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Chronik der dunklen Wälder - Blutsbruder (German Edition)

Chronik der dunklen Wälder - Blutsbruder (German Edition)

Titel: Chronik der dunklen Wälder - Blutsbruder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Paver
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gezogenes zitterndes Heulen. Ich suche dich …
    Das war nicht Wolf.
    Die Enttäuschung war so groß, dass er die Macht über den Geist der Stute verlor. Sie drehte auf den Hinterhufen und preschte den Hang wieder hinunter, drängte sich durch die verwirrte Herde und rannte zurück zum Wasser, dorthin, wo sie sich sicher fühlte.
    Sie kam in einer Aschewolke zum Stehen. Roch den fleischigen Atem von Menschen. Sie roch, dass einige von ihnen die Häute von Fledermäusen trugen, andere die Schweife von Pferden. Sie erschrak, hatte aber keine Angst. Unter den vielen Jägern im Wald stellten die Menschen keine Bedrohung für sie dar.
    Torak war derjenige, der Angst bekam. Er sah seinen Menschenkörper wehrlos auf dem Boden liegen. Auch die Jäger entdeckten ihn.
    Er sah, wie sie mit knirschenden Schritten über den spröden Boden auf ihn zugingen. Ihre tätowierten Gesichter waren gnadenlos. Er sah, wie einer vom Waldpferdclan seinen Körper mit dem Speerschaft anstieß. Ein anderer trat ihm in die Rippen. Er spürte den Tritt, wenn auch sehr gedämpft.
    Jetzt standen alle, auf ihn eintretend und schlagend, um ihn herum. Mit einem Ruck befand er sich wieder in seinem Körper, von allen Seiten fiel der Schmerz über ihn her. Er stöhnte auf. Etwas traf ihn am Kopf.
    Mit dem letzten Funken Bewusstsein schickte er Wolf ein stummes Heulen. Tut mir leid, Rudelbruder, dass ich dich nicht gefunden habe.
    Tut mir leid, Renn.

Kapitel 25

    Renn wurde gestoßen und gezogen, bis sie jedes Gefühl für die vergangene Zeit verloren hatte. Manchmal trugen sie sie, dann wieder warfen sie sie in einen Einbaum. Einmal gaben sie ihr Wasser und etwas zu essen.
    Sie roch verkohlte Leichen und wusste, dass sie das verwüstete Land betreten hatten. Es schien endlos zu dauern, aber schließlich befanden sie sich doch wieder zwischen dumpf schreienden Eulen und raschelnden Blättern.
    Irgendwann wurden ihr Handfesseln und Augenbinde abgenommen und sie stand blinzelnd im grellen Schein eines Feuers.
    Es war Nacht. Sie sah Fackeln, die in einem großen Kreis in den Boden gesteckt waren. Kiefernduft lag in der Luft, irgendwo murmelte ein Flüsschen. Die Auerochsen und die Luchse hatten ihr Lager auf einer Seite des Feuerkreises errichtet. In der Mitte ihres Lagers erhob sich ein roter Baum. Wurzeln, Stamm, Zweige und Blätter – alles war mit Erdblut rot angemalt. Ein ganzer lebendiger Baum wurde als Opfer dargeboten, um den Weltgeist in den Großen Wald zu locken.
    Jemand stieß sie weiter, bis sie neben einer spuckenden Fackel stand. Erstaunt sah sie, dass hier nicht nur Auerochsen und Luchse versammelt waren. Auf der anderen Seite des Kreises gab es noch ein zweites Lager und davor eine in Schatten getauchte, vor Äxten und Speeren starrende Menschenmenge. Einer von ihnen trat näher ans Licht. Sein Bart und seine Lippen waren voller grüner Flecken und sein Gesicht mit Blatttätowierungen bedeckt. In sein langes grünes Haar waren Pferdeschweife geflochten, ein braunes Stirnband hielt alles zusammen. Renn konnte es kaum glauben. Der Clan der Waldpferde lagerte keinen Pfeilschuss von seinen Todfeinden entfernt.
    Zwischen den Waldpferden huschten wiederum andere, kaum auszumachende Gestalten im Mondlicht herum. Ihre Umhänge hatten die Farbe der Nacht; ein Muster aus kohlschwarzen Linien machte ihre Gesichter unkenntlich. Renn sah gezackte schwarze Tätowierungen auf ihren Unterkiefern. Der Fledermausclan.
    Die beiden Lager standen einander gegenüber, nur durch zwanzig Schritte und das qualmende Fackellicht getrennt. Pfeile lagen schussbereit auf den Sehnen. Finger schlossen sich um Axt- und Speerstiele.
    Zwischen den Wurzeln des roten Baumes machte Renn jetzt eine große Gestalt in einem wallendem Gewand und einer grell bemalten, mit einem Schopf aus Pferdeschweifen versehenen Maske aus. Sie bekam sofort eine Gänsehaut. Es war Thiazzi.
    Seine verstümmelte Hand verbarg sich in einem langen Ärmel, in der anderen Hand hielt er einen schweren Stab, in den verschlungene Spiralen eingebrannt waren. »Seht, was ich trage«, sagte er mit der wohltönenden tiefen Stimme, die Renn zuletzt im Hohen Norden vernommen hatte. »Ich, der Schamane der Waldpferde, trage den Redestab des Auerochsenclans.«
    Die Auerochsen bewegten sich beunruhigt.
    »Der Auerochsenschamane«, fuhr Thiazzi fort, »ist für seine Weisheit und seine Gerechtigkeit bekannt. Ich habe mit ihm in seiner Gebetshütte gesprochen. Als Beweis für sein Vertrauen hat er mir seinen Stab

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