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Chronik der dunklen Wälder - Blutsbruder (German Edition)

Chronik der dunklen Wälder - Blutsbruder (German Edition)

Titel: Chronik der dunklen Wälder - Blutsbruder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Paver
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gefolgt. Sie führt weiter nach Süden.«
    »Der Rotwildclan wüsste, wenn sich ein Seelenesser im Großen Wald befände.«
    »Nicht unbedingt«, sagte Renn. »Der verkrüppelte Wanderer hat schließlich auch schon einmal einen ganzen Sommer bei euch gelebt und ihr habt ihn nicht erkannt.«
    Wütendes Gemurmel erhob sich. Durrains Lippen verwandelten sich zu einem schmalen Strich. »Eure Suche ist zu Ende. Heute Abend werden wir beten und Morgen bringen wir euch in den Weiten Wald zurück.«
    »Nein!«, riefen Renn und Torak gleichzeitig.
    »Ihr habt nicht die geringste Ahnung, in was ihr da hineingeraten seid«, sagte Durrain. »Im Großen Wald herrscht Krieg!«
    »Ihr kämpft doch sowieso nicht«, gab Renn zurück. »Was geht das euch an?«
    »Nun, der Krieg hat Auswirkungen auf alle, die hier leben«, erwiderte Durrain. »Er hält den Weltgeist fern, ohne den wir hier verderben müssen. Das muss sich doch sogar bis in den Weiten Wald herumgesprochen haben.«
    »Nein, wir haben ja bekanntlich von nichts eine Ahnung«, sagte Renn. »Warum klärst du uns nicht auf?«
    Durrain blitzte sie wütend an. »Im Winter sucht der Weltgeist die kahlen Berge als Frau mit Weidenhaaren heim. Im Sommer streift er als hochgewachsener Mann mit einem Hirschgeweih durch die Wälder. So viel wisst ihr doch zumindest, oder?«
    Renn musste sich sehr zurückhalten, um ihre Wut zu bezähmen.
    »Im Frühling, zur Wendezeit, schlägt die Große Eiche im Heiligen Hain aus. In diesem Frühjahr hat sie das nicht getan. Dämonen haben ihre Knospen vernichtet. Der Weltgeist ist ausgeblieben.« Sie hielt inne. »Dabei haben wir alles versucht.«
    »Die roten Äste«, sagte Torak.
    Durrain nickte. »Jeder Clan fleht den Weltgeist auf seine eigene Weise an. Die Auerochsen bemalen die Äste. Luchse und Fledermäuse bringen ihm ein Opfer. Die Waldpferde bemalen ebenfalls die Äste und ihr neuer Schamane fastet allein im Heiligen Hain und wartet auf ein Zeichen.«
    Renn spürte, wie sich in Torak jeder Muskel anspannte. »Ist der Waldpferdschamane ein Mann oder eine Frau?«, fragte er.
    »Ein Mann«, antwortete Durrain.
    Renns Herz klopfte mit einem Mal wild gegen ihre Rippen. »Wie sieht er aus?«
    »Niemand hat je sein Gesicht gesehen. Er trägt immer eine hölzerne Maske, um eins mit den Bäumen zu sein.«
    »Wo befindet sich der Heilige Hain?«, fragte Torak.
    »Im Tal der Pferde«, sagte Durrain.
    »Wo liegt dieses Tal?«, erkundigt sich Renn.
    »Das darf kein Fremder erfahren.«
    »Zu wessen Gebiet gehört der Hain?«, fragte Torak. »Auerochsen oder Waldpferde?«
    »Der Heilige Hain ist das Herz des Großen Waldes«, erklärte Durrain. »Er gehört niemandem. Jeder von uns darf dorthin gehen, wenn er in großer Not ist. Zumindest war es so Brauch, bis der Waldpferdschamane es verboten hat.«
    Renn holte tief Luft. »Und wenn wir euch sagen, dass der Waldpferdschamane kein anderer als der verkleidete Thiazzi ist?«
    Durrain warf ihr einen mitleidigen Blick zu und die anderen lächelten ungläubig.
    »Würdet ihr uns helfen, wenn wir recht haben?«, fragte Torak. »Würdest du mir, deinem Blutsverwandten helfen, gegen den Seelenesser zu kämpfen?«
    »Der Rotwildclan kämpft nicht«, wiederholte Durrain.
    »Aber ihr könnt doch nicht einfach tatenlos zusehen!«, rief Renn aufgebracht.
    »Wir beten, dass der Streit aufhören möge«, gab Durrain zurück. »Wir beten, dass der Weltgeist erscheint.«
    »Besteht darin eure Antwort?«, fragte Torak. »Ihr betet?«
    Durrain erhob sich. »Ich zeige euch, warum wir nicht kämpfen«, sagte sie und spuckte die Worte wie Kieselsteine aus. Dann packte sie Torak und Renn am Handgelenk und zerrte sie aus dem Lager.
    Sie stiegen auf den Hügel, wo sie alsbald eine kleine Lichtung erreicht hatten. Lattichstauden glühten im Licht der Abendsonne. Kein Vogelgesang war zu hören, es herrschte geisterhafte Stille. In der Mitte der Lichtung sah Renn gebleichte Knochen liegen: die Skelette zweier Rotwildhirsche.
    Es war furchtbar leicht zu erraten, was hier geschehen war. Während der Brunftzeit im letzten Herbst hatten die Hirsche um die Rehe gekämpft. Renn sah die Tiere förmlich vor sich, wie sie die mächtigen Schädel gegeneinander schmetterten und ihre Geweihe ineinander verhakten. Wie sie sich vergeblich voneinander zu lösen versuchten. Dann hatten sie in der Falle gesessen.
    » Dieses Zeichen hat uns der Weltgeist gesandt«, sagte Durrain. »Seht selbst, welches Schicksal unsere Totemtiere erlitten haben! Sie

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