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Chronik der dunklen Wälder - Blutsbruder (German Edition)

Chronik der dunklen Wälder - Blutsbruder (German Edition)

Titel: Chronik der dunklen Wälder - Blutsbruder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Paver
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verdammt ist!«
    Erleichterung bemächtigte sich der Menge. Der Schamane hatte ihre Selbstgewissheit wiederhergestellt.
    »Ich habe genug gehört, um ein Urteil über ihn zu fällen«, verkündete Thiazzi. »Ein Ausgestoßener im Wahren Wald ist eine Beleidigung des Weltgeistes. Deshalb hält sich der Geist fern von uns. Der Ausgestoßene muss sterben.«
    Der Wind frischte auf. Der rote Baum seufzte.
    Renn riss entsetzt die Augen auf.
    Torak starrte Thiazzi wie benommen an.
    »Obwohl«, sagte der alte Mann, der immer noch den Stab in der Hand hielt, »auch der Auerochsenschamane dem Urteil zustimmen muss, wenn dieser Waffenfrieden Gültigkeit haben soll.«
    Das brachte seinen Clan wieder zu sich. Alle warteten gespannt darauf, was der Waldpferdschamane darauf erwidern würde.
    Fackellicht spielte über die Holzmaske. Renn spürte, wie die Gedanken dahinter rasten. Er wollte Torak töten, je eher, desto besser. Aber wenn er die Auerochsen brüskierte, riskierte er einen Aufstand und das Scheitern seiner Pläne.
    »Selbstverständlich muss er zustimmen«, stieß Thiazzi hervor. »Heute Abend bleibt der Auerochsenschamane in seiner Gebetshütte, so wie ich mich in den Heiligen Hain zurückziehe. Jeder Clan soll einen Baum mit Erdblut bestreichen. Sobald beide Schamanen zurückkehren und wir einer Meinung sind, soll der Ausgestoßene sterben.«

    Als Torak erwachte, verspürte er quälenden Durst.
    Er war mit Stricken aus Pferdehaar an Hand- und Fußgelenken gefesselt. Seine Prellungen pochten, sein Kopf schmerzte. Obwohl er immer wieder wegdämmerte, versuchte er herauszufinden, wo er sich befand. Ein sehr beengter Unterschlupf.
    Mit einem Mal war er hellwach. Sie hatten ihn unter den roten Baum gelegt. Bald würden sie ihn an ebendiesem Baum aufhängen.
    Er wusste nicht, wie er sich aus dieser misslichen Lage befreien sollte. Wie lange dauerte es, einen Baum rot anzumalen? So viel Zeit blieb ihm noch.
    Er dachte an Renn. Sie hatte nicht so ausgesehen, als sei sie geschlagen worden. Vielleicht ließen sie wenigstens sie am Leben. Wenn sie bloß nicht versuchte, ihm zu helfen.
    Und Wolf? Er sah Wolf – falls er noch lebte – im verkohlten Wald umherirren und ihn suchen. Verwirrt und verloren heulte er nach seinem Rudelgefährten und würde nie wieder eine Antwort erhalten.
    Hilflos trieb Torak in ein loderndes Durstmeer.
    Jemand hielt seinen Kopf und flößte ihm Wasser in den Mund.
    Er hustete und spuckte. Seine Zunge war geschwollen, er konnte nicht schlucken. »Nicht aufhören«, flehte er, brachte aber nur ein unverständliches Gemurmel zustande.
    Grobe Birkenrinde berührte seine Lippen, eine kühle Hand stützte seinen Hinterkopf. Wasser rann durch seine Kehle und tränkte seine Haut, wie ein Wolkenbruch die ausgedörrte Erde wässert.
    »Wie geht es dir?«, flüsterte Renn.
    »Schon besser«, krächzte er. Es stimmte zwar nicht, aber lange konnte es nicht mehr dauern. Er schloss die Augen und spürte, wie neue Kraft in seine Glieder strömte, während Renn mit ihrem Biberzahnmesser die Seile um seine Handgelenke zerschnitt. »Wolf«, murmelte er.
    »Ich habe ihn erst gestern gesehen. Es geht ihm gut.«
    »Dem Geist sei Dank. Was ist mit –«
    »Die Raben sind ebenfalls in Sicherheit. Versuch, dich aufzurichten, wir müssen uns beeilen.«
    »Wie hast du das hier hingekriegt?«, fragte er, als sie sich an seinen Fußfesseln zu schaffen machte.
    »Überhaupt nicht«, lautete die knappe Antwort. »Alle schlafen. Weiß auch nicht, warum. Als hätten sie einen Schlaftrunk zu sich genommen. Aber lange wird das nicht mehr anhalten.«
    Torak rieb sich die tauben Gelenke und ließ den Schmerz nicht an sich herankommen. Renn wusch ihm das Blut aus dem Gesicht und erzählte ihm, dass Thiazzi eine Waffenruhe zwischen den Clans erklärt hatte. »Er muss den Auerochsenschamanen hereingelegt haben und jetzt hat er sie alle in seiner Gewalt.« Sie überlegte. »Die Sache hier ist viel größer, als wir anfangs dachten, Torak. Er bringt sie alle gegen den Weiten Wald auf.«
    Er versuchte noch, ihre Worte zu verstehen, als sie von draußen ein Geräusch hörten. Ein schläfriges Murmeln, erschreckend nahe. Dann ging das Rascheln von Rindenbast in leises Schnarchen über.
    Als alles wieder still war, atmete Torak die angehaltene Luft aus. »Warum haben sie dich nicht ebenfalls gefesselt?«
    Renn band das Messer wieder an die Wade und zog den Beinling darüber. »Weil sie Angst vor mir haben. Weil ich eine Schamanin bin.«
    Er

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