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Chronik der dunklen Wälder - Seelenesser: Band 3 (German Edition)

Chronik der dunklen Wälder - Seelenesser: Band 3 (German Edition)

Titel: Chronik der dunklen Wälder - Seelenesser: Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Paver
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im tiefsten Winter, wenn die Sonne starb. Was immer geschah, der Mond kehrte zurück. So würde sie es auch machen.
    Ehe sie es sich anders überlegen konnte, lief sie bergab zu den Schlitten der Seelenesser, wo Torak und sie ihr Gepäck versteckt hatten. Zum Glück hatte es nicht geschneit, sodass sie ihre Trage bald entdeckte.
    Um sich zu stärken, aß sie ein paar Happen Walspeck, dann verstaute sie den übrigen Speck für Wolf und Torak in ihrem Vorratsbeutel, schob die Axt in den Gürtel und stopfte alles andere, von dem sie annahm, dass sie es vielleicht brauchen könnte, in ihren Medizinbeutel. So ausgerüstet lief sie zurück.
    Jeder Atemzug stach sie in der Brust, als sie Kapuzenjacke und Wams wieder auszog und so klein wie möglich zusammenrollte. Der Schweiß auf ihrer Haut gefror sofort, aber sie achtete nicht darauf, sondern schnürte mit dem einen Handschuhriemen das Kleiderbündel zusammen und band sich das andere Ende um den Knöchel, damit sie das Bündel hinter sich herziehen konnte. Sie gestattete sich einen letzten Blick auf den Mond und sprach einen kurzen Dank.
    Der Wind war bitterkalt, aber die unnatürliche, abstoßende Wärme im Wieselloch machte ihr viel mehr zu schaffen. Als sie wieder in den stockfinsteren Gang kroch, schnürte ihr panische Angst die Kehle zu. Sie schluckte, bis es besser wurde.
    Du hast es einmal geschafft, da schaffst du es auch ein zweites Mal.
    Sie zog den Kopf ein und kroch drauflos.

    Sie hatte keine Vorstellung, wie lange sie durch den immer enger werdenden Gang kroch, sich durch den letzten, qualvollen Engpass zwängte und schließlich im Steinwald herauskam, wo – erstaunlicherweise – kein Seelenesser mehr zu sehen war, sondern nur eine flackernde Fackel und an der Wand ein schauriger Kreis aus roten Handabdrücken, bei dessen Anblick es Renn ganz flau wurde.
    Vielleicht war es ihr Clanhüter, der seine Kreise über dem Berg zog und sie leitete, jedenfalls tappte sie durch das verzweigte Gewirr gewundener Gänge, stand immer wieder vor einer Wand und musste kehrtmachen, bis sie schließlich in einer niedrigen, lang gestreckten, dämmrigen Höhle landete. Eine einzige Fackel klemmte in einem Spalt, es stank schauderhaft und in die blutroten Wände waren mit Steinplatten verschlossene Vertiefungen geschlagen. Darin hörte man es kratzen und scharren, und Renn nahm an, dass hier die Opfertiere eingesperrt waren.
    »Torak?«, flüsterte sie.
    Keine Antwort. Nur das Scharren verstummte.
    »Wolf?«
    Immer noch nichts. Renn tastete sich an der Wand entlang.
    Die Fackel erlosch. Renn stolperte, weil etwas auf dem Boden lag, und schlug lang hin.
    Sie wartete, dass das Unheil seinen Lauf nahm, als aber nichts geschah, zog sie den Fäustling aus. Ihre Hand streifte weiches Robbenfell. Neben ihr lag jemand in einer Robbenfelljacke.
    »Torak?«, flüsterte sie.
    Stille. Entweder schlief er oder …
    Sie rückte näher heran. Wenn er nun tot war …
    Ihre Gedanken überschlugen sich. Womöglich irrten seine Seelen zornig und verstört umher und konnten ohne die Todeszeichen nicht zusammenbleiben. Oder aber seine Clanseele war von den beiden anderen Seelen getrennt worden und Torak war jetzt ein Dämon. Ein grauenhafter Gedanke, dass sich ihr Freund womöglich gegen sie wandte!
    Nein. Sie weigerte sich, dergleichen auch nur in Erwägung zu ziehen. Sie hielt die flache Hand über die Stelle, wo sie sein Gesicht vermutete … und spürte einen warmen Hauch. Er lebte noch!
    Sie zog die Hand jäh zurück. Wenn es nun gar nicht Torak war? Womöglich war es ein Seelenesser!
    Behutsam befühlte sie seinen Schopf. Er war dicht und kurz, mit Stirnfransen. Ein schmales Gesicht, kein Bart … aber die Wangen waren rau, vielleicht von der Kälte. Der Liegende fühlte sich wie Torak an, aber wenn sie sich nun irrte …
    Renn hatte eine Eingebung. Wenn es wirklich Torak war, hatte er eine Narbe an der linken Wade. Im vergangenen Sommer hatte ihn ein Keiler dort verletzt. Torak hatte die Wunde schlampig genäht und vergessen, die Fäden zu ziehen. Zu guter Letzt hatte sie das übernommen. Torak war ungeduldig geworden, sie waren mit den Köpfen zusammengestoßen und in schallendes Gelächter ausgebrochen.
    Renn steckte die Hand in den Stiefel des Liegenden und befühlte seine Wade. Tatsächlich. Dort war eine leicht erhobene Narbe.
    Bebend vor Erleichterung, packte sie ihn an der Schulter. »Wach auf, Torak!«
    Er lag schlaff und reglos da.
    »Lass den Unsinn. Wach auf!«, zischelte

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