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Chronik der dunklen Wälder - Seelenesser: Band 3 (German Edition)

Chronik der dunklen Wälder - Seelenesser: Band 3 (German Edition)

Titel: Chronik der dunklen Wälder - Seelenesser: Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Paver
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Die Frau beugte sich zu ihr herüber und senkte die Stimme. »Hör gut zu. Die Ältesten haben in jener Nacht etwas am Himmel gesehen. Was es zu bedeuteten hat, wissen wir nicht recht, aber ich ahne, dass du es womöglich weißt.« Nach einer kurzen Pause fuhr sie fort: »Es war ein dreizackiger Spieß, wie ihn die Heiler benutzen, um die Seelen der Kranken einzufangen. Aber der Spieß am Himmel machte einen unheilvollen Eindruck.«
    Renn schloss die Finger fester um den Beutel.
    »Aha«, sagte Tanugeak. »Wie ich sehe, hast du so etwas schon befürchtet.« Sie berührte Renns Hand. »Geh jetzt. Such deinen Freund, und wenn die Zeit gekommen ist, vertrau dich ihm an.«
    Als Renn wieder in die Haupthütte kam, hatten sich die Eisfüchse für die Nacht eingerichtet. Die meisten schliefen bereits, eng aneinandergeschmiegt, nur wenige waren noch wach, kauten Sehnen weich oder kneteten ihre froststarren Stiefel, um sie am nächsten Morgen wieder tragen zu können. Torak lag schlummernd am Rand der Schlafstatt.
    Renn kroch in ihren Schlafsack und überlegte hin und her. Das Gesicht der Eisfuchsältesten bestätigte nur die Befürchtung, die sie schon seit Tagen plagte. Die Seelenesser hatten Wolf entführt.
    Sie hatte schreckliche Angst, es Torak zu sagen. Würde er das verkraften?

    Sie wurde wach, weil Inuktiluk sie an der Schulter rüttelte.
    Alle anderen schliefen noch, aber Renn sah durch eine Wandritze, dass der Mond schon tief stand. Bald brach der neue Tag an. Torak war nicht mehr da.
    Mit einem Ruck setzte sie sich auf.
    »Er wartet draußen.« Inuktiluk bewegte tonlos die Lippen. »Komm mit!«
    Leise krochen sie hinüber in die kleinere Hütte, wo Renn ihre alten Kleider gegen die ungewohnten neuen tauschte.
    Die Nachtluft war kalt und schneidend wie ein Messer, aber es ging kein Wind. Der Schnee glitzerte im blassen Schimmer des sterbenden Mondes. Die Oberfläche war verharscht, sodass sie vorsichtig auftreten mussten. Ein paar Hunde regten sich und hoben witternd die Schnauzen, legten die Köpfe aber wieder auf die Vorderpfoten.
    Torak wartete schon. Wie Renn war auch er von Kopf bis Fuß neu eingekleidet. Sie erkannte ihn kaum in seiner Kapuzenjacke aus Robbenfell. »Sie verhelfen uns zur Flucht!«, flüsterte er mit vor Aufregung leuchtenden Augen.
    »Wer sind ›sie‹?«, zischelte Renn. »Und wieso?«
    Die Dunkelheit hatte Inuktiluk verschluckt, Torak antwortete an seiner Stelle: »Ich habe ihm alles erzählt. Du hast richtig vermutet, dass sie über das Auge der Natter Bescheid wissen. Und die eine Frau… wie heißt sie doch gleich… Akoomik? Die sagt uns, wo wir es finden!«
    »Aber … ich dachte, du traust ihnen nicht. Was hat dich umgestimmt?«
    »Du.« Er schenkte ihr ein Wolfsgrinsen, was nur selten vorkam. »Manchmal höre ich ja auf dich.«
    Inuktiluk drängte die beiden zur Eile. Sie liefen hinter ihm her, bis sie an eine Rinne kamen. Das Wasser darin schimmerte dunkel und roch nach Salz.
    Sie gingen an der sich stetig verbreiternden Rinne entlang, dann fasste Torak Renn am Arm. »Da!«
    Ihr stockte der Atem. »Ein Boot!«
    Das Boot war zehn Schritt lang und machte einen ausgesprochen robusten Eindruck. Blank geschabte Robbenhaut war auf einen Rahmen aus Walknochen gespannt. Ihre beiden Tragen waren ordentlich vorn und hinten verstaut, zwei Doppelpaddel lagen schon bereit.
    »Diese Rinne führt zum offenen Meer«, erläuterte ihnen Inuktiluk. »Wenn ihr das Meer erreicht habt, bleibt immer in Sichtweite der Küste, aber haltet euch von der Mündung des Eisflusses fern.«
    »Du hast doch gesagt, dass es noch niemandem gelungen ist, ihn zu überqueren«, erinnerte ihn Torak.
    Ein breites Schmunzeln erschien auf dem runden Gesicht. »Aber es sind schon viele außen herum gepaddelt!« Der Eisfuchsmann wurde wieder ernst. »Nehmt euch vor dem schwarzen Eis in Acht. Es ist härter als weißes und durchbohrt die Bootswand im Nu. Wenn ihr eine solche Scholle im Wasser treiben seht, seid ihr schon mittendrin.«
    Wie soll man schwarzes Eis in schwarzem Wasser erkennen?, dachte Renn.
    Torak wog sein Paddel in der Hand. Er konnte es kaum erwarten, loszurudern. »Und wo finden wir das Auge der Natter?«
    Nun erschien auch Akoomik, hockte sich hin und ritzte mit dem Messer eine Zeichnung in den Schnee. »Ihr folgt dem Nordstern bis auf die andere Seite des Eisflusses. Dorthin rudert man von hier aus ungefähr einen Tag. Wenn ihr einen Berg seht, der wie drei Raben geformt ist, die auf einer Eisscholle

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