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Chronik der dunklen Wälder - Seelenesser: Band 3 (German Edition)

Chronik der dunklen Wälder - Seelenesser: Band 3 (German Edition)

Titel: Chronik der dunklen Wälder - Seelenesser: Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Paver
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man hier auch, Moorhühner und Hasen. So hat Fin-Kedinn es damals gemacht.«
    »Und wenn uns das Holz ausgeht?«
    »Dann brechen wir Äste von den Weiden. Die werden zwar nur knöchelhoch, aber man kann trotzdem…«
    »Siehst du hier irgendwelche Weiden? Die sind alle unter dem Schnee begraben!«
    Renn war ganz blass, und Torak ahnte, dass noch etwas anderes sie quälte. Es gab Gerüchte über den Hohen Norden. Über Schneestürme, die so mächtig waren, dass sie einen mit sich fortrissen. Über weiße Bären, die größer und grimmiger waren als jene, die im Wald lebten. Über Schneestürze, die einen lebendig begruben. Mit Schneestürzen kannte Renn sich aus. Als sie sieben Sommer alt gewesen war, hatte sich ihr Vater zum Eisfluss aufgemacht. Er war nie mehr heimgekehrt.
    »Allein kommen wir hier nicht zurecht«, wiederholte sie beharrlich.
    Torak fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. »Na schön. Für heute Abend mag das zutreffen. Lass uns ein Lager aufschlagen.«
    Sie wirkte erleichtert. »Da drüben ist ein Hügel. Wir können uns eine Schneehöhle graben.«
    Torak nickte. »Und danach werde ich tun, was nötig ist, um die Fährte wiederzufinden.«
    »Was meinst du damit?«, fragte Renn beklommen.
    Torak zögerte. »Ich schicke meine Seelen auf Wanderschaft.«
    »Tu das nicht, Torak!«
    »Hör zu, ich denke schon darüber nach, seit wir den Raben gesehen haben. Es gelingt mir bestimmt, in einen Vogel überzuwechseln. Dann kann ich mich hoch in die Lüfte schwingen und alles überblicken.«
    Renn verschränkte die Arme. »Vögel können fliegen. Du nicht.«
    »Das ist auch nicht nötig. Meine Seelen gehen in einen Vogel über, einen Raben zum Beispiel, und dann sehe ich, was der Rabe sieht, und fühle, was er fühlt. Dabei bleibe ich trotzdem ich selbst.«
    Renn ging einmal um Torak herum und baute sich dann vor ihm auf. »Saeunn hat gesagt, du bist noch nicht so weit. Sie ist unsere Schamanin. Sie muss es wissen.«
    »Ich habe so etwas schon letzten Sommer gemacht, als …«
    »Aus Versehen! Außerdem hat es wehgetan und du konntest es nicht beeinflussen. Womöglich bleibt deine Seele in dem Raben stecken und findet nie mehr heraus! Was geschieht dann mit dir? Wenn du wie tot im Schnee liegst und nur noch deine Weltseele dich am Leben hält?« Renns Stimme war schrill und sie hatte rote Flecken auf den Wangen. »Dann musst du sterben! Und ich soll die Hände in den Schoß legen und zusehen!«
    Dem konnte Torak nicht widersprechen, denn es stimmte ja, was sie sagte, darum erwiderte er bloß: »Ich brauche deine Hilfe. Ich brauche deine Hilfe, um meine Seelen auszuschicken. Willst du mir helfen oder nicht?«

Kapitel 6

    »ZUERST MÜSSEN WIR den Raben anlocken«, sagte Torak.
    Er wartete auf eine Erwiderung, aber Renn war ganz darin vertieft, eine Schneehöhle zu graben, und gab ihm zu verstehen, dass sie mit dem, was er vorhatte, nichts zu tun haben wollte.
    »Am Waldrand habe ich ein Nest gesehen«, fuhr Torak fort.
    Renn schlug mit der Axt zu. Schnee- und Eisbrocken spritzten nach allen Seiten.
    »Das ist einen Tagesmarsch weit weg, aber vielleicht verirrt sich ja einer auf der Futtersuche hierher. Außerdem habe ich einen Köder besorgt.«
    Renn hielt mit erhobener Axt inne. »Was für einen Köder?«
    Torak holte ein totes Eichhörnchen aus seiner Trage. »Das habe ich gestern geschossen. Als ich die Wassersäcke aufgefüllt habe.«
    »Du hast das Ganze längst geplant«, sagte Renn vorwurfsvoll.
    Torak betrachtete das Eichhörnchen. »Na ja, ich dachte mir, ich kann es vielleicht irgendwann gebrauchen.«
    Renn hackte noch energischer drauflos.
    Torak legte das Eichhörnchen zwanzig Schritt vor ihrem zukünftigen Unterschlupf in den Schnee, damit sich seine Namensseele und seine Clanseele nicht allzu weit von ihm zu entfernen brauchten, wenn sie in den Raben überwechselten. Das hoffte er jedenfalls. Er hatte keine Ahnung, ob es überhaupt klappen würde, weil er genauso wenig über das Seelenwandern wusste wie alle anderen – nämlich gar nichts.
    Er zückte sein Messer, schlitzte dem Eichhörnchen den Bauch auf und trat zurück, um sein Werk zu begutachten.
    »So klappt das nie im Leben«, rief Renn.
    »Einen Versuch ist es wert«, gab er zurück.
    Sie wischte sich mit dem Handschuh die Stirn. »Nein, ich wollte damit sagen, dass du es verkehrt anstellst. Ein Rabe ist viel zu schlau, um auf so etwas hereinzufallen. Er wird es für eine Falle halten.«
    »Ach so. Das stimmt natürlich.«
    »Leg das

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