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Chronik der dunklen Wälder - Blutsbruder (German Edition)

Chronik der dunklen Wälder - Blutsbruder (German Edition)

Titel: Chronik der dunklen Wälder - Blutsbruder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Paver
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Weißt du noch, wie die Wolfsjungen versucht haben, seinen Überpelz zu fressen, und du sie daran gehindert hast? Und wie ich ihm einen Fischkopf gegeben habe?
    Es tat so weh, dass Wolf aufjaulte. Selbstverständlich erinnerte er sich noch an den strahlenden Tag, an dem er und Groß Schwanzlos Teil des Bergrudels gewesen waren, als sie gemeinsam geschwommen und glücklich gewesen waren.
    Dunkelfell rieb ihren Rumpf an seiner Schulter und schmiegte die Nase in sein Nackenfell. Ich habe Pferde gejagt. Sie haben ein saftiges kleines Fohlen bei sich. Ich hätte es beinahe erwischt, aber seine Mutter hat nach mir ausgetreten. Lass uns jagen gehen!
    Wolf hielt die Schnauze in den Wind und der Pferdegeruch wehte über seine Nase. Die Herde musste haltgemacht haben, nachdem Dunkelfell ihre Jagd aufgegeben hatte. Sie war nicht sehr weit entfernt.
    Dunkelfell sprang aufgeregt zwischen die Bäume und wedelte mit dem Schwanz. Komm! Dann setzte sie hinter den Pferden her, ein schlanker schwarzer Wolf, der durch Farn und Nesseln flog.
    Hunger erwachte in Wolfs Bauch. Er vergaß seinen Schmerz und rannte hinter ihr her.

    Torak spürte das Trommeln von Hufen auf der Erde. Die Pferde kamen in seine Richtung. Etwas musste sie aufgeschreckt haben, vielleicht ein Luchs oder ein Bär. Gut, dachte er. Je schneller, desto besser.
    Jetzt konnte er sie hören. Als sie näher heran waren, vernahm er ihr Schnauben und Keuchen und das Brechen von Zweigen. Er verließ den Pfad und stellte sich dicht an den Stamm einer Rotbuche.
    Kurz darauf kam die Leitstute in Sicht, den Kopf hoch erhoben und mit fliegendem Schweif. Sie sprengte an ihm vorüber und die Herde rannte hinter ihr her, ein glänzender schwarzer Fluss aus gestreckten Nacken und kräftigen Schenkeln.
    Sobald sie vorüber waren, stieß Torak ein gellendes Wiehern aus.
    Er hörte das Klatschen von Pferdeleib gegen Pferdeleib, als sie abrupt abbremsten und gegeneinanderprallten; dann vernahm er das Antwortwiehern.
    Torak trat auf den Pfad und wartete.
    Etwas rührte sich im Farnkraut. Er hörte ein Schnauben. Ein Scharren. Ein schlanker schwarzer Kopf schob sich aus dem Grün heraus.
    Er wieherte leise, um sie zu beruhigen.
    Sie warf den Kopf nach hinten.
    Dann redete er mit leiser, sanfter Stimme auf sie ein: »Du hast mich schon einmal gewittert, weißt du noch? Ich habe deinem Fohlen geholfen, zurück zur Herde zu kommen. Du weißt, dass ich dir nichts tun will.«
    Ihre Ohren drehten sich so, dass sie seine Stimme auffingen, aber den Kopf ließ sie misstrauisch oben. Dann drehte sie ihm ihr Hinterteil zu. Bleib weg, sonst trete ich aus!
    Langsam ging er auf sie zu, hörte nicht auf zu reden und behielt sie dabei stets im Blick, ohne sie durch allzu bedrohliches Starren zu beunruhigen.
    Ihre Flanken dampften. Ihre dunklen Augen waren weit aufgerissen, aber das Weiße rings um die große Pupille war nicht mehr zu sehen. Einen Moment lang begegneten sich ihre Blicke, und Torak merkte, dass sie ihn sehr wohl erkannte. Seine Seelen hatten sich in ihrem Innersten verborgen. Er hatte erfahren, wie es war, ein Pferd zu sein. Und sie wusste, dass er es wusste.
    »Ich weiß«, sagte er und kam noch ein bisschen näher. »Ich weiß.«
    Sie tänzelte zur Seite und schlug mit dem Schweif. Kein Mensch war ihr jemals so nahe gekommen.
    Er spürte die Hitze ihrer Flanken. Er bückte sich ein wenig und schnupperte an ihren Nüstern, so wie er es schon oft bei Pferden gesehen hatte, die sich begrüßten, und sie erlaubte es ihm. Ihr Atem, der nach Gras roch, wärmte sein Gesicht. Dann legte er ihr sachte eine Hand auf die Schulter, kniff Daumen und Finger zusammen und kratzte ihr verschwitztes Fell, wobei er die vorsichtigen Begrüßungsbisse eines Pferdes nachahmte.
    Ein Schauer durchlief sie vom Widerrist bis zum Schwanz und sie stieß ein wohliges Schnauben aus.
    »Ich bin dein Freund«, sagte er leise. »Das weißt du doch, oder?«
    Immer noch mit den Fingern sanft kneifend, wanderte die Hand am Hals hinauf, bis die Stute den Kopf drehte und ihn zur Erwiderung seiner Begrüßung behutsam in die Schulter kniff.
    Seine Hand hatte ihren Widerrist erreicht, die Finger umschlossen eine Handvoll ihrer Mähne.
    Dann tat er etwas, was in sämtlichen Clans noch keiner getan hatte.
    Er schwang sich auf ihren Rücken.

Kapitel 33

    Die Stute wieherte empört auf und versuchte, Torak sofort wieder abzuwerfen. Er klammerte sich an ihrer Mähne fest und hakte die Beine fest vor ihren Bauch.
    Sie stieg auf den

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