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Chronik der dunklen Wälder - Blutsbruder (German Edition)

Chronik der dunklen Wälder - Blutsbruder (German Edition)

Titel: Chronik der dunklen Wälder - Blutsbruder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Paver
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Kernholz zum Vorschein kam, dachte sie daran, wie Fin-Kedinn ihr diesen Bogen vor vielen Sommern angefertigt hatte, und auf einmal kam sie sich nicht mehr ganz so verlassen vor.
    Nur der Durst machte ihr zu schaffen. Der See lag inzwischen weit hinter ihr. Außerdem wusste sie nicht mehr, aus welcher Richtung sie gekommen war. Wo war sie überhaupt?
    Sie hätte niemals aus dem Rotwildlager fliehen sollen.
    Durrain hatte das Feuer beinahe noch vor der Beute gespürt, und der gesamte Clan hatte sich zum See aufgemacht, um in den Kanus zur kleinen Insel in seiner Mitte überzusetzen. Dort hatten sie die Boote festgemacht und tief in sie geduckt Schutz gesucht. Renn war dem Beispiel der anderen gefolgt, hatte ihren Umhang nass gemacht und sich darunter zusammengerollt.
    Sie hatte keine Angst verspürt. Zu jenem Zeitpunkt noch nicht. Sie war viel zu wütend auf Torak gewesen, weil er sie verlassen hatte. Einen ganzen Tag hatte sie sich geduldig ausfragen lassen müssen. Wohin ist er gegangen? Ich weiß es nicht. Wohin ist er gegangen? Sie wunderte sich darüber, dass sie es nicht errieten, aber sie schienen es für unmöglich zu halten, dass sich jemand ganz allein dem Heiligen Hain stellte. Eigentlich würde es ihm recht geschehen, hatte sie voller Zorn gedacht, wenn sie ihn einfach verriete.
    Aber als sie in dem schaukelnden Boot lag und das Feuer im rötlichen Zwielicht auf sie zugetost kam, hatte sie ihren Zorn vergessen. Ein Kind schluchzte. Eine Frau flüsterte einen Schutzzauber. Renn kniff die Augen fest zu und betete für Torak und Wolf. Lass sie bitte, bitte am Leben bleiben.
    Dann fegte es über sie hinweg und das Kanu schaukelte heftig und viele stießen laute Gebete aus.
    Renn hatte eine Weile gebraucht, um zu begreifen, dass das Feuer den See übersprungen hatte und jetzt weiterzog, ohne sie verschlungen zu haben. Dann hatte der Weltgeist die Wolken aufgeschlitzt und einen Regenguss herabgesandt und in dem allgemeinen Durcheinander hatte sie sich über den Rand des Kanus gleiten lassen und war davongeschwommen.
    Sie glaubte, dass sie nach Süden gegangen war, aber bei all dem Rauch und dem Regen ließ sich das nur schwer sagen. Jetzt, wo eine Brise den Dunst verjagte, sah sie, dass sie in einer schmalen Senke stand, in der früher einmal ein Bach geflossen war. Vielleicht führte sie ja zu einem Fluss.
    Sie war noch nicht weit gekommen, als hinter ihr ein Ast auf den Boden krachte. Sie drehte sich um. Die toten Bäume sahen aus wie Jäger, die sich an sie heranschlichen.
    Einer von ihnen bewegte sich.
    Sie rannte davon, lief Hals über Kopf durch die Senke. Sie rannte, bis sie nicht mehr konnte und, die Hände auf die Knie gestützt, um Atem ringen musste.
    Rings umher in der Senke rührte sich nichts. Was auch immer sich dort bewegt hatte, es war ihr nicht gefolgt. Vielleicht war es doch nur ein Baum gewesen.
    Sie stolperte zwischen den rauchenden Stümpfen umher. Hinter einem Felsvorsprung sah sie etwas Grünes. Sie kniff die Augen zusammen. Ja – grün!
    Stöhnend ging sie um den Felsen herum – und wurde vom Grün des Waldes förmlich geblendet. Ebereschen und Buchen und Mehlbeeren erhoben sich vor ihr, mit leicht rußigen Zweigen und Blättern, aber doch grün!
    Erleichtert und immer noch keuchend, fiel sie zwischen Farnen und Schöllkraut auf die Knie. Neben ihrer Hand lag die hellblaue Scherbe eines Drosseleis, das von einem Küken aus dem Nest geworfen worden war. Aus einem umgestürzten Baumstamm wuchs ein daumenlanger Schössling, der sich tapfer durch das Moos kämpfte. Der Wald ist ewig, dachte sie. Nichts kann ihn besiegen.
    Aber von einem Fluss war weit und breit nichts zu sehen. Sie wanderte zwischen den Bäumen umher und lauschte, ob irgendwo das Geräusch von fließendem Wasser zu hören war.
    Schließlich blieb sie vor einem Hain aus hohen Kiefern stehen, der von einem Sturm umgeknickt worden war. Tote Stämme und große Wurzelscheiben, an denen noch der Waldboden klebte, versperrten ihr den Weg. Sie hätte umkehren sollen, denn das tat man, wenn man sich verlaufen hatte. Sie jedoch wollte unter keinen Umständen wieder in das verbrannte Land zurück.
    Die Kiefern wollten sie nicht in ihrer Knochenstätte. Ihre bemoosten Stämme versuchten, sie abzuwerfen, Äste reckten sich ihr wie Speere entgegen. Als sie auf der anderen Seite aus dem Hain herauskam und wieder zwischen lebendigen Eichen und Linden stand, atmete sie erleichtert auf.
    Aber diese Bäume wollten sie auch nicht. Runzlige

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