stunden …« Sie holte tief Luft. » … der eine Frau aufrichtig liebt, treibt sich nicht mit leichten Mädchen herum und macht sich vor allen Männern zum Affen! Oh, und sag mir jetzt bloß nicht, dass es nicht das ist, wonach es aussieht. Auf diese Sprüche falle ich nicht herein, Alex!«
    »Aber ich … Ich liebe dich …« Er war nicht so betrunken, ihren Namen zu verraten. »Ich liebe dich wirklich! Du kannst mir ruhig glauben … Ehrlich!«
    »Den Teufel tust du!«
    Kaum einem war aufgefallen, dass jemand das Walzenklavier abgestellt hatte und der »Yankee Doodle« mit einem weiteren schrägen Misston verklungen war. Die lautstarke Auseinandersetzung zwischen dem Fallensteller und der Lady war besser als jedes schräge Lied und sogar unterhaltsamer als die Theatertruppe, die einmal in Beaver Creek gastiert hatte. Begeisterte Anfeuerungsrufe wie »Gib’s ihm!« und »Er hat’s verdient!«, aber auch Beifall für Alex wie »Zeig’s deiner Alten!« und »Lass dir nicht alles gefallen!«, begleiteten den Zwist, und als Clarissa sich nicht länger beherrschen konnte, auf Ruby zuging und ihr den Lippenstift im ganzen Gesicht verschmierte, brandete sogar Beifall auf, und jemand rief lallend: »Endlich ist hier mal was los!«
    Erst als Ruby sich mit einem heftigen Tritt gegen ihr Schienbein revanchierte und es beinahe zu einem Kampf zwischen ihnen kam, wurde Clarissa bewusst, wie albern sie sich benahm. Mit ihrem lächerlichen Auftreten machte sie sich selbst zum Affen. Sie wich dem leichten Mädchen aus und ging zur Eingangstür zurück, wo sie noch einmal stehen blieb und Alex in die Augen sah. Selbst durch den dichten Qualm erkannte sie seine Reue. »Tut mir leid, «, sagte sie so leise, dass er es nicht hören konnte. »Tut mir leid, Alex!«
    Sie verließ den Saloon und merkte gar nicht, dass sich auch auf dem Gehsteig vor dem Saloon einige Schaulustige versammelt hatten. Mit Tränen in den Augen blieb sie stehen. »Ich Idiot!«, schimpfte sie.
    Doch kaum hatte sie ausgesprochen, setzte das Hämmern des Walzenklaviers wieder ein, noch mal der »Yankee Doodle«, und gleichzeitig erklang ein so wütender und bestialischer Schrei, dass sie erschrocken zusammenzuckte.
    »Nein!«, schrie Alex aus Leibeskräften.
    Mit seinem Schrei kam ein Bierkrug durch das Fenster geflogen, die mit bunten Buchstaben bemalten Scheiben zerschellten in tausend Scherben, und der Krug landete irgendwo im Schlamm. Die Leute vor dem Saloon suchten schreiend das Weite. Die Tür ging auf, und Alex torkelte heraus, er schaffte es bis zwei Schritte auf den Gehsteig, bevor er der Länge nach im Dreck landete.
    Clarissa wollte umdrehen und ihm aufhelfen, doch C.

Weitere Kostenlose Bücher