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Chronik der dunklen Wälder - Blutsbruder (German Edition)

Chronik der dunklen Wälder - Blutsbruder (German Edition)

Titel: Chronik der dunklen Wälder - Blutsbruder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Paver
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haben gekämpft. Sie konnten sich nicht mehr voneinander lösen. Sie sind verhungert. Das passiert, wenn man kämpft. Aus diesem Grund wird sich der Rotwildclan nie mehr an irgendwelchen Streitigkeiten beteiligen.«

Kapitel 15

    Als Durrain sie zum Lager zurückführte, blieb Torak ein wenig zurück, und Renn gesellte sich zu ihm. »Alles in Ordnung?«, fragte sie.
    »Ja, mir geht’s gut.«
    Sie berührte seine Hand. »Ich weiß, du hast dir mehr erhofft.«
    Er zwang sich zu einem Achselzucken. Da es nun einmal Renn war, die Mitleid mit ihm hatte, machte es ihm nicht allzu viel aus, doch es war ihm trotzdem lieber, wenn sie über etwas anderes redeten. Daher sagte er rasch: »Ich halte es für einen Fehler, dass sie nicht kämpfen wollen.«
    »Das geht mir auch so.«
    »Wie kann man nur auf so eine Idee kommen? Wenn sich niemand mehr gegen die Seelenesser wehrt, haben sie bald den Wald in ihrer Hand.«
    »Andererseits«, bemerkte Renn spitz und traf dabei haargenau Durrains arroganten Ton, »wer sind wir schon, dass wir die Gründe des Rotwildclans infrage stellen dürften?«
    Torak grinste. »Das gilt ganz besonders für dich, Renn. Du hast ja wirklich von gar nichts eine Ahnung.«
    Sie bohrte ihm den Ellenbogen in die Rippen, und er jaulte auf, was ihm einen tadelnden Blick von Durrain einbrachte.
    Als sie das Lager beinahe erreicht hatten, senkte Torak die Stimme. »Trotzdem haben sie uns, ohne es zu wollen, etwas Wichtiges verraten.«
    Renn nickte. »Wir müssen unbedingt den Heiligen Hain finden.«
    Der Abend senkte sich herab und die meisten Clanmitglieder hatten sich bereits in ihre Hütten zurückgezogen. Durrain wartete auf sie. »Wir beten bis zum Sonnenaufgang«, sagte sie. »Ihr betet mit uns.«
    Renn gab sich große Mühe, gehorsam auszusehen, und Torak verneigte sich stumm, obwohl er keineswegs die Absicht hatte, seine Zeit mit Beschwörungen zu verbringen und sich noch länger hinhalten zu lassen.
    Auf einem anderen Pfad tauchte eine Frau auf. Als sie Durrain erblickte, zuckte sie zusammen und sah sich um, als wolle sie sich irgendwo verstecken.
    Durrain seufzte auf. »Wo bist du denn gewesen?«
    »Ich … ich habe den Pferden ein Opfer gebracht«, stammelte die Frau.
    »Du hättest vorher mit mir darüber reden sollen.«
    »Ja, Schamanin«, sagte die Frau demütig.
    Torak und Renn wechselten einen verschwörerischen Seitenblick. Die Pferde.
    Damit Torak der Frau seine Fragen stellen konnte, erkundigte sich Renn, ob Durrain ihr erklären könne, wie die Mitglieder des Rotwildclans in Trance gerieten. Die Schamanin musterte sie mitleidig und führte sie in die Hütte.
    »Wir sollten auch in die Hütte gehen«, sagte die Frau weinerlich. Ihre fleckige Haut sah aus wie getrocknetes Rentierfleisch, und sie zwinkerte ständig, als erwarte sie, dass ihr jemand einen Schlag ins Gesicht versetze. Ihr Rindenverband war schmutzig und musste dringend erneuert werden.
    Sie tat Torak leid, und er erkundigte sich mitfühlend, um wen sie trauerte.
    »Um mein Kind«, murmelte sie. »Wir sollten jetzt wirklich in die Hütte gehen.«
    »Und du bringst den Pferden ein Opfer? In ihrem Tal?«
    »Am Windfluss, ja.« Sie deutete nach hinten und schlug sich dann die Hand vor den Mund. »Aber jetzt müssen wir hineingehen .«
    Torak war mit einem Mal sehr aufgeregt. Er ließ Axt und Bogen zurück und folgte ihr in die Hütte. Die Angelegenheit kam ihm beinahe zu einfach vor.
    In der Hütte war es dämmrig wie an einem Mittsommerabend im Wald. Von den Querbalken hingen eine Unzahl Nesselfäden zum Trocknen herab, die wie lange grüne Haare über sein Gesicht strichen. Männer und Frauen saßen einander gegenüber und Durrain hatte in der Mitte Platz genommen. Sie klapperte mit Rehhufrasseln. Es gab kein Feuer, lediglich der feuchte Atem der Clanmitglieder sorgte für Wärme.
    Torak entdeckte Renn und warf ihr ein verschwörerisches Lächeln zu. Er hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie nicht mit ihm kommen würde. Er wusste selbst nicht recht, warum, aber er war sich sicher, dass sie nicht dabei sein durfte, wenn er Thiazzi herausforderte.
    Er suchte sich auf der Männerseite einen Platz in der Nähe des Eingangs.
    Nun kam das letzte Clanmitglied herein und stellte eine Schüssel und eine flache Schale vor Durrain ab. Sie hob die Schüssel und trank daraus. »Regen aus den Spuren des baumköpfigen Wächters«, stimmte sie an. »Trinkt die Weisheit des Waldes.«
    Dann nahm sie einen Flachkuchen von der Schale. »Die Rinde

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