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Chronik der dunklen Wälder - Seelenesser: Band 3 (German Edition)

Chronik der dunklen Wälder - Seelenesser: Band 3 (German Edition)

Titel: Chronik der dunklen Wälder - Seelenesser: Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Paver
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nicht wahr?«
    Renn nickte. »Solange er weder mit Erde noch mit Stein in Berührung kommt, schlägt er die Dämonen in seinen Bann und sie müssen seinem Besitzer gehorchen.«
    Torak sah wieder das rote Licht leuchten. »Aber er sah so wunderschön aus!«
    »Auch das Böse kann schön sein. Hast du das noch nicht begriffen?«, entgegnete Renn verblüffend nüchtern.
    Torak konnte das eben Gehörte immer noch nicht fassen. »Wie alt ist der Feueropal denn? Wann ist er …?«
    »Das weiß niemand.«
    »Jetzt ist er jedenfalls wieder aufgetaucht«, sagte Torak leise.
    »Und wer hat ihn?«
    »Die Eulenschamanin Eostra. Aber als die Pforte gefunden war, ist sie verschwunden.«
    Beide verstummten, lauschten dem Geflatter der Fledermäuse und dem fernen Tröpfeln und malten sich aus, was sonst noch im Dunkeln lauern mochte.
    Torak raffte sich als Erster auf. »Lass uns gehen. Es ist nicht weit.«
    Wieder war Renn verblüfft. »Woher weißt du, wo wir hinmüssen?«
    Er zögerte. »Ich weiß es eben.«

    Sie gingen bergauf, bis sie in eine stickige kleine Höhle kamen, wo sich ein trübbrauner Fluss zu einem Teich staute, ehe er in einer tiefen Felsspalte verschwand. Am Rand des Teichs stand ein Rindeneimer, daneben lag ein Rindenfaserbeutel mit vergammeltem Dorsch. In einem Winkel entdeckten sie eine Grube mit einer stabilen geflochtenen Abdeckung, die obendrein mit großen Steinen beschwert war. Toraks Herz machte einen Satz. Er ahnte – nein, er wusste –, dass dort Wolf eingesperrt war.
    Er gab Renn die Fackel, wälzte die Steine weg und stieß die Abdeckung mit dem Fuß beiseite.
    Wolf lag in einer engen, schmutzigen Grube, kaum größer als er selbst. Er war entsetzlich abgemagert, seine Hüftknochen standen heraus und sein verfilztes Fell verströmte üblen Fäulnisgestank. Er lag mit dem Kopf auf den Pfoten reglos da, und einen schrecklichen Augenblick lang dachte Torak, er sei tot.
    »Wolf!«, flüsterte er.
    Der große silbergraue Kopf wandte sich ihm zu, aber die goldbraunen Augen waren stumpf.
    »Da! Seine Schnauze!«, sagte Renn leise.
    Wolfs Schnauze war mit einem Lederriemen grausam fest zugebunden.
    Brennender Zorn packte Torak. »Das haben wir gleich!«, stieß er mit zusammengebissenen Zähnen hervor. »Gib mir dein Messer.«
    Er sprang in die Grube und schnitt den Riemen durch. » Ich bin’s, Rudelgefährte! «, jaulte er.
    Wolf zuckte nicht einmal mit der Schwanzspitze.
    »Torak …«, sagte Renn beklommen.
    » Rudelgefährte! «, wiederholte Torak eindringlich.
    »Komm sofort da raus, Torak!«, rief Renn.
    Wolf bleckte knurrend die Zähne, rappelte sich schwankend auf und duckte sich zum Sprung. Gerade noch rechtzeitig zog sich Torak am Rand der Grube hoch und schwang sich wieder heraus, wobei ihn Renn an der Jacke packte und mit aller Kraft nachhalf. Torak schnellte aus der Grube, und sie legten im selben Augenblick die Abdeckung und die Steine wieder darauf, als Wolf sich abstieß und dumpf dagegenprallte.
    Renn schlug die Hände vor den Mund.
    Torak sah sie entgeistert an. »Er kennt mich nicht mehr!«

Kapitel 27

    WOLF WOLLTE SICH auf den fremden halbwüchsigen Schwanzlos stürzen – aber der Bau klappte zu und er plumpste auf den Steinboden.
    Das Schlimme in seinem Schwanz ließ ihm keine Ruhe. Er lief im Kreis, bis seine Hinterläufe dermaßen zitterten, dass er sich hinlegen musste. Sein Pelz fühlte sich heiß und eng an, in seinen Ohren summte es. Der schwarze Nebel in seinem Kopf tat weh.
    Über ihm erscholl das Gekläff und Gejaul der fremden Schwanzlosen. Wolf stellte verwirrt die Ohren auf. Er kannte diese Stimmen. Jedenfalls kam es ihm so vor. Allerdings hörten sich diese Schwanzlosen zwar vertraut an, rochen aber ganz und gar verkehrt. Das Weibchen roch nach Fischhund und Adler, das Männchen, das so täuschend nach Groß Schwanzlos klang, stank nach den schlechten Schwanzlosen und dem großen weißen Bären. War es nun Groß Schwanzlos oder nicht?
    Hatte er seinen Rudelgefährten nicht erst kürzlich gewittert? Doch, dessen war er sich ganz sicher. Der Überpelz des natternzüngigen Weibchens hatte nach ihm gerochen, und obwohl ihm die Schlechten die Schnauze zugebunden hatte, hatte er nach seinem Rudelgefährten geheult. Stumm! Er hatte sogar eine Antwort vernommen, wenn auch nur so flüchtig wie ein rasches Zubeißen – das heiß ersehnte heisere Geheul seines Rudelgefährten hatte wie ein sanfter Hauch in seinem Fell gespielt.
    Dann hatte der schwarze Nebel Wolf wieder

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